Glasmacherviertel nimmt Formen an

Großes Bürgerinteresse am Masterplan 2014

In Gerresheim wird in naher Zukunft ein neues Quartier, das Glasmacherviertel entstehen. Unterschiedliche Wohnformen sollen das Wohngebiet auflockern, dies sieht der überarbeitete Masterplan 2014 vor. So soll es auf rund 30 Hektar 1400 Wohneinheiten geben, davon 400 geförderte und preisgedämpfte. Statt der 2008 geplanten 150 Eigenheime wird es nach dem neuen Plan nur noch 39 geben und für das Gewerbe sind etwa 80 000 Quadratmeter vorgesehen. Der Einzelhandel wird mit 1500 Quadratmetern zur Heyestraße hin seinen Platz finden. Und das alles in einer verkehrsberuhigten Zone, denn der Hauptverkehr wird entlang der Bahngleise am südlichen Gerresheim vorbeigeführt. Die Torfbruchstraße bekommt eine Verlängerung, die Heyestraße soll abgebunden werden und der Bahnhof erhält neben einem Vorplatz auch noch eine großzügige Untertunnelung.
Sinnvolle Nutzung
Volles Haus in der Kantine der ehemaligen Glashütte an der Heyestraße. Der Besitzer des Grundstücks, die Patrizia Immobilien AG, hatte zum Informationsabend eingeladen. Dies lockte neben vielen Politikern aller Couleur aus Rat und Bezirk auch rund 300 interessierte Bürger an. Stefan Wilmhöfer, Regionalleiter West der Patrizia, ließ die Besucher wissen, dass das Unternehmen als Projektentwickler arbeitet und über einen Spielraum von 13 Milliarden Euro verfügt. Davon sind 1,4 Milliarden für den Wohnungsbau vorgesehen. Allein in Düsseldorf gibt es zwei Großprojekte. Das eine ist der Belsenpark, der kurz vor dem Abschluss steht. Das zweite, das Glasmacherviertel, welches nun Formen annehmen soll. „Der Masterplan 2104, den wir mit der Stadt „geheim“ erarbeitet haben, beinhaltet den Schwerpunkt Wohnen“, erklärt Wilmhöfer. Von „geheim“ wollte Planungsdezernent Gregor Bonin bei der Vorstellung des neuen Wohnviertels jedoch nichts wissen, er ließ vernehmen, dass dieses Projekt für diese Stadt notwendig ist. „Wir wollen nicht nur eine sinnvolle Nutzung durch Wohnungsbau, es sollen auch die verlorenen Blaumannarbeitsplätze wieder reaktiviert werden“, so Bonin. Den Anregungen der Bezirksvertretung und der Bürgerschaft, einen Sportpark zu bauen und soziale Einrichtungen zu schaffen, erteilte er eine Absage. Immerhin sollen die Denkmäler gesichert und in ein Gesamtkonzept integriert werden. Wie sie wirklich genutzt werden sollen, ließ er offen. Die Bebauung des Areals mit seinem Düsselpark, der renaturierten Düssel, der lockeren Bauweise und Verkehrsberuhigung finden grundsätzlich Zuspruch bei den Bürgern.
Angst vor Lärm und Verkehr
Widerstand ist bei der Verkehrsplanung abzusehen. Allein schon beim Versuch des Verkehrsdezernenten Stefan Keller die vierspurige L 404 schön zu reden, entsteht Unruhe im Auditorium. Lärm und Verkehrsaufkommen sind schon seit Jahrzehnten das Thema beim beabsichtigten Ausbau der L 404. Die Bürger wollen keine Stadtautobahn und doch setzten sich die Verkehrsplaner über die Bedenken hinweg. Auch befürchten die Unternehmer der Heyestraße, dass durch das Abschneiden derselben, erhebliche Einbußen entstehen. Sie glauben, dass sich keiner mehr auf die Heyestraße „verirren“ wird. Der Einwand von Dezernent Keller, es sei eine gewagte These dass der Autoverkehr eine Einkaufsstraße attraktiver macht, konnte nicht so wirklich überzeugen. Er behauptet, dass die Geschäfte an der Heyestraße auf einem kurzen Umweg erreichbar sind.
Für Bezirksvorsteher Hanno Bremer war es eine Genugtuung, dass so viele Bürger den Weg in die Kantine der ehemaligen Glashütte gefunden haben. „Wir fühlen uns dadurch in unserer Arbeit bestätigt“, meint der Bezirksvorsteher. Für ihn gibt es jedoch noch viel Arbeit, denn die Bezirksvertretung wird sich nach wie vor dafür einsetzen, dass die Heyestraße nicht abgebunden wird. Ferner sollen Sportplatz, Halle und Park & Ride-Plätze unbedingt berücksichtigt werden. „Wir werden da nicht locker lassen“, so Bremer.
Dass dieses Projekt, wie einige Bürger hoffen, in drei bis vier Jahren umgesetzt sein wird, glaubt Dezernent Boning nicht: „Wenn das letzte Haus gebaut ist, werden 10 Jahre vergangen sein!“

Peter Frank

Autor:

Peter Frank aus Düsseldorf

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