Internationaler Frauentag des 8. März 2014 in Düsseldorf

Können Sie sich vorstellen, den jährlichen Internationalen Frauentag in der Oper zu begehen ? Am hellichten Freitagmittag um 12.00 Uhr ? Ohne Oper und ohne Orchester ? Nein, das konnte ich mir bisher nicht vorstellen. Bis dann eine Freundin von mir mich fragte, ob sie mich mit anmelden solle zu einem Empfang der Düsseldorfer Bürgermeisterin Gudrun Hock in eben dieser Düsseldorfer Oper, wo Frau Hock seit 10 Jahren zum Internationalen Frauentag interessierte Frauen der Stadt Düsseldorf empfängt. Ich war dabei !

Meine Impressionen:
Im 2. Stock ist eine kleine Bühne aufgebaut im Foyer, viele Stühle entlang der Wand und Stehtische mitten im Raum. Langsam kommen sie nach oben geschritten – die Frauen der Stadt Düsseldorf, die etwas bewegen. Frauen aus den Parteien, aus der AWO, Frauen aus dem künstlerischen Bereich, Frauen aus den Vorständen größerer Betriebe, Frauen aus allen möglichen Bereichen. Junge und alte Frauen – aber alle irgendwie sehr schön anzuschauen. Jede für sich ein Unikat – jede für sich fein gemacht für dieses große Event. Frauen im Hippylook, Frauen im Sandkastenlook mit lila Latzhose, Frauen im Vogelscheuchenlook, um die Rundungen zu verdecken, Frauen mit Minirock und Highheels, Frauen in Jeans, Frauen im Nadelstreifenanzug. Ein Katalog von Frauen, den ich – in der Stuhlreihe sitzend und beobachtend – nur allzu gerne fotografisch festgehalten hätte. Jede einzelne eine Schönheit für sich.

Am meisten beeindruckten mich die Handtaschen der Frauen. Einige tragen die Handtasche um die Schulter, so das sie kaum auffällt. Aber andere tragen eine Handtasche in der Hand. Eine Tasche an einem Bügel – klein, mittelgroß, sehr groß. Und diese Frauen zu sehen mit der Tasche in der Hand war für mich ein Hochgenuß. Es gibt diese Handtaschen, die man nicht umhängen kann. Die haben einen Bügel und man trägt sie in der Hand, wie einen kleinen Einkaufskorb. In allen Größen trugen die Damen diese Taschen zu Hosenanzügen, Miniröcken, Hippykleidern, Stöckelschuhen, flachen Tretern – egal, ob alt oder jung. Ich will nicht bei den Handtaschen stehen bleiben.

Lieber möchte ich stehen bleiben bei den schlanken Beinen derer, die was zu sagen hatten und deren Füße in Highheels gepreßt waren unter einem knappen Minirock – also im Grunde genommen eine unbequeme Montur. Und das alles zu einem Frauenempfang ohne Männer. Doch, Männer gab es schon – die hübschen Kellner, die uns ständig Schnittchen, Wein, Säfte und Kuchen brachten und die Herren Veranstalter der Oper. Aber muß man sich zum Internationalen Frauentag wegen denen so herausputzen ? Ja, man muß !

Es war eine weibliche Veranstaltung und genau hier, auf dieser Veranstaltung war es ungeheuer wohltuend, Frauen zu sehen, die ihre Weiblichkeit nicht verstecken. Frauen, die als das auftreten, was sie sind: wunderschöne Wesen, die ihre Weiblichkeit zeigen im entsprechenden Outfit ! Für mein künstlerisches Augenpaar hat es mit dazu beigetragen, bis zum Ende der Veranstaltung bei schönstem Wetter in der Oper sitzen zu bleiben und zu lauschen. Zu lauschen dem, was sie zu sagen haben. Und das was sie zu sagen hatten, war viel ! Passion zeigen für das, was man will. Dabei bleiben, kämpfen – und dennoch: Frau bleiben. Ein wunderschöner Auftakt für einen Monat der Kultur zum Thema Frau in Düsseldorf. Ich bedanke mich hier sehr herzlich bei den Veranstaltern für diesen wunderbaren Empfang. So ganz am Rande: wir Möchtegern-Vegetarierinnen, die wir fast alle mittlerweile auf dem Trip sind, kein Fleisch zu essen, haben die Schnittchen mit Fleischwurst und Salami heruntergeschlungen, wie ein hungriger Puma das Gnu und waren uns einig, das man bei solchen Empfängen auch mal Wurscht essen darf – genauso wie man beim Arzt mal die „Frau mit Herz“ lesen darf, obwohl man ansonsten nur z.B. „Die Zeit“ liest.

Denken Sie nicht, das zu einem solchen Empfang nicht derer gedacht wird, die Opfer sind von Vergewaltigungen, Verstümmelungen im Genitalbereich, Menschenhandel und Gewalt an Kindern und Frauen, überhaupt. Auch das sind große Themen zum Internationalen Frauentag, die es hervorzuheben gilt. Themen, die im Rahmen des Internationalen Frauentages im Laufe des Monat März besprochen und diskutiert werden. Aber der heutige Empfang war nicht speziell diesen Themen gewidmet, sondern es ging hier mehr um die Vernetzung von Frauen. Frauen, die etwas bewirken und etwas bewirken möchten, sollten sich einfach nur mal locker kennen lernen. Und dazu war diese Veranstaltung hervorragend geeignet.

Erwähnen möchte ich an dieser Stelle, das wir ja nicht umsonst in der Oper den Internationalen Frauentag begangen haben. Ein Klavierspieler begleitete eine fantastische Mezzosopranistin, die uns mit ihren Liedern erfreute. Und das ein oder andere Taschentuch wurde hierbei durchaus aus dem Täschelschen gezogen...

Und wenn ich schon mal in Düsseldorfs Altstadt um drei Uhr mittags die Oper verlasse, dann geht kein Weg an der Altstadt und am Cafe Madrid vorbei, wo man bei einem Gläschen spanischen Wein die vorbeiziehenden Scharen beobachten kann – unter biologisch verwerflichen Heizöfen, die uns Wärme schenken.

Wie lustig es dort zu geht ! Da kommt plötzlich der nackte Cowbay angelatscht, der nichts anderes trägt, als einen silbrigen Hut auf dem Kopf und eine knappe Shorts. Ansonsten ist der Mann komplett nackt – auch bei Minustemperaturen. Normalerweise hat er eine Gitarre dabei und singt – aber heute vor Cafe Madrid hatte er eine Kladde dabei und sammelte Unterschriften. Unterschriften wofür ? Er möchte zum Oberbürgermeister von Düsseldorf kandidieren, erzählt er uns. Er sei von Beruf Diplom-Ingenieur – ein Herr meinte, das sehe man ihm auch an - und er wolle gegen die Diskriminierung des Alters kämpfen. Da kam er mir gerade recht und ich konnte meine Freundin überreden, ihm eine Unterschrift zu geben für seine Kandidatur. Wir hatten in den letzten Jahren derart dysfunktionale Oberbürgermeister, die das gesamte Tafelsilber der Stadt verschacherten – was kann ein nackter Cowboy da als Oberbürgermeister noch falsch machen ? Im Grunde genommen – nichts.

Das ist Düsseldorf – vom Cafe Madrid Richtung Heimat ist der Spaziergang noch lange nicht zu Ende. Vor dem Jugendstilkaufhaus Carschhaus steht eine riesige Menge und applaudiert. Neugierig reihe ich mich in die Menge ein und erlebe sechs russische Breakdancer, die über den Boden fegen auf dem Kopf, auf dem Rücken, sich drehen und wenden zu einer Powermusik, das einem Augen und Ohren wackeln. Jung sind sie, gelenkig und unendlich nett und freundlich. Offene, freundliche Augen bedanken sich für den Euro, der in den Hut fällt – und ich sage mir im Geheimen, das diese Leute eine Kultur in dieses Land bringen, die neu für uns ist. Eine Kultur, die nicht auf Abschreckung bedacht ist, sondern uns einbezieht in die große russische Seele, die so viel Platz hat für Freundschaft – Druschba !!!

Druschba an Frau Hock, Druschba an den Internationalen Frauentag, Druschba an den nackten Cowbay, Druschba an unsere Einwanderer. Mögen wir Frauen und Männer, wo auch immer wir herkommen, in Frieden einander begegnen !

Autor:

Karin Michaeli aus Düsseldorf

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