979 neue Meister und Meisterinnen im Handwerk

Gruppenbild mit den Jahresbestmeistern.
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Am 22. April fand in der Stadthalle die 69. Meisterfeier der Handwerkskammer Düsseldorf statt. Vor mehr als 2000 Gästen wurden die 979 Jungmeister gefeiert, 37 mehr als 2017. Als Gastredner eingeladen war in diesem Jahr Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen. Unter den Ehrengästen befand sich auch der ehemalige Ministerpräsident Prof. Dr. Jürgen Rüttgers.

Trotz des Anstiegs der Meisterabsolventen um drei Prozent droht sich die Unternehmer- und Nachfolgerlücke im Handwerk weiter zu vergrößern. Eine Umfrage der Kammer unter dem diesjährigen Meisterjahrgang ergab, dass immerhin annähernd jeder zweite Jungmeister einen Betrieb gründen oder übernehmen will (48 %; Vorjahr 46 %). Dabei standen die Chancen für eine Betriebsübernahme nie günstiger: Fast 10.000 Handwerksunternehmen suchen in den nächsten fünf Jahren einen Nachfolger. "Wir müssen deshalb möglichst viele Jungmeister für die Optionen der Selbstständigkeit und der Betriebsnachfolge aufschließen und werden den Gründungsschritt – auch digital – noch weiter vereinfachen", kündigte Handwerkskammerpräsident Andreas Ehlert an.

Mehr Gründer braucht das Land

Viele Meister bleiben aber trotz glänzender Konjunktur lieber im Angestelltenverhältnis, Führungskräfte sind in den Betrieben allerorten gefragt. Dagegen steht in der Selbstständigkeit das wirtschaftliche Ausfallrisiko und Viele schrecken auch vor der bürokratischen Belastung zurück. Die Unternehmer werden immer mehr mit Dokumentationspflichten beschäftigt, die sich Bund und EU einfallen lassen.Ehlert nannte die Datenschutzgrundverordnung und die Gewerbeabfallverordnung als zwei aktuelle Beispiele dafür, wie Politik den Unternehmen Steine in den Weg lege. "Wie soll denn unseren Jungmeistern so Lust auf Unternehmertum gemacht werden?", fragte Ehlert. Er hatte auch schon die Antwort parat: Eine kluge Politik bedeute "mehr Zurückhaltung, weniger Bürokratie, weniger Steuern und mehr unternehmerische Freiheit!"

Erfreulicherweise kann das Handwerk immer mehr Akademiker und Frauen für eine handwerkliche Ausbildung gewinnen. Von den 979 Absolventen sind 213 Frauen. Damit ist der Anteil der Frauen leicht auf 21,8 Prozent gestiegen. Ehlert möchte den Anteil gerne auf mindestens 30 Prozent in den nächsten drei Jahren steigern. "Handwerkerinnen stellen das größte zu wenig ausgeschöpfte Meister- und Gründerpotenzial", sagte Ehlert. Hier wäre noch mehr Dynamik nötig, auf Basis einer breiten Kampagne und Informationen in der Schule pro Unternehmertum, nahm Ehlert auch die Politik in die Pflicht.

Der diesjährige Gastredner NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart griff diesen Ball gerne auf. So hielt er etwa ein Unternehmerpraktikum im Rahmen der schulischen Ausbildung für eine gute Idee, um die Gründerbereitschaft zu fördern. Auch die überbordende Bürokratie ist ihm ein Dorn im Auge. Das Land gehe hier mit gutem Beispiel voran, um NRW wirtschaftlich wieder nach vorne zu bringen. Gleichzeitig mahnte er aber auch an, dass "wer Freiheit wolle, auch Verantwortung übernehmen müsse." Dazu zähle die Bereitschaft zur Qualifizierung, zur Ausbildung des Nachwuchses und die Übernahme unternehmerischer Aufgaben. Die digitale Revolution schaffe große Chancen fürs Handwerk. Er hatte aber auch Verständnis für diejenigen, die diese Verantwortung noch nicht übernehmen und nicht in die Selbstständigkeit wollten.

Oberbürgermeister Thomas Geisel betonte, dass Gründer in Düsseldorf sehr gerne willkommen seien. Viele Starts-ups würden von Handwerkern gegründet und auch für sie herrsche in Düsseldorf ein gründerfreundliches Klima. "Wir brauchen gute qualifizierte Leute", sagte Geisel. Deshalb investiere die Stadt in alle Berufsschulen: "Denn nur Ausbildung sichert die Prosperität des Wirtschaftsstandorts Deutschland."
Kammerpräsident Andreas Ehlert dankte dem Minister für seine Festrede: "Er hat uns alle mit seiner Begeisterung und seinem Optimismus angesteckt." Anschließend wurden die 20 Jahresbestmeister auf der Bühne geehrt.

Zu den erfolgreichen Frauen im Handwerk zählen Annika Staudt (36) und Ricarda Gruber (22). Annika Staudt hat die beste Meisterprüfung im Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk abgelegt. Vor einem Jahr hat sie selbstständig gemacht und einen Betrieb am Friedhof Itter übernehmen. Ricarda Gruber machte nach dem Abitur eine Bäckerlehre, die sie als jahresbeste Gesellin abschloss. Sie durchläuft derzeit eine Fortbildung zur Betriebswirtin im Handwerk und wünscht sich dann eine Anstellung als Führungskraft in einer Großbäckerei.

Autor:

Norbert Opfermann aus Düsseldorf

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