Ein Viertel ohne Supermarkt - Dilemma für Senioren
In weiten Abschnitten der Dreherstraße gibt es aktuell keinen Supermarkt. Speziell für ältere Menschen ist das ein großes Problem. Aber eine einzelne Rentnerin setzt sich nun dafür ein, an der Situation etwas zu ändern.
Anneliese Strothmann ist 82 Jahre alt und wohnt seit 1993 im DRK-Zentrum am Lohbachweg. Sie gehört zu jenen Senioren, die zwar allein leben, aber dennoch versuchen, ihr Leben eigenständig und aus eigenen Kräften zu meistern. Doch in den letzten Monaten haben sich die Lebensbedingungen an der Dreherstraße maßgeblich verschlechtert: Seitdem zuerst der Edeka-Supermarkt an der Dreherstraße sein Geschäft aufgab und jetzt auch noch der italienische Gemüseladen an der Ecke Diepenstraße wegziehen will, gibt es in einem Radius von rund zwei Kilometern kein größeres Lebensmittelgeschäft mehr.
Für viele ältere Menschen des Viertels, die nicht mehr imstande sind, längere Strecken zu marschieren, ist das ein Dilemma, denn nicht jeder kann ständig auf Hilfe von Angehörigen oder Bekannten zurückgreifen. Frau Strothmann kann ein Lied davon singen: „Für alltägliche Dinge wie Aufschnitt, Gemüse oder Waschmittel muss ich entweder drei Kilometer bergauf, bis zur Benderstraße nach Gerresheim. Da sind Rewe, Kaisers oder Rossmann. Oder ich muss komplett runter bis zur Bruchstraße in Flingern, wo Aldi und Penny sind“. Beide Strecken könne sie eigentlich nur noch mit öffentlichen Bussen bewältigen, aber im Bus sei sie schon zweimal gestürzt, „weil die Fahrer anscheinend mehr auf die Zeit als auf ihre Fahrgäste achten“.
Trotzdem macht sich die tapfere Rentnerin weiterhin mehrmals pro Woche mit ihrer Gehhilfe auf den mühsamen Weg. Denn sie will nicht nur sich selbst helfen, sondern erledigt mittlerweile auch Einkäufe für einige ihrer Nachbarn, die noch unsicherer auf den Beinen sind. An den Einkaufsmöglichkeiten im Viertel hat sich indes noch nichts getan: Das Ladenlokal des ehemaligen Edeka an der Dreherstraße 90 steht seit mehr als einem Jahr leer. „Manchmal habe ich das Gefühl, man hat uns, die Senioren hier zwischen den Stadtteilen, einfach vergessen“, meint Anneliese Strothmann. Darum hat sie jetzt einen Brief an Bezirksvorsteher Hanno Bremer und Oberbürgermeister Dirk Elbers geschrieben, der die Sachlage erläutern und Bewegung in die Sache bringen soll. Um ihren Anliegen Nachdruck zu verleihen, sammelt die 82-jährige Rentnerin außerdem in der ganzen Nachbarschaft Unterschriften - bei allen, die die Lage ähnlich sehen. Allerdings: „Wer unterschreiben will, soll mich bitte anrufen. Ich hab auch Rücken, und rund um die Uhr kann ich nun wirklich nicht mehr um die Häuser ziehen“. Anneliese Strothmann ist tagsüber erreichbar unter der Düsseldorfer Rufnummer 0211-236356.
Autor:Stanley Vitte aus Düsseldorf |
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