Ehrung für einen "afrikanischen Engel"

Harriet Bruce-Annan mit einem ihrer Schützlinge in Ghana
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Die Ratsfraktion der FREIEN WÄHLER Düsseldorf hat Harriet Bruce-Annan (48) eingeladen, an einer gesonderten Fraktionssitzung teilzunehmen, um dort Ihre Arbeit, Ziele und weitere Projekte vorzustellen. „Gleichzeitig wollen wir aber auch Frau Bruce-Annan weiteren Mut und Auftrieb für ihre überaus wichtige Integrationsarbeit in dieser Stadt geben und ihre Organisation besser kennenlernen“, sagte der Fraktionsvorsitzende der Ratsfraktion, Dr. W. Klaus Kirchner in seiner Eröffnungsrede.

Kirchner weiter: „Die wohl „berühmteste Toilettenfrau Deutschlands“ , liebevoll auch „Der afrikanische Engel“ genannt, hat all ihre Ersparnisse und Trinkgelder, die sie als Toiletten- und Putzfrau verdiente, dafür verwendet, den Kindern aus den Slums in der Stadt Accra, Bukom (Ghana) ein Zuhause zu schaffen und ihnen eine Schulausbildung zu ermöglichen. Damit schaffte sie es, diesen Kindern eine dauerhafte Zukunftsperspektive zu geben“. Im Juni absolvierten sieben African Angel Kinder ihre „Mittlere Reife“, sie schlossen die Senior-High-School Vision Interlectuel erfolgreich ab und dürfen ab Herbst ein College besuchen. Auf diesen Colleges werden die jungen Leute innerhalb der nächsten 3 Jahre auf ihr „Abitur“ vorbereitet werden. Für die Sieben beginnt also bald ein neuer Lebensabschnitt.

1990 kam die streng gläubige Christin und Inhaberin eines deutschen Passes als studierte Computerprogrammiererin mit Ihrem Mann nach Deutschland, weil er ihr eine bessere Ausbildung versprach. Doch statt dessen gab es immer wieder Prügel. "Als ich es nicht mehr aushielt, floh ich ins Frauenhaus und suchte mir einen Job als Altenpflegerin, dann als Toilettenfrau auf der Messe Düsseldorf und später in einer Altstadtkneipe. Ich lebte in einer winzigen Sozialwohnung und arbeitete fast rund um die Uhr. Jeden Pfennig/Cent legte ich auf die Seite und sparte mir mein Essen vom Munde ab."

"Als ich 5000 Euro beisammen hatte, reiste ich nach Ghana und mietete erst einmal ein Haus für „meine Kinder. Das war der Anfang von African Angel e.V". „Es schmerzt mich, wenn ich sehe, wie viele Kinder auf der Straße namenlos verhungern und dass die afrikanische Regierung das Geld lieber für Prestigeobjekte und Militär ausgibt statt es in die Bildung ihres Volkes zu investieren, damit es ein besseres Leben führen kann“, sagte Bruce-Annan in ihrer 45-Minütigen beeindruckenden Dankesrede. Anschließend wurde ein Film vom ARD über die Arbeit und die bereits erzielten Erfolge des von Harriet Bruce- Annan 2002 gegründeten Vereins „African Angel“ gezeigt.

Der Verlag Bastei Lübbe publizierte 2009 ihr Buch „African Angel: Mit 50 Cent die Welt verändern“. (ISBN 978-3-7857-2384-5.) Darin berichtet Bruce-Annan über ihr Schicksal und ihre Arbeit. Die Stadt Bürstadt verlieh ihr 2010 den Courage-Orden. 2011 wurde sie bei einer Gala in Berlin von der Zeitschrift Bild der Frau zur „Heldin des Alltags“ gekürt und mit einem Preisgeld - gestiftet von Jacobs Krönung - von 30.000 Euro ausgezeichnet. Anlässlich des Weltfrauentags 2013 verlieh ihr Bundespräsident Joachim Gauck das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland.

Heute werden in 3 Häusern etwa 100 Mädchen und Jungen von „African Angel“ liebevoll betreut. Ein weiteres Internat befindet sich bereits in Bau. Die Kinder erhalten dadurch ein Dach über den Kopf und ihnen wird ein Schulbesuch ermöglicht. Sieben African Angel Kinder haben bereits die Senior-Highschool abgeschlossen und werden ins College wechseln.

„Wir fühlen uns der großartigen Leistung dieser außergewöhnlichen Frau eng verbunden. Sie ist in der Lage Menschen für gute Taten zu inspirieren; mit Recht kann man sie als „afrikanischer Engel“ bezeichnen. Harriet Bruce-Annan hatte eine Vision, daraus wurden Taten. Wir dürfen zwar keine Orden verleihen, aber wir können Sie ehren und werden zumindest auf unser heutiges Sitzungsgeld verzichten, um es Ihrer großartigen Sache zukommen lassen“, sagte Kirchner. Zum Schluss gab es für Harriet Bruce-Annan stehende Ovationen und einen dicken Blumenstrauß. Wer wollte, hatte die Gelegenheit, das Buch „African Angel: Mit 50 Cent die Welt verändern“ und einer Widmung zu erwerben.

Bruce-Annan wurde 1965 in Accra geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie im Stadtteil Adabraka. Regelmäßig besuchte sie ihre Großmutter, welche im Armenviertel Bukom leben musste. Das dort herrschende Leid bekam sie bereits im Kindesalter mit. Dank der Hilfe ihres Onkels studierte sie Computerprogrammierung in Ghana. Ihr erster Arbeitsplatz war dort in einer deutschen Computerfirma. Gemeinsam mit sechs weiteren Personen gründete sie im. September 2002 den Verein African Angel, der Kinder aus dem Armenviertel Bukom unterstützt, insbesondere Waisenkinder, und ihre schulische und berufliche Ausbildung finanziert.

Die Stadt Düsseldorf hatt offenbar keine institutionalisierte Möglichkeit, Bürger und Bürgerinnen öffentlich hervorzuheben, denen von dritter Seite hohe Auszeichnungen wie Orden, wissenschaftliche Preise etc. verliehen wurden. Dies wurde besonders deutlich, nachdem die in Düsseldorf lebende Ghanaerin Harriet Bruce-Annan von Bundespräsident Joachim Gauck mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden war. Es fand sich nach Angaben der Stadt bisher keine Möglichkeit, Frau Bruce-Annan in Düsseldorf eine Ehrung durch die Stadt zuteil werden zu lassen.

Eine entsprechende Anfrage der Ratsfraktion FREIE WÄHLER wurde mit formalen Begründungen seitens der Stadt abschlägig beschieden. Ein kürzlich dem Rat vorgelegter Antrag der FREIEN WÄHLER zu diesem Thema fand ebenfalls keine Mehrheit unter den Ratsmitgliedern. "Der Antrag war auch mit der Hoffnung verbunden, dass dadurch auch in Düsseldorf gelingt, was dem Oberbürgermeister von Köln möglich war, nämlich Frau Bruce-Annan eine öffentliche Ehrung zuteil werden zu lassen", sagte der Fraktionsvorsitzende der FREIEN WÄHLER, Dr. Klaus Kirchner.

Kurzvita:

Bruce-Annan wurde 2008 zu einer Konferenz des Berliner Senats eingeladen. Dort wurde die Rolle von Wissen in der internationalen Migration diskutiert. 2009 war sie in den Fernsehsendungen NDR Talk Show und Markus Lanz zu sehen. Seit mehreren Jahren tourt Bruce-Annan durch Deutschland und Österreich, um ihr Projekt vorzustellen.

Name: Harriet Dansowaa Bruce-Annan, geb: Ani-Agyei
Kindheitstraum: Den armen Kindern aus Bukom zu helfen!
Lieblingsbuch in der Kindheit: Kinderbibel
Lieblingsbuch heute: Die Bibel
Lieblingslied: Greatest Love of All von Whitney Houston
Worauf ich stolz bin: Dass schon 100 Kinder aus Bukom eine Perspektive für ihre Zukunft in Afrika haben
Größte Herausforderung: Den weiteren Zehntausenden Kindern zu helfen, die sonst keine Chance haben!
Erster Job: Computer-Operator in einer deutschen Firma in Accra
Wen ich bewundere: Mutter Theresa
Inspiration: Das neue Selbstvertrauen unserer Heimkinder und mein Glaube

Autor:

Peter Ries aus Düsseldorf

Webseite von Peter Ries
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