Süße Plage
Kö-Papageien schwärmen aus
Die Halsbandsittiche von der Königsallee sind auch im Winter tagsüber in fast allen Stadtteilen unterwegs. Gerne nutzen sie dabei das Futterangebot, das Naturfreunde oft eher Amsel, Meise, Sperling oder Rotkehlchen zugedacht haben.
Von Hans-Dieter Budde
Die etwa 40 cm grünen Vögel mit schwarzem Halsfedernring, langem Schwanz und typisch rot-schwarzem Papageienschnabel fliegen im Zehnerpack laut kreischend am Meisenweg in Unterrath ein. Sie besetzen eine hohe Fichte als Beobachtungsposten und steuern von dort aus Vogelhäuschen, Futterplätze, Bäume mit jungen Knospen an. Wenn sie beim Knabbern gestört werden, schwärmen sie zu einem anderen Baum, bevor sie nach einiger Zeit wieder verschwinden.
Die geselligen Exoten stammen aus den tropischen Regionen Afrikas und Indiens. Vor über 60 Jahren kamen die ersten „Psittacula krameri“ nach Deutschland. Das erste Düsseldorfer Brutpärchen wurde vor 35 Jahren im Schlosspark Mickeln dokumentiert, so Tobias Krause vom Gartenamt. „Wenn eine Vogelart 30 Jahre oder über drei Generationen in einer Region lebt, gilt sie als heimisch“, sagt er. “Dr. Norbert Maak, beim Naturschutzbund Nabu Düsseldorf Experte für Umwelt- und Vogelschutz, spricht sogar von einer „Bereicherung für die heimische Tierwelt.“
Friedhöfe, Gärten und eine Fülle von Futterplätzen in klimatisch günstigen Stadtbezirken, bieten auch im Winter reichlich Futter. Es gibt Menschen, die freuen sich über die exotischen Besucher. Anderen gelten sie als Störenfriede.
Plagegeister
Für Anwohner, Spaziergänger und Geschäftsleute auf der Kö sind die bunten Vögel sogar eine echte Plage. Denn im Sommer nutzen laut Tobias Krause bis zu 1.500 „Kö-Papageien“ die Platanen an der Düsseldorfer Prachtstraße als Schlafbäume – und Klo.
Ruhebänke, Flanierwege und Geländer am Kö-Graben, Fahrradsattel und Autodächer müssen immer wieder gereinigt und gestrichen werden. Aber auch unzählige Rabenvögel und Krähen treffen sich gern an der Flaniermeile und hinterlassen ebenfalls eine Menge Kot. Da man die Halsbandsittiche in der City nicht mit Schusswaffen jagen darf, gelten inzwischen Greifvögel als Wunderwaffe. Wanderfalken-Experte Michael Kladny vom Naturschutzbund Nabu warnt allerdings vor dem Jagd-Einsatz von professionellen Falknern: „Das ist verboten." Zulässig dagegen sei die Ansiedlung von Wanderfalken in der Umgebung. Michael Kladny: „Sie nisten zum Beispiel in einer nahen Kirche und auf der Lausward und fliegen bei der Beutejagd auch zur Kö.“ Gewölle (unverdauliche Nahrungsreste) im Nest zeigten, dass sie Halsbandsittiche verzehren, aber auch Möwen, Tauben, Kraniche oder Singvögel.
Vielleicht haben die Wanderfalken ja auch deshalb keinen besonderen Appetit auf Halsbandsittiche, weil sie mit ihnen verwandt sind. Wissenschaftliche Untersuchungen haben nämlich ergeben, dass Falken von ihrer Entwicklungsgeschichte (Evolution) her ebenfalls Papageien sind.
Autor:Lokalkompass Düsseldorf aus Düsseldorf |
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