"Crash Kurs": Einzigartiges Konzept gegen Verkehrsunfälle - Innenminister Jäger: NRW-Polizei spricht Jugendliche ganz direkt und emotional an.

Foto: NRW- Innenministerium Düsseldorf

Die NRW-Polizei startete heute eine bundesweit einzigartige Kampagne, um die Zahl von Verkehrsunfällen nachhaltig zu verringern. Das Konzept heißt "Crash Kurs NRW" und richtet sich direkt und emotional an 16- bis 19-Jährige. "Unser Ziel ist es, mittelfristig alle jungen Leute in NRW mit Crash Kurs zu erreichen", sagte Innenminister Ralf Jäger heute (24.1.) bei der Vorstellung des Präventionskonzeptes in Köln.

Der Anteil von jugendlichen Verkehrsteilnehmern bei den Verursachern von Unfällen ist mit 18 Prozent überproportional hoch. Ihr Anteil an der Bevölkerung liegt bei acht Prozent. Jedes Jahr sterben über 100 Menschen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren. "Das ist alarmierend und Anlass für die NRW-Polizei mit Partnern neue Wege zu gehen", sagte Jäger.

"Crash Kurs NRW" zeigt mit eindringlichen Bildern und emotionalen Berichten, dass Verkehrsunfälle ihre Ursachen haben. Es wird vermittelt, dass Verkehrsunfälle nicht einfach nur so passieren, sondern weil Verkehrsteilnehmer Regeln missachtet haben. Damit sind sie vermeidbar. "Unsere Botschaft ist so einfach wie wirkungsvoll: Nur wenn wir uns im Straßenverkehr an die Regeln halten, schützen wir Leben - das der anderen und unser eigenes", sagte Jäger.

"Das Besondere des Projektes ist es, dass Jugendliche emotional angesprochen und bewegt werden. Wir erreichen Kopf, Herz und Hand und appellieren an das Verantwortungsbewusstsein", sagte Innenminister Jäger. Der Slogan "Crash Kurs. Realität erfahren. Echt hart." soll junge Leute neugierig machen. "Dabei wird den Jugendlichen ohne erhobenen Zeigefinger eindringlich klar gemacht wie lebensgefährlich riskantes Verhalten im Straßenverkehr ist", sagte der Minister.

Polizisten, Rettungssanitäter, Notärzte, Notfallseelsorger und Angehörige von Unfallopfern schildern als direkt Betroffene über die Ursachen von Verkehrsunfällen sowie über die oftmals schrecklichen Folgen. Sie erzählen von ihren ganz persönlichen Erfahrungen. Damit sprechen sie direkt die Gefühle an und aktivieren das Vorstellungsvermögen der jugendlichen Zuhörer.

Ein Polizist beispielsweise berichtet, wie er an einer Unfallstelle schwerverletzte und tote Jugendliche vorfand und wie es zu diesem verheerenden Unfall kam. Eine Notärztin schildert den vergeblichen Versuch, einen Schwerstverletzten zu reanimieren: "Ich habe ihm Sauerstoff gegeben, ihn beatmet, eine Herzdruck-Massage durchgeführt, um den Kreislauf in Gang zu halten. Ich habe ihm Medikamente, Infusionen gegeben, eine zeitlang versucht, ihn wiederzubekommen bis dann die Nulllinie im EKG erschien." Ein Notfallseelsorger beschreibt die Reaktionen der Angehörigen, die von lautem Schreien über Wut auf den Notarzt bis hin zur totalen Starre reichen: "Dass Vater und Mutter sich angucken und kein Wort sagen, sich nicht mal bewegen und dass das bis zu einer halben Stunde dauern kann, bevor sich dann ein unermessliches Leid ausbreitet."

"Die Schülerinnen und Schüler erfahren in den Veranstaltungen die harte Realität und das lässt sie nicht kalt", sagte Jäger. "Aus den Erfahrungen der Testveranstaltungen wissen wir, dass sie noch Wochen später über den Crash Kurs NRW sprechen. Viele erklären, dass sie ihr Verhalten im Straßenverkehr ändern wollen."

"Crash Kurs NRW" ist ein komplettes Programm, das auch die Vor- und Nachbereitung in den Schulen mit entsprechenden Unterrichtsmaterialien und einem Kurs-Handbuch vorbereitet hat. So können Lehrer für den Physik-Unterricht eine Software nutzen, die Verkehrsunfälle und deren Entstehung simuliert. Es gibt Anregungen, wie das Thema "Anhalteweg und Aufprallgeschwindigkeit" in den Unterricht eingebettet werden kann. Die Kölner Universität, die die Kampagne wissenschaftlich begleitet, bietet Lehrerfortbildungen zum Thema "Crash Kurs NRW" an.

In Nordrhein-Westfalen ereignen sich pro Jahr etwa 550.000 Verkehrsunfälle. Circa 600 Menschen werden dabei pro Jahr getötet. Überhöhte Geschwindigkeit, das Nichtanschnallen, Alkohol und Drogen: Das sind in über 50 Prozent aller Fälle die Ursachen, warum Menschen im Straßenverkehr zu Tode kommen oder schwer verletzt werden.

Autor:

Heinz Kolb (SPD aus Gelsenkirchen

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