Düsseldorf: Im Kampf gegen Nacht- und klimaschädliche Kurzstreckenflüge
Bürger gegen Fluglärm
Der Verein "Bürger gegen Fluglärm" lädt zur Jahreshauptversammlung am Mittwoch, 25. August, um 19 Uhr in die Jonakirche Lohausen, Niederrheinstraße 128, ein. Neben einem allgemeinen Überblick über die Aktivitäten des Vereins und der Situation des Fluglärms, steht insbesondere die Neuwahl des Vorstandes an. Im Gespräch mit dem Lokalkurier erläuterte Christoph Lange, der seit 2002 die Geschicke der Organisation als erster Vorsitzender leitet, die aktuellen Probleme rund um den Flughafen Düsseldorf.
Lohausen. Auf der Agenda stehen zudem Themen, wie die angestrebte Kapazitätserweiterung von Flugbewegungen, die PFT-Belastung des Grundwassers, die Hochwassersituation und die Schadstoffbelastung rund um den Flughafen (Ultrafeinstaub, NO-x, Abraum-Müll). Wer Lange kennt, weiß, dass er gerne die Finger in die Wunde legt. Was einst im Jahr 2002 mit sieben Personen an einem Küchentisch begann, hat sich mittlerweile zu einem Verein mit 6.500 Mitgliedern entwickelt, die für ihre Rechte kämpfen.
Kapazitätserweiterung von 30 Prozent
Und der erste Vorsitzende nimmt kein Blatt vor dem Mund und schildert engagiert das kritische Vorgehen der Stadt, der Planfeststellungsbehörde und der Flughafenleitung. So ist es für den Meerbuscher unbegreiflich, warum man dem Antrag des Flughafens auf Kapazitätserweiterung in Höhe von 30 Prozent keinen Riegel vorschiebt. "Die Unterlagen, die eingereicht wurden, sind unvollständig und dienen nicht dem NRW-Allgemeinwohl", so Lange und weiter: "Die Bürger wissen überhaupt nicht, was auf sie zu kommt. Die Belastungen in Lohausen und Umgebung sind jetzt schon hoch und todsicher gesundheitsgefährdend." Zudem müssen rund 865.000 Bürger im gesamten Umfeld des Nachts einen Dauerschallpegel von 50 Dezibel ertragen, gilt doch am Flughafen Düsseldorf kein Nachflugverbot, sondern nur eine Nachtflugbeschränkung, die eigentlich von 22 bis 6 Uhr morgens eingehalten werden müsste. Doch die Realität sieht anders aus, weiß Lange zu berichten, denn die Flieger starten und landen teilweise bis Mitternacht. "Wir haben nichts gegen den Flughafen, aber er muss mit einer Betriebszeit von 16 Stunden zurechtkommen und die Belastung muss vor allem nachts gedrosselt werden. Außerdem entfallen 20 bis 25 Prozent der Slots auf Kurzstrecken, die reduziert werden könnten."
Ein weiteres Problem ist die Ultrafeinstaubentwicklung rund um Lohausen, Stockum, Kalkum, Kaiserswerth und Unterrath. Ein erneutes Gutachten, dass 2022 in Auftrag gegeben wird, soll dazu Klarheit schaffen. Die Besonderheit in Düsseldorf ist die, dass nahezu nirgendwo auf der Welt Tausende von Menschen, zum Teil seit Jahrzehnten, so dicht am Flughafen wohnen, wie im Rheinland. Umso größer ist hier die Belastung durch Flug- und Bodenlärm, Feinstäube und andere Schadstoffe. Apropos, Schadstoffe: Große Teile des Flughafen-Geländes sind Wasserschutzzone und Einzugsbereich zur Trinkwassergewinnung. Die Verseuchungen durch Perfluorierte Tenside (PFT), organische, industriell erzeugte Verbindungen, aber auch durch Glykol (noch heute enthalten im Enteisungsmittel), Benzol und andere Schadstoffe sind eindeutig bewiesen.
Nachtflugverbot und weniger Kurzstrecken
"Das Grundwasser muss verbessert werden, davon sind wir jedoch meilenweit entfernt, weil immer mehr Abwasser durch den Flughafen in die Kanalisation gelangt. Und auch die Hochwassergefährdung durch Flächenversiegelung nimmt zu: Durch immer mehr benötigte Abstellflächen des Flughafens werden weitere Hunderttausende von Quadratmetern versiegelt und zubetoniert. Dadurch steigt das Überflutungsrisiko bei Hochwasser und Starkregen, vor allem in Kaiserswerth, wie man es vor kurzem wiedersehen konnte. Das sind alles Themen, die auf der Jahreshauptversammlung angesprochen werden. Ich hoffe auf eine rege Beteiligung."
Die Veranstaltung ist im Übrigen offen für alle interessierten Bürger. Die aktuellen Corona-Beschränkungen müssen zum Zeitpunkt der Veranstaltung beachtet werden.
Autor:Andrea Becker aus Essen-Borbeck |
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