DüsselDORFER Luxusprobleme - Ignoranz und das Unvermeidliche
Dem Kommentator Stanley Vitte sei hier einmal mehr gedankt für ein editoriales Highlight, das da weit aus den Niederungen des in diesen Tagen besonders bedauerlichen journalistischen Mainstreams herausragt. Zwischen Stimmungsmache für Prestige-Bauprojekte für die Kassen einiger weniger (in der schönen Stadt am Rhein mit dem Dorf im Namen) und Euro-Durchhalteparolen (in allen Gazetten des medialen Overkills) wagt es da jemand, in den Niederungen nach dem Befinden zu fragen.
Nun - der Eurocrash ist lange vorhersehbar gewesen - als ich im April Freunde mit unsicheren Krediten o.ä. warnte und ihnen Vorkehrungen anriet wurde mir von manchem eine Therapie empfohlen. Auch was jetzt geschieht - ein Land, das so gezielt seine Potenziale vernichtet wie Deutschland es in den letzten Jahren getan hat, das darf sich nicht wundern, wenn es nun dort steht, wo es steht. Als Düsseldorfer, der viel auf der südlichen Hemisphäre unseres schönen blauen Balls unterwegs war und auch zuletzt länger dort an einem fern von rheinischem Bürgeridyll gelegenen Ort gearbeitet hat kann man sich über die angesprochenen Luxusprobleme nur wundern. Ich begegne hier eigentlich fast nur noch Leuten, die trotz exzellenter Ausbildungen und vielfältiger Berufserfahrungen - abgesehen davon, dass sie auch sonst noch sehr helle sind nichts mehr in den Taschen haben, um "sich Düsseldorf wirklich leisten zu können". Keine Aufträge mehr in abgedichteten Märkten, die eigentlich nur noch auf Ballhalten aus sind. Und - für die anderen auch keine Jobs mehr im ausgebremsten "Jobwunder Deutschland". Keine Innovationen - Antworten auf die essentiellen Herausforderungen - irgendwann vielleicht einmal. Jürgen Klinsmann und Jogi Löw wären in die Wüste geschickt worden mit solchen "Rezepten" - aber - die Politik darf bedingungslos mauern. Und - das auf allen Ebenen in Stadt und Land.
Ignoranz hat auch so etwas wie Selbstschutz. Lächelnd in den Abgrund - Hauptsache, die anderen reißen einen nicht mit.
Um es mit George Stigler, dem großen Ökonomen der University of Chicago zu sagen: „In einem Regime der Ignoranz wäre Enrico Fermi ein Gärtner gewesen, von Neumann ein Wachmann in einem Supermarkt.“ (Fermi war einer der bedeutendsten Kernphysiker, von Neumann ebensolcher Mathematiker der ersten Hälfte des 20. Jhdts. – Stigler’s Hauptwerke sind die „Wirtschaftstheorie der Regulierung“ und „Die Ökonomie der Information“ – Zitat aus „Triumph of the City“– „Der Siegeszug der Stadt“ von Harvard Stadtökonomie-Professor Edward Glaeser – derzeit nur auf Englisch).
Dazu - als kleines Bilderrätsel zwei Fotos von zwei Betätigungsfeldern meinerseits. Einen schönen Tag noch - und - danke, Herr Vitte.
Mit den besten Grüßen aus Guantanamo Bay - gleich neben der Hauptstadt NRW's - eigentlich mittendrin.
Autor:Stefan Frischauf aus Düsseldorf |
2 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.