„Bei der Energiewende mehr auf den Wettbewerb vertrauen“
„In der Öffentlichkeit wird fast ausschließlich über Kosten geredet und Dinge, die nicht klappen“, so kritisiert ZDH-Präsident Otto Kentzler im Interview mit der Nachrichtenagentur dapd (28. Dezember 2012) das Management der Energiewende. Kentzler appelliert, verstärkt die Chancen der Energiewende zu nutzen. „Wir können mehr auf Wettbewerb vertrauen. Danach muss die Förderstruktur ausgerichtet werden“, so der ZDH-Präsident.
Wie bewerten Sie die bisherige Umsetzung der Energiewende?
Kentzler: Die Energiewende stockt an vielen Stellen. Zuletzt bei der energetischen Gebäudesanierung. Der Bundesrat hat die steuerliche Anreizförderung blockiert – das Handwerk hält daran fest, dass dieser Punkt spätestens nach der Bundestagswahl wieder auf die Agenda kommt. Sie stockt aber auch beim Netzausbau und beim Zubau neuer fossiler Kraftwerke zur Grundlastsicherung.
Gleichzeitig drohen die Kosten aus dem Ruder zu laufen. Die Politik hat es geschafft, dass in der Öffentlichkeit fast ausschließlich über die Kosten geredet wird. Und über die Dinge, die nicht klappen.
Dabei bietet die Energiewende uns so viele Chancen! Während die Politik an der planwirtschaftlichen bisherigen Förderstruktur Erneuerbare Energien festhält und damit eine weitere Steigerung der EEG-Umlage provoziert, ist die Marktwirtschaft dabei, diesen Bereich zurückzuerobern. Photovoltaik-Elemente sind so günstig geworden, dass viele Betriebe damit Sonnenstrom für den Eigenverbrauch produzieren. Das kann inzwischen günstiger sein als der Bezug über den Versorger. Das ist ein Beleg dafür, dass wir deutlich mehr auf den Wettbewerb vertrauen können. Darauf muss die künftige Förderstruktur ausgerichtet sein.
Die „Mittelstandsinitiative Energiewende“ 2013, an der das Handwerk beteiligt ist, wird zusätzlich einen Schub bei den Betrieben anregen, durch sinnvolle energetische Sanierungsmaßnahmen für mehr Effizienz zu sorgen.
Muss die Bundesregierung mehr unternehmen, um einen Anstieg
der Energiepreise zu verhindern?
Kentzler: Jeden Tag werden die steigenden Kosten in den Medien ausgebreitet: Höhere EEG-Umlage, festgezurrte Stromsteuer, drohende zusätzliche Entgelte für den Netzausbau. Die Belastung der Verbraucher, gerade auch der kleinen und mittleren Betriebe steigt weiter, die Großindustrie ist davon weitestgehend nicht betroffen. Gerechter ist es, wenn die Entlastung von der EEG-Umlage auf Betriebe begrenzt wird, die tatsächlich ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit sichern müssen. Kleinere Unternehmen mit geringerem Stromverbrauch dürfen nicht weiter diskriminiert werden. Das Handwerk schlägt vor, den heutigen Sockelbetrag von 1000 € in einen Steuerfreibetrag umzuwandeln.
Erwarten Sie im neuen Jahr negative Folgen für das Handwerk
durch zu hohe Energiepreise?
Kentzler: Die Politik muss bei der Förderung Erneuerbarer Energien schnell umsteuern, um wenigstens den weiteren Preisanstieg zu bremsen. Ein politisch motivierter Stillstand im Wahljahr wird sehr teuer.
Interview: Jörg Säuberlich
Quelle: ZDH
Zu Handwerksthemen finden Sie ebenfalls Beiträge unter http://malerillu.de. , dem Online Magazin der Maler- und Lackierer-Innung Düsseldorf sowie unter http://maler-düsseldorf.de und http://energie-und-fassade.de
Autor:Heiner Pistorius aus Düsseldorf |
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