Pflege
Fragen zum Tag der pflegenden Angehörigen 2023

WIR! Stiftung pflegender Angehörige | Foto: LOGO

Pflegende Angehörige, überwiegend Frauen, leisten Großartiges. Wie lange noch?

Pflegende Angehörige stellen unentgeltlich zu über 84 Prozent die rund um die Uhr Versorgung und Pflege von Pflegebedürftigen jeden Alters an 365 Tagen im Jahr sicher. Dafür werden sie an diesem Tag erwähnt, gelobt und geehrt.
Die restlichen 364 Tage im Jahr wird viel von "der Pflege" gesprochen und geschrieben. Gemeint ist damit allerdings die zwar wichtige Leistung der professionellen Pflege, die aber eine ambulante 365 Tage 24 Stunden Pflege und Versorgung nicht alleine sicherstellen kann.
WIR! stellen Fragen an diesem Tag:  WANN

  • wird der Begriff "pflegende/r Angehörige/r" rechtssicher definiert?
  • wird der Status von pflegenden Angehörigen auf eine rechtliche Basis gestellt? Sieals "Laien" zu bezeichnen wird ihrer Leistung nicht gerecht.
  • bekommen pflegende Angehörige Rechte wie Mitsprache- und Mitbestimmungsrechte bei sie betreffende n Angelegenheiten?
  • wird der Tätigkeitsbereich von pflegenden Angehörigen und wann werden die Rahmenbedingungen, in denen sie tätig sind, rechtlich definiert und verankert?

Können oder müssen wir Angehörigen pflegen?

• Wenn immer mehr Menschen nicht pflegen können oder wollen, wer soll dann pflegen?
• Wann wird konkret über eine Finanzierung der Angehörigenpflege gesprochen? Sie kann nicht immer weiter subsidiär geleistet werden um den Preis der Altersarmut.
• Wer plant die Zukunft der Angehörigenpflege?

Ein "weiter so" hat keine Zukunft.

Das Thema Angehörigenpflege darf nicht weiter tabuisiert oder schöngeredet werden! Es muss politisch gehandelt werden. Und es geht auch um Geld.
Arbeitnehmer:innen finanzieren die Pflegeversicherung, der Rest wird aus privaten Ersparnissen bezahlt. Wenn diese aufgebraucht sind, muss steuerfinanziert Hilfe zur Pflege bezahlt werden. Wie kann es sein, dass Pflegeleistungen von uns Bürger:innen solidarisch und überwiegend privat finanziert werden und wir dann die restlichen Pflege- und Sorgeleistunge im (Mindestlohn-) Wert von etwa 37 Milliarden Euro (AOK Pflegereport 2016) noch zusätzlich unentgeltlich erbringen?
Wer hinterfragt die Sinnhaftigkeit der Gelderver(sch)wendung im Pflegebereich?
Wir pflegenden Angehörigen haben viele Fragen und wir bekommen nur so wenige Antworten.

Unsere Wünsche zum Tag der pflegenden Angehörigen:
• Es sollte wieder ein "Runder Tisch Angehörigenpflege" auf Bundeseben mit Beteiligung von Vertretungen der Angehörigenpflege etabliert werden. 2011 gab es einen solchen Runden Tisch. Die damals versprochene Fortsetzung lässt bis heute auf sich warten. Damit auf Landes- und Kommunaler Ebene das Bewußtsein wächst.
• Politik muss Verantwortung für das Wohlergehen von Bürger:innen übernehmen und nach an Bedarfen orientierten Lösungen suchen.
• Das Thema "Angehörigenpflege" muss politisch aus der Tabu-Ecke herausgenommen und an Realitäten zukunftsorientiert behandelt werden. Dazu gehört auch, dass Pflege nicht mit "Altenpflege" gleichgesetzt wird. In jedem Lebensalter können wir alle pflegebedürftig sein oder werden. In jedem Alter können wir in die Situation kommen einen Angehörigen pflegen zu wollen oder zu müssen.
• Politik muss in die Zukunft orientiert planen und handeln. Diese Blickrichtung vermissen wir.

Lob  Anerkennung allein sind aber zu wenig um die Versorgung unserer Pflegebedürftigen jeden Alters auch in Zukunft sicherstellen zu können.
Brigitte Bührlen München, 08.09.2023  Vorsitzende WIR! Stiftung pflegende Angehörige

Autor:

Siegfried Räbiger aus Oberhausen

Webseite von Siegfried Räbiger
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