Fachkräfte dringend gesucht im Handwerk

Andreas Ehlert.

Das nordrhein-westfälische Handwerk ist 2017 um 3 Prozent gewachsen und startet ins neue Jahr mit viel Rückenwind. Der Fachkräftemangel erweist sich allerdings als Wachstums- und Beschäftigungsbremse. Andreas Ehlert, Präsident des Handwerks NRW, kritisiert die Pläne der neuen Groko in der Sozialpolitik, die weitere Belastungen für die Betriebe bedeuten.

Nachwuchs wird dringend gesucht

Das NRW-Handwerk wuchs 2017 um 3 Prozent auf 122 Milliarden Euro und soll auch im laufenden Jahr im gleichen Maße steigen. „Das Handwerk blickt insgesamt auf ein starkes und erfolgreiches Jahr 2017 zurück“, sagte Ehlert am vergangenen Freitag bei der Vorstellung der neusten Konjunkturdaten. Insgesamt arbeiteten 2017 1,1 Millionen Beschäftigte im Handwerk, damit konnte der Stand des Vorjahres gehalten werden. Auch in diesem Jahr hofft das Handwerk, diesen Stand bewahren zu können. Denn der Fachkräftemangel aufgrund abnehmender Schulabgängerzahlen macht dem Handwerk zunehmend Sorgen. Umso erfreulicher ist, dass die Zahl der neuen Ausbildungsverhältnisse deutlich gesteigert werden konnte. Vorläufige Zahlen lassen mit rund 30.000 Ausbildungs-Startern einen Zuwachs von rund 4 Prozent erwarten gegenüber dem Mini-Plus von 0,3 Prozent 2016. Beigetragen zu dieser Trendwende hat im Wesentlichen die Integration von Flüchtlingen. Ihre Zahl hat sich im Handwerk seit 2015 bis Ende 2017 auf 1985 Auszubildende verfünffacht. Ohne Flüchtlinge wäre die Zahl der neuen Azubis sogar leicht gesunken.

Bundesweit hat das Handwerk versprochen, innerhalb von drei Jahren bundesweit 10.000 Flüchtlinge durch eine Handwerks-Ausbildung beruflich zu integrieren. Ehlert erwartet sich aber deutlich mehr Unterstützung von Bund und Land bei der Integration, beispielsweise beim Angebot von Nachhilfekursen in Deutsch und bei der Berufsvorbereitung sowie in der Berufsorientierung. Außerdem müsse die Bleibeperspektive vor Beginn der Ausbildung zügiger geklärt werden. Der bürokratische Aufwand für die Betriebe sei derzeit sehr hoch.

Erfreulicherweise interessieren sich auch immer mehr Abiturienten für eine Ausbildung im Handwerk, hier sind die Zahlen um bis zu 30 Prozent in einzelnen Handwerkskammerbezirken angestiegen. Für Abiturienten bietet das Handwerk auch immer mehr duale oder triale Studiengänge an, so können Lehre und Studium kombiniert werden. Wer noch einen Ausbildungsplatz sucht, hat im Handwerk also sehr gute Chancen. Auch Akademiker, die sich eine Perspektive als Unternehmer oder leitender Mitarbeiter vorstellen können, sind im Handwerk willkommen. Schließlich lautet ein Spruch der Imagekampagne des Handwerks: "Bei uns zählt nicht wo man herkommt, sondern wo man hinwill."

Das Handwerk begrüßt auch die Pläne der Landesregierung zur Einführung eines Azubi-Tickets, vergleichbar dem Semesterticket für Studenten. Dadurch könne die Mobilität der Auszubildenden erhöht werden und auch weiter vom Wohnort entfernte Stellen attraktiver machen.

Erleichtert zeigte sich Ehlert, dass die Pläne der SPD für eine "Bürgerversicherung" erst mal vom Tisch sind. "Für Selbständige sähen wir im Handwerk am liebsten eine allgemeine Vorsorgepflicht bei voller Wahlfreiheit zwischen gesetzlicher und privater Vorsorge", sagte Ehlert. Nicht erfreut ist das Handwerk über die Rückkehr zur Parität bei den Krankenkassenbeiträgen. Künftig werden Arbeitgeber und Arbeitnehmer wieder den gleichen Anteil am Beitragssatz entrichten. Das bedeute eine Mehrbelastung für die Handwerksbetriebe. Nötig seien klare Signale zur Senkung der Steuerbelastung sowohl für Arbeitnehmer und für Unternehmen.

Bundesweite Suche nach einer Lehrstelle oder ein Praktikum per App oder Onlinesuche unter der Webadresse www.lehrstellen-radar.de.

Autor:

Norbert Opfermann aus Düsseldorf

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