Bundesfreiwilligendienst: "freiwillige Zivis" dringend gesucht!
Seit der Zivildienst keine Pflicht mehr ist, suchen die sozialen Einrichtungen und Verbände händeringend nach Ersatz. Das zeigt auch unsere exemplarische Umfrage in Düsseldorf. Die gute Nachricht: der neue „Bundesfreiwilligendienst“ bietet viele interessante Möglichkeiten und gute Argumente, sich zu engagieren - und das nicht nur für junge Männer.
Der Wegfall des Zivildienstes wurde von der Politik derart kurzfristig entschieden, dass für die Organisation und die Werbung des neuen Freiwilligendienstes noch nicht viel Zeit war. „Viele, die bisher Zivis beschäftigten, suchen nun händeringend nach Nachwuchs, der sich engagieren will, obwohl es keine Pflicht mehr ist“, erklärt Nils Walter, Sprecher der Johanniter-Unfall-Hilfe
Bisher habe man erst wenige Anfragen von potentiellen „Bundesfreiwilligen“ erhalten, aber mittelfristig könne man bis zu 20 Freiwilligen-Stellen pro Jahr vergeben. Ähnlich sieht es beim Malteser Hilfsdienst aus, wo man die offenen Posten derzeit mit 400-Euro-Jobs belegt. Eigentlich schade, meint Dienstleiter Andreas Winnenberg, denn ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ) oder der Bundesfreiwilligendienst (BFD) wären grundsätzlich viel anerkannter. Das bestätigt auch Sabine Jokl vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) , das in Düsseldorf bis Ende des Jahres über 50 Zivi-Stellen neu besetzen will.
Gute Argumente für den Bundesfreiwilligendienst
„Ein freiwilliger Dienst ist nicht nur hilfreich, um Wartezeiten auf Studium oder Ausbildung zu überbrücken, sondern auch, um sich beruflich zu orientieren und gezielt in eine Branche reinzuschnuppern“, sagt sie. Das DRK biete vor allem für Berufe aus den Bereichen Pädagogik, Pflege und Medizin attraktive Möglichkeiten. Ähnliches meint Lutz Grundmann, Koordinator der Jugend-Freiwilligendienste beim Arbeiter-Samariter-Bund : „Wir hatten in unserem Regionalverband schon viele Anfragen, denn zum Beispiel unsere Ausbildung im Rettungsdienst ist für viele eine spannende Aufgabe“.
Ein Bundesfreiwilligendienstleistender, umgangssprachlich „Bufdi“, ist gesetzlich sozialversichert und erhält in der Regel 330 Euro monatlich. Kosten für Unterkunft, Verpflegung oder Dienstkleidung werden teils von den Arbeitgebern übernommen. Abgesehen davon kann der freiwillige Dienst ein Pluspunkt im Lebenslauf sein, denn er zeugt von Einsatzbereitschaft und gesellschaftlichem Engagement. Zudem hilft man nicht nur anderen, sondern lernt auch für sich selbst einiges, was man später im Studium, Beruf oder Alltag gut gebrauchen kann: Dazu gehören zum Beispiel Fortbildungen im Bereich Rhetorik, Kommunikation oder politischer Allgemeinbildung sowie diverse Ausbildungen oder Zertifikate, die man im Rahmen des Dienstes erhalten und später nutzen kann. Da erscheint es umso verlockender, dass auch die Einsatzbereiche vielfältiger geworden sind: Während ein Zivi meist im sozialen Bereich tätig war, kann sich ein Bufdi auch in Bereichen wie Natur, Sport, Integration, Kultur, Bildung oder Katastrophenschutz engagieren.
Die Palette reicht also von der klassischen Tätigkeit in Krankenhäusern, Altenheimen & co über Jobs in Kindergärten, Jugendclubs und Sportvereinen bis hin zur Organisation von Museumsführungen oder Ausgrabungen für das Landesdenkmalamt, um nur einige zu nennen. Auch neu: Ein Bufdi muss kein junger Mann sein, denn der Bundesfreiwilligendienst ist offen für Männer und Frauen bis zum 60. Lebensjahr. Wenn sich all diese Erweiterungen erst einmal rum gesprochen haben, so die Befürworter der neuen Regelung, dann könnte der Bundesfreiwilligendienst mittelfristig nicht nur „Zivi-Lücken“ stopfen, sondern zu deutlich mehr beitragen: er wäre ein wichtiger Baustein für eine bessere Bürgergesellschaft.
Tipps für die Suche nach der besten Stelle
Sämtliche Stellen für junge und alte Bufdis gibt‘s in der offiziellen Online-Börse , wo man gezielt nach Orten, Einrichtungen und verschiedenen Einsatzfeldern suchen kann. Allgemeine Fragen, etwa zum Thema Kindergeld, beantwortet das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA) unter der Telefon-Nummer 0221 - 36 73 0.
Autor:Stanley Vitte aus Düsseldorf |
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