Einstiger Schädling unter Schutz
Getreide hamstern – der Feldhamster

Feld mit Gerste – hier könnte der Feldhamster leben, wenn angrenzende Felder mit anderen Feldfrüchten zu anderen Zeiten reifen und es Grünstreifen gibt. | Foto: Robert Brungert
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  • Feld mit Gerste – hier könnte der Feldhamster leben, wenn angrenzende Felder mit anderen Feldfrüchten zu anderen Zeiten reifen und es Grünstreifen gibt.
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Beim Hamster denken die meisten an den syrischen Goldhamster. Dieser hat nahe Verwandte, die sich ebenfalls einen Vorrat anlegen. Neben Goldhamstern und Zwerghamstern hamstern auch Feldhamster Getreide. Der einstige Schädling steht inzwischen unter Artenschutz und wird wieder angesiedelt.

Der aus osteuropäischen Steppen stammende Wühler konnte sich aufgrund des aufkommenden Ackerbaus ausbreiten. Damit wurden auch viele Regionen in Deutschland zum angestammten Lebensraum. In der einstigen DDR wurden in einigen Jahren deutlich über eine Million Feldhamster erlegt. Zum einen sollten die Schädlinge beseitigt werden, zum anderen eignen sich die Felle für Pelze. Die Jagt der Hamster hat sogar noch einen weiteren Hintergrund. Werden die Bauten ausgegraben, befinden sich in diesen bis zu fünf Kilo Getreidekörner. Im Mittelalter hatten die Leute nicht viel und waren über dieses Futter für ihre Tiere oder auch für sich selber dankbar.

Feldhamster benötigen einen Boden, in dem ihre Röhren und Bauten nicht direkt zusammen fallen. Das Aachener und Kölner Becken ist geeignet. Hier waren Feldhamster heimisch und sollen heimisch bleiben. Mehrere ha Ackerland werden in Pulheim nahe Köln mit verschiedenen Feldfrüchten bestellt, aber nicht geerntet. Das Gelände wird sogar noch mit einem Elektrozaun gegen Füchse und Hunde geschützt. Die Feldhamster werden in einem Nachzuchtprogramm aus Fangtieren gezüchtet. Ihnen wird beim Auswildern eine Röhre in den Boden gebohrt, damit sie sich leichter ansiedeln können. Die 20 bis 34 cm langen und 200 bis 600 Gramm schweren kleinen Nagetiere sollen mit der Zeit angrenzende Regionen besiedeln.

Vom Schädling in den Artenschutz

Der Mensch eignete sich den Ackerbau an und wurde damit zum Freund vieler Hamster, die er jedoch bekämpfte. Der Spaten, Fallen oder auch Gas wurden bereits eingesetzt. Doch die Industrialisierung der Landwirtschaft scheint den Hamster und damit auch den Feldhamster am effektivsten zu bekämpfen. Die großen Monokulturen sind sehr einseitig und werden gespritzt. Die Wühler hamstern zwar für die Winterzeit und benötigen wenigstens zwei kg Körner. Doch in der warmen Jahreszeit vertilgen sie auch andere Kost. Diese fehlt in der gespritzten Monokultur, die außerdem nur einmal im Jahr abreift.

Sicherlich muss der Feldhamster nur irgendwo überleben und wird bei einer Änderung unserer heutigen Landwirtschaft erneut ausschwärmen. Besser ist es, wenn er an vielen Stellen und damit auch in Deutschland überlebt. Er hat nämlich einige Funktionen. Zum einen ist der Feldhamster ein Glied in der Nahrungskette. Zum anderen bewegt er den Boden und mischt diesen damit durch. Damit trägt er zur Bildung der wertvollen Schwarzerde bei. Der Boden ist aufgrund der Gänge zugleich durchlässiger und nimmt den wertvollen Regen leichter auf.

Feldhamster sind keine Haustiere

Auch wenn einige der letzten Feldhamster in NRW zuerst eingefangen, dann vermehrt und wieder ausgewildert werden, handelt es sich nicht um Haustiere. Wer einen Hamster aus der Nähe beobachten möchte, soll es mit dem syrischen Goldhamster oder einem Zwerghamster probieren. Goldhamster gehören zu den Mittelhamstern, Feldhamster zu den Großhamstern. Unter den Zwerghamstern gibt es einige Arten, doch auch hier bleiben einige besser in der freien Natur. Aber Dsungarische Zwerghamster oder Campbell Zwerghamster machen dem Goldhamster bereits Konkurrenz.

Auch wenn Hamster sich insgesamt sehr ähneln, müssen nicht nur bei der Ernährung kleine Unterschiede beachtet werden. Champell Zwerghamster, Hybriden und Chinesische Zwerghamster neigen zum Diabetes, letztere klettern besonders gerne. Zwerghamster sind außerdem aufgedrehter, als ihre größeren Verwandten. Roborowski Zwerghamster sind tendenziell scheuer und benötigen ein besonders großes Sandband mit Chinchillasand.

Alle Hamster legen als Wühler Gänge und Bauten an. Hamster sind zudem dämmerungs- oder nachtaktiv und die meisten Arten sind strikte Einzelgänger. Nur zur Paarungszeit dulden die Weibchen kurz ein Männchen, ansonsten bekämpfen sich Hamster energisch. Campbell Zwerghamster können auch zusammen gehalten werden, wenn sie sich von Kindheit an kennen und das Gehege groß genug ist. Es dürfen jedoch nur gleichgeschlechtliche Gruppen gebildet werden, da Hamster sich sehr schnell mehren. Aber auch dann ist es sehr wichtig, die Tiere direkt zu trennen, wenn doch Streit aufkommt. Genau deswegen soll sich der angehende Hamsterhalter bereits vor einem Kauf grundlegend über die Hamsterhaltung informieren.

Einen richtigen Feldhamster kriegt man im richtigen Leben also kaum noch zu sehen. Deswegen stehen sie nicht allein in Deutschland bereits unter Schutz und werden mit Flächenprogrammen unterstützt.

Feld mit Gerste – hier könnte der Feldhamster leben, wenn angrenzende Felder mit anderen Feldfrüchten zu anderen Zeiten reifen und es Grünstreifen gibt. | Foto: Robert Brungert
Feldrand mit Wildwuchs – der Feldhamster ist nur einer von vielen Verdrängten: Für unzählige Pflanzen und Tiere sind die ungespritzten Randbereiche der Felder der letzte Rückzugsort. | Foto: Robert Brungert
Autor:

Robert Brungert aus Essen

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