942 Jungmeister geehrt

Die 16 Jahresbestmeister wurden auf der Bühne geehrt und stellten sich zum Gruppenbild mit Ministerin und Kammerpräsident.
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Bei der 68. Auflage der Meisterfeier der Handwerkskammer Düsseldorf am Sonntag, den 9. April, hielt die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Johanna Wanka, vor 2.500 Gästen die Festrede.

Bereits der Weg zur Stadthalle war festlich geflaggt und plakatiert. "Die ganze Welt beneidet uns. Um Euch." konnten die 942 Absolventen der Meisterschule dort auf den Großplakaten lesen. Doch diese beeindruckende Zahl von Jungmeisterinnen und Jungmeistern kann nicht darüber wegtäuschen, dass dieser Meisterjahrgang der kleinste seit über 50 Jahren ist. 2015 zählte die Meisterschule noch 1.028 Absolventen, im Jahr davor waren es 950. Dabei suchen in fünf Jahren rund 9.400 Betriebe einen Nachfolger. Im vergangenen Jahr war mit 4.215 Existenzgründungen und 164 Betriebsübernahmen der Wunsch zur Selbstständigkeit so gering wie nie seit 2010. Etwas Hoffnung gibt eine Umfrage unter den diesjährigen Jungmeistern. Danach plant rund jeder zweite (46 Prozent, wie im Vorjahr) eine Unternehmensgründung oder -übernahme beziehungsweise hat diesen Schritt bereits getan. Mehr als drei Viertel der Jungmeister wollen später selbst ausbilden. Das Durchschnittsalter der Meisterabsolventen beträgt 29 Jahre.

Die Handwerkskammer versucht daher verstärkt, den Frauenanteil im Handwerk zu erhöhen und die staatliche Förderung der Meisterfortbildung zu erhöhen. Die Festrednerin Bundesbildungsministerin Johanna Wanka habe wichtige finanzielle Verbesserungen beim Meister-Bafög durchgesetzt, lobte Handwerkskammerpräsident Andreas Ehlert. Jedoch sei die von der Politik oft beschworene Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung „noch nicht erreicht“. Es hagele Milliarden für die Unis und tröpfele Millönchen für die dualen Bildungsstätten, kritisierte Ehlert in einem sehr politischen Grußwort. "Sorgt dafür, dass jedem, der seine Meisterprüfung erfolgreich absolviert hat, die Gebühren erstattet werden", appellierte Ehlert an die Adresse der Landespolitik. Sachsen und Bayern seien Nordrhein-Westfalen da schon mit einem Meister-Bonus von 1.000 Euro für bestandene Prüfungen voraus. "Wir könnten ja mal die Bayern einfach überholen", schlug Ehlert vor. Weiterhin kritisierte er die Landesregierung wegen Unterrichtsausfall, auch an den Berufskollegs. Zu viele Schulabgänger seien aufgrund der Schulpolitik nicht ausbildungsreif, stellte Ehlert fest.

Scharf tadelte Ehlert das sogenannte Dienstleistungspaket der EU-Kommission, das langfristig das Aus für den Meisterbrief wäre. Die Richtlinie soll die grenzüberschreitende Erbringung von Dienstleistungen und die Vollendung des Binnenmarkts fördern. Dabei soll es keine Rolle mehr spielen, ob im Zielland für diese Leistung eine bestimmte Ausbildung oder Titel gefordert wird. Die Folge: Qualifizierungen wären aufgeweicht, die Meisterpflicht in Frage gestellt. "Hände weg vom Meisterbrief! Und notfalls die Rote Karte für die EU-Kommission", forderte Ehlert vehement. Er sah hier sogar Sprengkraft für den Zusammenhalt der Europäischen Union und erteilte weiteren Zentralisierungstendenzen eine klare Absage. Nach der Brexit-Entscheidung dürfe es kein "Weiter so" geben. Die EU-Kommission müsse ihre Finger weg lassen von dem, was vor Ort besser geregelt werden könne. "Sonst wird dieses großartige Friedensprojekt an sich selbst scheitern. Und dazu darf es nicht kommen", beschwor Ehlert.

Bundesministerin Wanka lobte in ihrer Rede den Meistertitel als Qualitätssiegel, das international immer mehr geschätzt werde. Sie versicherte, dass die Politik mit dem Handwerk geschlossen für den Erhalt des Meistertitels in Europa handeln werde. Zusammen mit Frankreich hat Deutschland bei der EU eine Subsidaritätsrüge gegen das Dienstleistungspaket eingereicht. Das ist erst mal ein Stoppsignal gegen die Aufweichung der Meisterpflicht.
Der Übergang von der Schule ins Berufsleben funktioniere in Deutschland am besten. Sie plädierte dafür, die Hauptschulen mehr zu unterstützen. Dies sei eine Aufgabe der Landesregierung, denn Bildungspolitik sei auch Standortpolitik. Viele Hauptschüler fänden im Handwerk einen Ausbildungsplatz. Angesichts der Herausforderungen durch die Digitalisierung forderte sie eine Weiterbildungsinitiative und ermahnte die Jungmeister, zukünftig die Fortbildung nicht zu vernachlässigen.

Oberbürgermeister Thomas Geisel wies in seinem Grußwort darauf hin, dass Düsseldorf in Sachen Handwerk „Dampf mache“. Dies gelte nicht nur für die städtischen Aufträge ans Bauhandwerk, sondern auch für den Neubau des Albrecht-Dürer-Berufskollegs und den Ausbau des Heinrich-Hertz-Berufskollegs. 16 Jahresbestmeister wurden anschließend auf der Bühne geehrt und stellten sich zum Gruppenbild mit Ministerin und Kammerpräsident.

Autor:

Norbert Opfermann aus Düsseldorf

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