Danke
Zurück in die Kindheit

Vom Lokal Kompass habe ich eine Uhr geschenkt bekommen, genauer gesagt, eine Kuckucksuhr. Sie ist zwar nur aus Pappe, hat aber ein Markenlaufwerk. Die ganze Zeit, die ich im Kinderzimmer auf dem Krankenbett geschlafen habe, stand sie still. Am Freitag haben wir dann die Batterie getauscht. Gegenmorgen habe ich im Unterbewusstsein ihr ticken wahrgenommen. Plötzlich waren Erinnerungen da, die ich längst vergessen hatte. Das Ticken der Uhr erinnerte mich an die Uhr in der Küche meiner Oma. Ich sah das ganze Zimmer vor mir, den alten Bollerofen, der mit Kohle betrieben wurde. Darauf wurde damals auch gekocht. Es gab nur eine Couch und einen Tisch einen Schrank und das war’s. Im Nebenzimmer standen nur ein Bett und ein Kleiderschrank. Davor ein Eimer für die Notdurft in der Nacht. Auf dem Flur ein Waschbecken für beide Parteien auf dem Gang. Natürlich nur kaltes Wasser.
Ich erinnerte mich, wie es vor und hinter dem Haus aussah. Um zur Toilette zu kommen, musste man einen kleinen Abhang hinunter gehen, vorbei an einem Hühnerstall. Dann gelangte man zu einem Toilettenhäuschen aus Holz, mit einem Donnerbalken und Loch mit Holzdeckel in der Mitte. Ich sehe den Garten mit einem kleinen Bach und frei laufende Hühner. weiter. In meinen Traum war ich wieder zu Hause. Von dort lief ich zu meiner Oma. In Holthausen am alten Kloster vorbei, das lange abgerissen ist. Vorbei am Heyepark, den kleinen, hügeligen Anstieg der Bahlenstrasse. Dann fällt mir ein Name ein. „Ockenfeld“. Dort roch es im Frühjahr immer nach Flieder. Von dort gelangtem auf zum Kirmesplatz. Ich sah mich dort mit meinem Cousin, der 2 Jahre jünger ist als ich. Ich erinnere mich weiter daran, wie wir von meiner Oma zu meiner Tante gelaufen sind. Sie wohnte auf der Kölner Landstraße ganz oben unter dem Dach. Von dort konnte man in den Hof der Bäckerei Westerhorstmann sehen.All dieses war wieder präsent. Ich sah meinen Onkel, meine Tante und erlebte die Hochzeiten meiner beiden Cousinen, sah die Kleider, die ich ihren Hochzeiten getragen hatte.
Ich erinnerte mich an unsere Straße mit 3 Bauernhöfen, an den Hügel an der Turnhalle, den wir hinunter gerodelt sind. Dann kam ein Gedankenblitz. Mein Vater mit dem Schlitten von der Oma nachhause. Der Turm in Holthausen. Ich buchstabierte Persil. Er Silper. Wir haben uns darüber gestritten. Obwohl ich noch klein war, gerade erst lesen gelernt habe, ist dieser Streit bis heute unvergessen. Ich sah meinen Schulweg und meine Schule. Die Mauern in der Walther Rathenau Straße,
auf denen ich balanciert bin. Ich erinnerte mich, dass ich auf der Straße Rollschuhe gelaufen bin.DankGanz irre wenn man plötzlich wieder bruchstückhaft in seiner Kindheit landet. Danke Lokalkompass.
I

Autor:

Marlies Bluhm aus Düsseldorf

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