Grüne starten Dialog zwischen DU-Süd und DÜS-Nord
Interkommunaler Austausch
Im Dezember trafen sich zu einer ersten gemeinsamen Fraktionssitzung die Grünen aus den Bezirken Duisburg-Süd und Düsseldorf-Nord. Bisher waren beide Fraktionen lediglich mit den eigenen benachbarten Bezirksvertretungen (BV) vernetzt. Nun erscheint der Blick über die jeweilige Stadtgrenze hinaus konsequent.
Duisburg/Düsseldorf. „Wir erachten es als selbstverständlich, dass zahlreiche Bewohner:innen aus Kaiserswerth und Wittlaer zum Einkaufen nach Duisburg fahren, und finden es genauso selbstverständlich, wenn Huckinger Bürger*innen eines der Lokale am Klemensplatz besuchen. Die Menschen leben regional und dem wollen wir Grünen Bezirkspolitiker:innen Rechnung tragen“, erklärt Waldemar Fröhlich, der Fraktionsvorsitzende der Düsseldorfer BV5.
„Für eine bessere Politik wollen wir über den Tellerrand schauen“, ergänzt Heide Apel aus der BV Duisburg Süd. Das beste Beispiel dafür, wie notwendig dieser Blick sein kann, ist der Radweg von Angermund nach Rahm. Recht frisch auf der Düsseldorfer Seite erneuert, bricht er auf der Duisburger Seite komplett ab.
Auf der Agenda der gemeinsamen Fraktionssitzung standen die Planungen für neue Supermärkte in Angermund (Fettpott) und Duisburg-Rahm (Rahmerbuschfeld), aber auch andere Neubaugebiete im Grenzbereich beider Bezirke, namentlich in Huckingen (Angerbogen), Rahm (Rahmerbuschfeld), Angermund (östlich zur Lindung), Wittlaer (Wasserwerksweg) und Kaiserswerth (nördlich Kalkumer Schlossallee).
Nach intensiver Diskussion waren sich die Grünen aus Duisburg-Süd und Düsseldorf-Nord einig, dass die Freiflächen an der Stadtgrenze beider Städte einen hohen Schutz genießen sollten. Die Frischluftschneisen, die landwirtschaftlichen Flächen und Landschaftsschutzgebiete zwischen Duisburg und Düsseldorf machen nicht an der jeweiligen Stadtgrenze halt.
Intensive Diskussion bei den Grünen
Bei neuer Bebauung gilt es, die dörfliche und kompakte Siedlungsstruktur zu erhalten, sei es in den kleineren Stadtteilen wie Serm, Mündelheim, Rahm und Kalkum, aber auch in den einwohnerstärkeren wie Wittlaer, Angermund und Huckingen.
Die oftmals lautstark und pauschal vorgetragenen Wohnungsbedarfe gilt es zu hinterfragen. Wie viele Wohnungen werden unter den veränderten pandemischen und wirtschaftlichen Bedingungen wirklich gebraucht? Ist es tatschlich die beste Lösung, zur Linderung des Mangels an Wohnraum landwirtschaftliche Flächen und Landschaftsschutzgebiete, die auch der Erholung dienen, im Süden Duisburgs und im Norden Düsseldorfs dafür großzügig aufzugeben? Von regionaler Bedeutung ist dabei das Großprojekt der 6-Seen-Wedau in Duisburg mit mehreren tausend geplanten Wohnungen. Welche Auswirkungen wird es auf die Wohnungsnachfrage im Düsseldorfer Norden haben? Das Projekt soll eines Tages immerhin über einen Haltpunkt des RRX verfügen, mit dem die Düsseldorfer Innenstadt womöglich schneller erreichbar sein wird als mit der S-Bahn von Angermund aus.
Hinsichtlich der geplanten Supermarktstandorte in Angermund und in Rahm soll ein Pendelverkehr zwischen den Orten vermieden werden. „Zu einer wohnungsnahen Versorgung gehört eine gute Erreichbarkeit zu Fuß, mit Rad und Bus und keine Reisen über die Landstraße", da sind sich Heide Apel und Waldemar Fröhlich gemeinsam mit ihren Fraktionen einig.
Die Klimakrise und die Aufheizung der Städte bedingen eine sorgfältige Beschäftigung mit dem Thema Wohnungsbau. Beide Fraktionen wollen weiterhin ausschließlich renditeorientierten und "flächenfressenden" Projekten entgegenwirken und für einen bezahlbaren, arrondierenden Wohnungsbau eintreten.
"Hitzesommer, Starkregen, Insektensterben – das sind nur einige Stichworte, die deutlich machen, wie notwendig ein konsequenter Schutz des Klimas ist. Dabei bin ich davon überzeugt, dass dazu beitragende Maßnahmen uns nicht unglücklich machen werden. Im Gegenteil! Komfortable Mobilität durch Rad, Bus und Bahn statt Stunden im Stau! Frische Luft und Erholung in der Natur statt Versiegelung dieser Flächen! Stadt neu denken!
Was liegt da näher, als über die Stadtgrenze hinaus zu schauen. Verkehrswege, Bauvorhaben, Infrastruktur betreffen sowohl die Menschen im Düsseldorfer Norden als auch im Duisburger Süden. Gemeinsam zu der besten Lösung zu kommen, ist das Ziel unseres soeben begonnenen Dialogs", fasst Apel im Gespräch mit dem Lokalkurier die Ziele zusammen. Die vorgenannten Neubauprojekte werden auch Folgen für den Straßenverkehr, den Radverkehr und den öffentlichen Verkehr haben. "In 2022 wird der Dialog zwischen den Grünen aus Duisburg und Düsseldorf die Themen Mobilität und Umwelt- mit Klimaschutz behandeln. In diesem geht der Blick ganz klar auf Radwege und den öffentlichen Nahverkehr.
Gemeinsam zur besten Lösung kommen
Dass der Radweg zwischen Angermund und Rahm an der Stadtgrenze verschwindet ist ein Hindernis auf dem Weg zur klimafreundlicher Mobilität. Ebenso darf es nicht sein, dass Berufspendler aus Duisburg und dem Ruhrgebiet, die U81 am Haltepunkt Düsseldorf-Flughafen nicht direkt erreichen können, um zu linksrheinischen Arbeitsplätzen zu kommen und auf den langsamen und zu kleinen "people-mover" angewiesen sein werden", so Fröhlich gegenüber dem Lokalkurier und weiter: "Das erste Treffen hat bereits viel Wissenswertes zu Neubaugebieten beiderseits der Stadtgrenze mit sich gebracht. Diesen Dialog gilt es zu verstetigen, das nächste Treffen ist bereits abgesprochen."
Apel und Fröhlich sind sich sicher, einen wichtigen Schritt zur regionalen Kooperation getan zu haben, von dem beide Bezirksvertretungen profitieren werden." abe/fröh
Autor:Andrea Becker aus Essen-Borbeck |
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