Passionsandachten erinnern an die Corona-Opfer
Mindestens 820 Glockenschläge
Neben den sonntäglichen Gottesdiensten wird es im nächsten Monat in der Evangelischen Kirche Huckingen, der Auferstehungskirche Ungelsheim und der Versöhnungskirche Großenbaum jeweils donnerstags auch Passionsandachten geben, die zugleich hörbare Zeichen des Gedenkens an die Opfer der Corona-Pandemie setzen.
Die Andachten finden im Wechsel in den drei Evangelischen Kirchen und vor allem in enger Absprache der Auferstehungsgemeinde Duisburg-Süd und der Gemeinde Großenbaum/Rahm statt. Das ist zudem ein weiteres Merkmal der guten Zusammenarbeit der beiden Gemeinden, die letztlich, wie der Lokalkurier bereits berichtete, einmal in einer Fusion enden soll.
Die diesjährigen Passionsandachten, denen Texte des Johannes-Evangeliums zugrunde liegen, setzen verschiedene inhaltliche Schwerpunkte des Gedenkens. Die drei Pfarrer Rainer Kaspers, Bodo Kaiser und Ernst Schmidt sind sich einig, dass neben den biblischen Texten die traurige Aktualität der Corona-Auswirkungen ihren Platz in den Andachten finden soll.
Mahnender Aufruf des
Bundespräsidenten
Im April letzten Jahres hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zum Gedenken an die Opfer der Pandemie aufgerufen, erinnert Pfarrer Rainer Kaspers im Gespräch mit unserer Redaktion. In Duisburg gab es zum Zeitpunkt seines Aufrufs 576 Todesfälle als Folge der Pandemie. Am Montag dieser Woche lag die Zahl bei 820.
„Wir wollen auch diese Opfer und ihre Familien nicht vergessen. Pro Opfer der Pandemie, die es in unserer Stadt bis zum Ende der Passionszeit gegeben hat, soll eine Glocke ertönen, also Stand heute mindestens 820 Glockenschläge“, so Kaspers. Sie sollen zu Beginn der jeweiligen Passionsandacht erklingen, „in denen wir dieses Jahr nicht nur an den Leidesweg des Jesus von Nazareth erinnern wollen, sondern auch an das Leiden der Verstorbenen, ihrer Familien, Freundinnen und Freunde“, sagt der Pfarrer weiter.
"Verleugnung
und Verdrängung"
Die geplanten sechs Passionsandachten sollen nach den „Vorarbeiten“ von Kaspers, Kaiser und Schmidt die Leitgedanken „Vorahnung“, „Dem Menschen und dem Leben dienen“, „Zwischen Liebe und dem Gefühl, verraten zu sein“, „Verleugnung und Verdrängung“, „Was ist Wahrheit?“ sowie „Im Angesicht des Todes“ berücksichtigen.
Sollte es bei den derzeitigen Todesfällen bleiben, wären es bei jeder der sechs Andachten dann 137 Glockenschläge, die neben Erinnerung und Gedenken aber auch Mahnung und Appell sind.
An der Ungelsheimer Auferstehungskirche würde die kleinste Glocke dafür etwa zehn Minuten läuten, meint Rainer Kaspers. Wenn am 7. April die letzte Passionsandacht dieses Jahres in den beiden Evangelischen Gemeinden stattgefunden hat, liegt der Steinmeier-Aufruf fast genau ein Jahr zurück.
Engagiertes
Entgegenwirken
„Wir haben den Eindruck, dass die Opfer der Pandemie, die nach diesem staatlichen Gedenken verstorben sind, in der Öffentlichkeit weniger als zuvor wahrgenommen werden, und genau dem wollen wir entgegenwirken“, meint Kaspers abschließend. Die Leitungsgremien der beiden Gemeinden werden das jetzt auf den Weg bringen.
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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