Gänsereiten mit Attrappen, also das Köpfen von Mitgeschöpfen, ist in Düsseldorf erlaubt!

(c) Walter Hermanns

Als Bespaßung konnte man am 12. Mai 2018 im Rahmen des Schützenfestes Oberkassel versuchen, einer Plastikgans den Kopf abschlagen. Diesem geschmacklosen Brauchtum, welchem in Spanien, den Niederlanden, Belgien, England und Teilen von Nordrhein-Westfalen nachgegangen wird, wurde nun auch erstmals in Düsseldorf dargeboten.

Die Ratsfraktion Tierschutz FREIE WÄHLER fragte deshalb in der letzten Sitzung des Stadtrats die Verwaltung, ob es für die notwendigen Aufbauten bzw. Durchführung eine Genehmigung gab, ob ähnliche Veranstaltungen in Zukunft genehmigt werden würden und wie die Sponsoren des Schützenfestes, insbesondere die Stadtwerke und die Stadtsparkasse dazu stehen.

Die Verwaltung teilte mit, dass weder das „Gänsereiten“ genehmigt wurde, weil nicht erforderlich, noch die Aufbauten vom Ordnungsamt überprüft wurden. Auch in Zukunft wären Veranstaltungen dieser Art erlaubnisfrei, solange nur Attrappen verwendet würden oder eine Veranstaltung auf öffentlichen Straßen durchgeführt würde.

Die Stadtwerke Düsseldorf teilten mit, dass sie als langjähriger Partner und Unterstützer des Sommerbrauchtums in Düsseldorf gemäß dem Slogan „Mitten im Leben“ Schützenvereine bei ihren Festen finanziell unterstützen, ohne Einfluss auf Veranstaltungsbestandteile zu nehmen oder gar explizit zu finanzieren.

Die Stadtsparkasse Düsseldorf erklärte, dass auch sie seit Jahrzehnten sie unterschiedlichsten Veranstaltungen des Brauchtums fördere, auf die inhaltliche Gestaltung von Brauchtumsfesten keinen Einfluss habe und auch in Zukunft keine Möglichkeit habe, Einfluss auszuüben.

Ratsherr a.D. Torsten Lemmer, Geschäftsführer der Ratsfraktion Tierschutz FREIE WÄHLER: „Wie man das spielerische Töten von Mitgeschöpfen gut finden kann, erschließt sich mir und unserer Fraktion gar nicht. Das sowohl Verwaltung, als auch die städtischen Töchter Stadtwerke und Stadtsparkasse hier für sich keinerlei Verantwortlichkeiten erkennen können, macht uns sprachlos.

Wie soll man als verantwortungsbewusster Elternteil seinen Kindern erklären, dass man Tiere nicht quälen, misshandeln oder töten soll, wenn anderseits hier einer Gansattrappe der Kopf abgeschlagen werden soll? Dass es anders geht, zeigt doch die Intervention des Jugendamts Bochum. Seit 2006 werden bei den Junggänsereitern am Kreis herunterhängende Hufeisen verwendet und die Kinder versuchen, diese mit ihrer Reitgerte zu durchstechen. Wenn man schon so eine Bespaßung, die keine Bespaßung ist, anbieten will oder meint zu müssen, dann könnte man auch in Düsseldorf Hufeisen anstelle von Attrappen verwenden.“

Autor:

Alexander Führer (Tierschutz / Freie Wähler) aus Düsseldorf

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