Flüchtlings-Gipfel auf Stadtteilebene: Menschen auf Flucht brauchen Menschen mit Herz und Hand
Düsseldorf. Die Kriegssituation im Nahen Osten, die Flüchtlingsströme aus Syrien und anderswo, die Sonderzüge, die Tag für Tag im Münchner Hauptbahnhof ankommen – die täglichen Bilder in allen Medien machen hilflos, weil auch hilfsbereite Menschen nicht wissen, wo sie ansetzen können. Aber wie ist die Situation hier in Düsseldorf, bei den Flüchtlingen die im eigenen Stadtteil stranden? Im Vereinsheim von DJK Agon 08 in Mörsenbroich trafen sich mehr als 100 interessierte und engagierte Bürger, um sich über die Situation vor Ort zu informieren und konkret Hilfe anzubieten.
„Ich will helfen. Jetzt weiß ich wie und wo!“
Manfred Novacek, Vorsitzender der DJK Agon 08, und Karl Tauschke, 1. Geschäftsführer des Vereins und zugleich 2. Vorsitzender des CDU-Ortsverbands Mörsenbroich, waren überwältigt von der Resonanz, die das Thema „Flüchtlinge vor Ort“ auslöste. Frank Griese vom Team der Flüchtlingsbeauftragten der Stadt, Bezirksbürgermeister Ralf Thomas, Ralf Hagelüken, Leiter der Bezirksverwaltungsstelle 6, Ratsherr Pavle Madzirov, Sprecher der CDU-Fraktion im Integrationsrat, Pfarrer Heinz-Georg Coenen, Elisabeth Saller, Caritas-Flüchtlingsbeauftragte, und viele andere informierten über die aktuelle Situation und luden die Bürger ein, sich ehrenamtlich zu engagieren. Die Not ist groß. Nicht nur Geld- und Sachspenden werden gebraucht, sondern vor allem Menschen: Willkommenshelfer für die durchreisenden Flüchtlinge am Hauptbahnhof, Dolmetscher mit Farsi- oder Arabischkenntnissen, Begleiter bei Behördengängen, Freizeitbetreuer oder Deutschlehrer an den Flüchtlingsunterkünften an der Borbecker Straße oder demnächst in der Zelthalle auf dem Agon-Hartplatz an der St. Franziskus-Straße. Die Listen, in denen sich Freiwillige zu ehrenamtlichen Mitarbeit eintragen konnten, wurden gut gefüllt. Eine Mörsenbroicherin brachte es auf den Punkt. „Ich will nicht nur Nachrichten sehen und über Lösungen reden, sondern helfen. Jetzt weiß ich, wo und wie!“
Manfred Novacek und Karl Tauschke im Interview:
Es gibt viel zu tun, packen wir´s an!
Wir sprachen mit Manfred Novacek, Vorsitzender der DJK Agon 08, und Karl Tauschke,
1. Geschäftsführer des Vereins.
„Warum engagiert sich ein Verein wie DJK in der Flüchtlingshilfe?“
Karl Tauschke:Karl Tauschke: „Es ist großartig und unverzichtbar, dass sich die Menschen hier im Stadtteil engagieren. Aber auch für Vereine ist das eine Herausforderung. Sie haben die nötigen Strukturen für wirksame Hilfe mit Breitenwirkung.“
Manfred Novacek: „Das Engagement hat für uns Tradition. Wir haben schon die Ferienfußballschule im Sommer dieses Jahres für Flüchtlingskinder geöffnet und seither viele Asylanten erfolgreich in unserer Jugendarbeit integriert.“
„Das Gelände von Agon soll selbst zur Flüchtlingsunterkunft werden. Wie kam´s?“
Karl Tauschke: „Wir sind stolz darauf, etwas tun zu können. Ein Flüchtlingslager auf unserem Gelände ist natürlich ein Gebot der Menschlichkeit, aber es ist auch eine riesige Herausforderung. Die Aufgaben, die hier zu bewältigen sind, reißen auch dann nicht ab, wenn das Thema Flüchtlinge längst nicht mehr in den Schlagzeilen ist. Und niemand kann heute schon voraussagen, ob nach der ersten Million nicht eine zweite Million Flüchtlinge kommt und das Provisorium Zelthalle zum Langzeitprojekt wird. Die immer größer werdende Flüchtlingswelle, die hier auf uns in Düsseldorf zurollt, wird unser Sozialsystem, unsere Kultur und unsere Politik, also unsere Gesellschaft im Allgemeinen beeinflussen. Nur mit Hilfe der ehrenamtlich tätigen Bürger können die Behörden und die von der Politik bezahlten karitativen Einrichtungen diese schwere Aufgabe bewältigen.“ (Peter Salm)
Autor:Peter Salm aus Düsseldorf |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.