Die Jury - Provinzposse um Heinrich-Heine-Preis

Die Jury vor ihrem Scherbenhaufen: Neuenhaus und Conzen
  • Die Jury vor ihrem Scherbenhaufen: Neuenhaus und Conzen
  • hochgeladen von Peter Ries

Alle zwei Jahre vergibt die Stadt Düsseldorf den mit 50.000 Euro dotierten Heinrich-Heine-Preis. Der Heine-Preis ist einer der höchstdotierten deutschen Literaturpreise. Er wird seit 1972 an Persönlichkeiten verliehen, die durch ihr geistiges Schaffen «den sozialen und politischen Fortschritt fördern, der Völkerverständigung dienen oder die Erkenntnis von der Zusammengehörigkeit aller Menschen verbreiten. Sechs Jahre später geht es erneut um die Besetzung der Jury für den Heine-Preis.

2006 sollte der österreichische Schriftsteller Peter Handke mit dem Heinrich-Heine-Literaturpreis ausgezeichnet werden. Den lehnte er jedoch nach massiver Kritik ab. Er wolle seine Person und sein Werk nicht den Pöbeleien von Parteipolitikern ausgesetzt sehen, schrieb der Autor in einem Brief damals an Oberbürgermeister Joachim Erwin. Danach wurde die Satzung für die Jurybesetzung so angepasst, dass 15 von 17 Juroren direkt oder indirekt von der Politik bestimmt sind bzw. politische Funktionen ausüben. So wurde z.B. die höhere Wertigkeit der Stimmen der Fachjuroren einfach abgeschafft.

CDU/FDP setzten zum aktuellen Preis eine Satzungsänderung durch, laut der auch die FREIEN WÄHLER, die mit drei Mitgliedern im Rat der Stadt sitzen, ein Recht zur nominierung beanspruchen durften, während SPD, Grüne und Linke dagegen stimmten, weil sie wohl befürchteten, ihren Einfluss einzubüßen.

Da nun die FREIEN WÄHLER offiziell ein Jurymitglied nominieren durften, entschieden sie sich für den Geschäftsführer Torsten Lemmer. Dieser gehörte aber einst einer Rechten-Gruppierung an, der er sich vor Jahren lossagte und sich seitdem der freiheitlich-demokratischen Grundordnung unseres Staates verpflichtet fühlt. Er ist mit einer Muslimin verheiratet, mit der er auch ein Kind hat. Er beteiligt sich an zahlreichen Lesungen, Vorträgen und Diskussionen gegen Intoleranz, Gewalt und Rechtsradikalismus. Trotzdem stieß die Nominierung auf Widerspruch, weil Lemmer einigen Ratsmitgliedern nicht vorzeigbar genug ist.

Darauf hin nominierten die FREIEN WÄHLER den österreichischen Schauspieler, Filmregisseur, Filmproduzent und Autor für Magazine und Zeitungen, der viele Jahre am Düsseldorfer Schauspielhaus arbeitete und als Jurymitglied besonders geeignet ist. Aber auch er wurde abgelehnt, weil die CDU und FDP ihn zu extrem einstufte, ohne wirkliche Gründe zu benennen. Dies freut die SPD und Grüne, die sich nun so hinstellen, als hätten sie es immer schon besser gewusst. Auch sie sind keinen deut besser.

Derweil verlangt die CDU von den FREIEN WÄHLERN, Peter Kern zurückzuziehen, sonst würde der OB nicht an der Jurysitzung teilnehmen. Kern aber wolle dem Ruf folgen und als Jurymitglied nach Düsseldorf kommen. Unterstützung fand er auch von Elfriede Jelinek, die 2002 den Heine-Preis bekommen hatte - damals gab es auch Vorbehalte gegen sie.

In der letzten Ratsitzung wurde nun beschlossen, die Satzungsänderung wieder zurückzunehmen. Kern ist ausgebootet und die FREIEN WÄHLER haben kein Vorschlagsrecht mehr - so viel zur Demokratie.

Politisch motivierter Prozess:

Dass die CDU/FDP den FREIEN WÄHLERN zuvor das Vorschlagsrecht einräumten, kann man als einen politisch motivierten Prozess bezeichnen, der nur darauf abzielte, sie für ihre Zwecke einzuspannen. "Vor diesen Karren ließen und lassen sich die FREIEN WÄHLER aber nicht spannen - auch wenn es uns das Vorschlagsrecht gekostet hat.

Unterkriegen lassen wir uns dadurch aber erst recht nicht. Im Gegenteil: Es bestärkt uns nur noch mehr, den Klüngel im Rathaus zu erschweren und antidemokratische Machenschaften der etablierten Parteien ans Tageslicht zu bringen", so ein Sprecher der FREIEN WÄHLER.

Autor:

Peter Ries aus Düsseldorf

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