Fridays for Future
Großer Schülerprotest in Düsseldorf
FRIDAYS FOR FUTURE IN DÜSSELDORF; 15.3.2019
Greta Thunberg, die schwedische Klimaaktivistin, hat ganz schön was bewegt in unserer Welt mit ihrem stillen Protest vor dem schwedischen Parlamentsgebäude gegen den sorglosen Umgang mit unserer aller Lebensraum.
Die „Schulstreiks für das Klima“ sind die bemerkenswerte Folge ihres Engagements, das auch die Kritiker an ihrer Person nicht stoppen konnten bisher.
Heute, am 15.3.2019, fanden diese Schulstreiks weltweit ihren bisherigen Höhepunkt. In 105 Ländern dieser Erde gingen heute Schüler und ihre erwachsenen Anhänger auf die Strasse, um gegen den sorglosen Umgang mit den natürlichen Ressourcen zu protestieren.
Recht so, liebe Jugend – denn Euch gehört die Zukunft und ihr sollt eine Welt vorfinden, die Euch noch etwas übrig lässt !
Ein paar Schlagworte noch zur Erinnerung: Abholzung des Regenwaldes, Abholzung eines riesigen Waldgebietes zum Erschliessen der Braunkohle, Billigflüge, vernachlässigter öffentlicher Verkehr, Schmutzschleudern auf den Weltmeeren, Plastik in den Weltmeeren und an den Stränden, Fische und Vögel, die kläglich verenden an Plastikmüll... Kriege, die Menschen töten und eine Umwelt hinterlassen voller Gift und Minen... Wir sitzen bereits im brennenden Haus und die Kinder wollen das zu Recht nicht mehr hinnehmen.
Ich musste nicht groß nachdenken, ob ich mich dem Protest anschliesse. Glücklicherweise hatte ich heute in der VHS Französischkurs und konnte zum Protest denn auch mal die Schule schwänzen. Das interessiert in der VHS zwar niemanden – aber mir hat es eine besondere Freude bereitet, mich mit den „Schwänzern“ in echt solidarisch erklären zu können.
So traf ich mich denn kurz vor 11 Uhr mit einem klimabewegten Freund am Carsch-Haus, um dem Protest beizuwohnen. Ich komme an und gerate sofort in eine positive Spannung. Im U-Bahnhof befinden sich schon viele Kids mit Plakaten, die alle zum Rathaus ziehen. Wir gehen gemeinsam mit den Kindern und erleben einen derart vollen Rathausplatz, daß keine Maus mehr reinpasst.
In der Ferne sehen wir den riesigen Kopf der Greta auf dem Karnevalswagen von Jaques Tilly, der diesen Wagen für den heutigen Tag zur Verfügung stellte. Es regnet in Strömen – das richtige Wetter für solch einen wichtigen Tag.
Wir suchen Unterschlupf im Eingang des „Wettbüros“. Ein älterer Herr kommt hinzu mit den Worten „Ah, hier ist die Faktion der Alten – da bin ich ja richtig...“ Ich drehe mich um – und staune – da stehen tatsächlich die jung gebliebenen Alten und grinsen still vor sich hin.
Manche tragen ihr Alter gar auf Plakaten zu Markte. „OMAS GEGEN RECHTS“ ist auf einigen Plakaten zu lesen. Auch das ist eine schöne Geste am Rande des Geschehens und zeigt uns, wo der Hammer hängt.
Es dauert Ewigkeiten, bis sich der Zug in Bewegung setzt Richtung Burgplatz, um von dort durch die Ratinger Strasse zum Grabbe-Platz zu gelangen. Eine Frau erzählt mir, die Ordner hätten schon 5.700 Leute gezählt. Am Grabbe-Platz findet eine Kundgebung statt, deren Worte angesichts der Masse nicht zu verstehen sind. Aber die Kids mit ihren Protestrufen sind sehr gut zu hören. „Wir müssen lauter werden !“ schreien sie im Chor.
Mir fällt ein hübsches Mädchen mit Dreadlocks auf – ich bemühe mich, die Dreadlocks so zu fotografieren, das ich ihr Gesicht dabei nicht erwische. Das bekommt ihre jugendliche Mutter mit, die sich mächtig darüber freut, das wir die Frisur der Tochter schön finden. Von weit hinter Kempen seien sie angereist mit der Bahn, erzählt uns die Frau und erlaubt ein Foto von den hübschen Dreadlocks der Tochter. Es sind beides ausgesprochen nette Leute und es rührt mich an, das die beiden den weiten Weg auf sich genommen haben.
Für mich tritt nun der Höhepunkt der Veranstaltung ein: der gemeinsame Marsch über die Kö – auf der Seite der Banken. Da, wo die teuren Luxuskarossen stehen und da, wo die Banken alles darum gäben, zu Geld zu machen, was zu Geld zu machen ist.
Ein heiliger Moment mit den Kiddies über diese Luxusmeile zu spazieren. Vor den Banken bleiben sie kurz stehen und schreien „Wir sind hier, wie sind laut, weil Ihr uns die Zukunft klaut !“ Es schallt schön laut. Die Stimmen sind hell, jugendlich, zornig – ich bin bewegt, fühle mich in dem Zug zwischen den Kindern wohl, gut aufgehoben und am richtigen Ort.
Wir kommen am Görres-Gymnasium vorbei und sehen dort viele Kinder am Fenster stehen, die uns winken. Auch das ist ein Akt der Solidarität, den es zu schätzen gilt.
Ich komme mit einer netten Dame ins Gespräch, die uns erzählt, die Ordner hätten schon über 7000 Teilnehmer gezählt. Es regnet immer noch in Strömen. Die Füsse werden nass und kalt – aber das macht nichts, weil die Seele sich erwärmt hat.
Dann erleben wir beim Einbiegen auf die Graf-Adolf-Strasse eine Skurrilität. Ich dachte, es gehe nun brav auf der Rheinuferpromenade zum Landtag. Weit gefehlt – der gigantische Demozug entschliesst sich, über die Strassenbahngleise Richtung Ständehaus zu schreiten. Was zum Teufel, wollen diese gefühlten 10.000 Menschen dort ? Wir sehen sie vom Schwanenteich aus aufgereiht dort stehen mit dem gigantischen Kopf der Tilly-Greta und hören ihre Protestschreie.
Also nichts wie hin und mal schauen, was dort sein könnte. Sie stehen vor dem Parteibüro der CDU und skandieren „Hambi bleibt“. Oben am Fenster steht ein Herr, der das alles fotografiert und unten auf der Strasse entlädt sich ein gewaltiger Zorn. Aber es bleibt friedlich. Keine Vermummten stören die Demo. Alles läuft ab in einem Rahmen, in dem Mütter mit Kinderwagen sich ebenso sicher fühlen können, wie die Omas gegen Rechts und die Opas für Links.
Meines Freundes und meine Füsse sind derart durchnässt und kalt, das wir mit Rücksicht auf unsere Befindlichkeiten hier die Demo verlassen, um uns in der Altstadt beim Italiener erstmal aufzuwärmen und bei einem gemeinsamen Mittagsmahl den Erfolg der Demo zu geniessen. Auf FB erhalte ich von einem Freund aus Helsinki ein Foto der Kids, die in Helsinki demonstrieren. Ah, das tut gut.
Mein Freund und ich waren heute ein ganz kleiner Teil einer ganz großen weltweiten Bewegung. Ich denke an die Worte einer Dame, die ich im Demozug kennen lernte „Das gibt noch Hoffnung ! Es geht doch noch voran !“, sagte sie und lächelte dabei tiefgründig und froh.
Ja, es gibt noch Hoffnung ! Unsere Hoffnung ist der Protest einer Jugend, die sich nicht durch Papperlapapp, wie „Aber dann lernen die ja Freitags nichts“, ins Boxhorn jagen lässt. Die lernen Freitags auf der Straße mehr, als in der Schule. Sie lernen, sich zu wehren und sie lernen Solidarität.
Und – sie lernen wunderschöne Plakate zu erstellen. Ein Plakat befindet sich in den Fotos. Ein Mädel hatte es sorgfältig beklebt mit Müll. Ein wahres Kunstwerk, das im Grunde genommen der ständigen Beuys-Ausstellung zugeführt werden müsste. Herr Beuys – Gott hab ihn selig – wäre bestimmt mit seinen Kunststudenten auch mit marschiert.
Autor:Karin Michaeli aus Düsseldorf |
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