Kampfmittelräumdienst entschärft 230 große Bomben - Innenminister Jäger: Luftbilder führen in zwei von drei Fällen zum Fundort
Experten der Kampfmittelräumdienste haben im vergangenen Jahr insgesamt 230 Bomben mit einem Gewicht von mindestens 50 Kilogramm in NRW aufgefunden und unschädlich gemacht.
Dabei spielen die Zufallsfunde eine immer geringere Rolle.
„In zwei von drei Fällen führen Luftbilder der Alliierten zum Fundort. Sie sind ein wichtiges Hilfsmittel, um Gefahrenpunkte zu erkennen und die Entschärfung vorzubereiten“, sagte Innenminister Ralf Jäger heute (25. August) in Düsseldorf. In 97 Fällen konnten die später geräumten Bomben als konkrete Verdachtspunkte auf Kriegsluftbildern erkannt werden.
Weitere 54 Bomben wurden entdeckt, weil die Aufnahmen Verdachtsmomente für einen Fund lieferten.
Der staatliche Kampfmittelbeseitigungsdienst führt bei Bauvorhaben vor Beginn der Bauarbeiten Luftbildauswertungen durch.
Im Jahr 2010 wurden 13.637 Anfragen(Vorjahr: 10.355) an die Beseitigungsdienste in Düsseldorf und Arnsberg gestellt. In 1.641 Fällen wurden Granaten, Bomben oder andere Sprengmittel zufällig entdeckt (1.677). Im vergangenen Jahr wurden 695 Bomben (Vorjahr: 993) entschärft. Dazu zählen neben den 230 (249) Bomben mit einem Gewicht von 50 Kilogramm und mehr auch Nebel-, Brand-, Splitter- und kleinere Sprengbomben.
Insgesamt wurden 9.159 Kampfmittel (18.938) geräumt, darunter 6.199 Granaten und Handgranaten (12.453), 67 Minen (54) und 2.198 (5.438) andere Sprengmittel.
Im Vergleich zum Vorjahr ist die Explosivstoffmenge mit 32 Tonnen Sprengstoff konstant geblieben, obwohl die Stückzahl deutlich zurückgegangen ist.
Das
liegt daran, dass im Jahr 2010 mehr großkalibrige Kampfmittel aufgefunden wurden. „Die Zahlen zeigen, wie wichtig die Kampfmittelbeseitigung auch über65 Jahre nach dem 2. Weltkrieg noch ist und künftig bleiben wird", betonte Jäger.
Bei vier Unfällen mit Kampfmitteln wurden insgesamt neun Menschen leicht verletzt.
Ein Ehepaar erlitt leichte Verletzungen, als ein Geschoss in seinem Holzofen explodierte. Vermutlich steckte die Munition im Brennholz.
Sieben Personen erlitten bei drei Unfällen durch die Dämpfe phosphorhaltiger Brandmunition Atemwegsreizungen. Jäger mahnte deshalb:
„Hände weg von Munitionsfunden! Schlechter Zustand und Rost sind keine Beweise für Ungefährlichkeit.“
Besonders gefährdet sind Kinder, Sammler von Militaria, Land- und Forstwirte sowie Mitarbeiter von Tiefbauunternehmen. Bei verdächtigen Funden müssen umgehend Polizei und Ordnungskräfte informiert werden.
Nur speziell geschulte Kräfte können fachmännisch mit Munition umgehen. Das Land zahlte im vergangenen Jahr rund 21 Millionen Euro, um Kampfmittel zu beseitigen und die Entsorgungstechnik zu modernisieren. Der Bund erstattete etwa 1,5 Millionen Euro für die Beseitigung der ehemals reichseigenen Munition zurück.
An private Räumfirmen vergab Nordrhein-Westfalen Aufträge in Höhe von 5,5 Millionen Euro.
Autor:Heinz Kolb (SPD aus Gelsenkirchen |
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