Coronakrise eindämmen
Jugendrat fordert Öffnung von Fahrspuren für Radverkehr
Der Düsseldorfer Jugendrat kritisiert die kürzlich erfolgte Freigabe der Umweltspuren für den Autoverkehr. Dies sei ein falsches und kontraproduktives Zeichen für den Radverkehr. Während Bundesgesundheitsminister Spahn, Bundesarbeitsminister Heil und renommierte Virolog*innen das Radfahren als gesündeste Alternative für notwendige Alltagsfahren in Zeiten von Corona empfehlen, schieße die Stadt in die verkehrte Richtung.
Dies sei ein falsches Zeichen für die zahlreichen Menschen, die wie von Expert*innen empfohlen aufgrund der Corona-Gefahrenlage mit dem Fahrrad unterwegs sind, so die Jugendlichen. Während viele den Appellen Folge leisten und bei notwendigen Fahrten statt Bus und Bahn das Rad nutzen, konterkariere die Stadt diese Anstrengungen der Bürgerinnen und Bürger, indem sie die Radinfrastruktur zurückbaue und das Radfahren noch unsicherer mache.
Bundesgesundheitsminister Spahn, Bundesarbeitsminister Heil und zahlreiche Fachleute haben in den vergangenen Tagen empfohlen, bei notwendigen Fahrten von Bus und Bahn auf das Fahrrad umzusteigen. Dies helfe stark, den engen Kontakt mit anderen Menschen und damit die Gefahr für die Ansteckung mit dem Atemwegsvirus zu minimieren. Zudem habe das Radfahren ohnehin einen gesundheitsfördernden Effekt – auch auf das Immunsystem.
„Fahrrad für alle, die in der Lage sind“, sei eine einfache Intervention und sei „wahrscheinlich hocheffektiv“, sagt der Epidemiologe und frühere Chef des Deutschen Cochrane-Zentrums in Freiburg, Gerd Antes. Ihm sei „völlig unverständlich, warum das nicht pausenlos in die Köpfe getrieben“ werde.
Das Fahrrad als Alltagsverkehrsmittel
„Insbesondere in Zeiten von Corona sind viele Mensche auf das Fahrrad angewiesen. Die Menschen brauchen Fortbewegungsmittel, um zur Apotheke oder zum Einkaufen zu kommen. Dabei ist es in unserer Stadt aus Platz- und Umweltgründen längst keine Selbstverständlichkeit mehr, ein eigenes Auto zu besitzen.“ erklärt Lukas Mielczarek, stellvertretender Sprecher des Jugendrates.
Weil die Stausituation in den letzten Tagen ohnehin stark zurückgegangen sei, gebe es gar keine Notwendigkeit dafür, Umweltspuren und Radfahrstreifen für den KFZ-Verkehr zu öffnen, so die Jugendvertreter*innen. Bei ihnen herrscht Unverständnis darüber, dass dem Radverkehr seitens der Stadt wieder Platz genommen wurde und sie kritiseren, dass diese Maßnahmen die Unfallgefahr erhöhen würden. Für einen Rückzieher bei der Verkehrswende sei absolut der nicht der richtige Zeitpunt.
Der Jugendrat sieht ausgewiesene Fahrradstreifen als notwendig für eine attraktive und sichere Radinfrastruktur. Denn während in Zeiten von Corona Menschen problemlos in Geschäften Sicherheitsabstände von 1 bis 2 Metern halten können, sei ein angemessener Abstand beim Überholen von Radfahrenden im Straßenverkehr eine Ausnahme leider keine Selbstverständlichkeit.
Stadt soll kurzfristig handeln
Die Jugendlichen appellieren an die Stadt, den Empfehlungen des Gesundheitsministers und der Virolog*innen Taten folgen zu lassen und vierspurige Straßen kurzfristig mit breiten und geschützten Radspuren auszustatten. Angesichts des durch Schließungen von Geschäften, Büros und Freizeitstätten geringeren Autoverkehrs lasse sich eine solche Maßnahme ohne Verkehrsbeeinträchtigungen durchsetzen. Außerdem müsse die Stadt die Bürger*innen deutlich dazu auffordern, aufgrund der Gefahrenlage auf das Fahrrad umzusteigen.
„Die Öffnung für den Radverkehr würde sich sowohl auf die Eindämmung der Coronapandemie als auch auf unsere CO2-Bilanz positiv auswirken. Als Vertretung der Kinder und Jugendlichen in Düsseldorf appelieren wir eindringlich an die Verantwortlichen der Stadt.“, so Lukas Mielczarek.
Die kolumbianische Hauptstadt Bogotá beispielsweise widmete wegen der Coronakrise hunderte Kilometer Autospuren in temporäre Radspuren um und schaffte dadurch attraktive Räume zum Radfahren. Ginge es nach dem Jugendrat, sollte Düsseldorf diesem Beispiel folgen und damit „ohne Nebenwirkunen und kostengünstig“ einen großen Effekt erzielen.
Autor:Lukas Mielczarek (GRÜNE) aus Düsseldorf |
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