Sternenkinder
Manuela Lommen begleitet Familien in der Trauer
Manuela Lommen begleitet Familien vor und bei der Geburt, aber auch nach dem Verlust eines Kindes. Wie es dazu kam erzählte sie dem Lokalkurier Düsseldorf:
„Unsere Babys sind vom Himmel in deinen Bauch gefallen, Mama. Dort sind ihnen Flügel gewachsen und sie sind wieder fortgeflogen.“ So beschrieb meine kleine Tochter vor über sieben Jahren den Verlust ihrer Geschwister. Nie in meinem Leben hat mich etwas so Ohnmächtig gemacht. Nie habe ich mich verwundeter gefühlt. Und gleichzeitig war ich so voller Dankbarkeit, für die Zeit die wir hatten. Dankbar, dass ich die beiden auf ihrer kurzen Reise begleiten durfte. Noch nichts ahnend, wie sehr meine Kinder mich auch nach ihrem Tod begleiten und lenken werden.
Ich habe insgesamt fünf Kinder. Doch nur drei von ihnen wissen wie kitzelig Grass unter nackten Füssen sein kann.Von Beruf bin ich Doula (emotionale Geburtsbegleiterin), Familienbegleiterin, Kursleiterin und Sternen-Familien-Begleiterin.
Laut Statistischem Bundesamt gibt es jährlich 100.000 Fehlgeburten ( in Fachkreisen wird von 250.000 ausgegangen). Jährlich gibt es etwa 3.000 Totgeburten und 100.000 Abbrüche mit sozialer Indikation und 4.000 Abbrüche mit medizinischer Indikation. Hinzukommen 2.500 Kinder die im ersten Lebensjahr versterben.All diese Kinder hinterlassen eine Familie. Eltern, Großeltern, Onkel, Tanten und teilweise auch Geschwister.
Oft werden die Großeltern ganz vergessen. Dabei sind sie gleich doppelt betroffen. Sie trauern um ihr Enkelkind und gleichzeitig erleben sie den Schmerz als Eltern. Sie sehen ihre eigenen Kinder verzweifelt und traurig und können ihnen dies nicht abnehmen. Manchmal kommt auch noch eine ganz eigene und persönliche Erfahrung mit Verlust und Trauer hinzu . Da kann man sich schnell ohnmächtig und überfordert fühlen. Wie geht man damit um? Wie gelingt der Spagat zwischen der eigenen Trauerarbeit und der Unterstützung und Begleitung der eigenen Kinder und Schwiegerkinder? Wo findet man Hilfe und Unterstützung?
Es hat sich viel zum Positivem verändert und viel getan im Umgang mit Kindern die in der Schwangerschaft oder im ersten Lebensjahr sterben. Und auch für die Familien gibt es immer mehr Hilfestellungen. Und doch scheint dieses Thema aus dem Nichts aufzutauchen, wenn es uns ganz persönlich betrifft.
Ich selbst habe drei Sternen-Geschwister. Für mich war dieses Thema also immer präsent, schon lange vor meiner Arbeit mit Familien und vor meinen ganz persönlichen Erfahrungen. Doch erst meine zwei eigenen Himmelskinder haben mich quasi mit der Nase drauf gestoßen, das es in Düsseldorf und Umgebung noch mehr und vor allem spezielle Angeboten geben sollte, für Eltern und die ganze Familie.
So entstand 2016 mein erstes Kurz-Konzept: Rückbildung für Sternen-Mütter.Zu Beginn einer jeder Stunde zünden die Mütter ihre persönliche Kerze mit dem Namen ihres Kindes an und stellen diese in die Mitte des Raumes, den die Kleinen gehören ja dazu. Wir sprechen über das erlebte, darüber wie die Woche war, es werden stolz Fotos der Mäuse gezeigt, Tränen fließen, aber wir lachen auch zusammen. Wir versuchen gemeinsam durch Bewegung aus der Bewegungslosigkeit zu kommen.
Ein regulärer Rückbildungskurs in dem die Mütter ihre Kinder mitbringen, über Schlaf- und Stillprobleme sprechen ist einfach nicht der richtige Ort für eine Mutter die um ihr Kind trauert.
Die Gruppen und ihre Dynamik sind natürlich unterschiedlich, umso mehr freue ich mich immer wieder zuhören, das viele sich über die Kurstreffen hinaus oft weiter tragen und stützen. WhatsApp Gruppen entstehen ebenso wie regelmäßige Treffen und tiefe Freundschaften.
Fragen die mir Eltern und Familienangehörige immer wieder stellen sind:
„Hört es je wieder auf weh zu tun und wenn ja, wann?“ „Was kann ich tun damit es möglichst schnell aufhört?“
Die Reise durchs Labyrinth der Trauer ist sehr individuell, so wie es die verstorbenen Kinder und ihre Familien auch sind. Gerade wenn ein Kind nur sehr kurze Zeit gelebt hat, ist der Verlust oft sehr abstrakt und die Trauerarbeit erschwert. Wichtig für die gesamte Familie ist hier ausreichend Zeit, um das Kind (auch nach seinem Tod) kennen zu lernen und es in der Familie willkommen zu heißen, ihm seinen festen Platz zu geben. Alle sollten in den Prozess des Kennenlernens und Verabschiedens aktiv mit einbezogen werden.
So individuell wie die Familien die ich begleiten darf, sind mittlerweile auch meine Angebote und sie wachsen ständig weiter.Auf Facebook habe ich verschiedene Gruppe (für Sternen-Eltern und Stenen-Großeltern) eingerichtet. So das die Familien sich vernetzen und gegenseitig unterstützen können.
Neben den Rückbildungskursen ist die TFM (Therapeutische-Frauen-Massage nach Dr. Growi Motha) ein Werkzeug der Körperarbeit in der Trauerbegleitung. Oft führt die ganze Anspannung und Belastung zu Verspannungen und Blockaden. Es tut gut sich ein wenig umsorgen zu lassen. Streicheleinheiten für die Seele und die sanften Grifftechniken können dabei helfen.
Weiterhin habe ich gute Erfahrung gemacht in der Trauerbegleitung, mit verschiedenen Entspannungs-Workshops und Angebot zum Austausch mit anderen Betroffenen wie beim Trost & Trauer Café.
Es spielt keine Rolle, wie lange die Geburt zurück liegt, wie lange die Schwangerschaft gedauert hat. Oder in welcher Beziehung die betroffene Person zum verstorbenen Kind steht. Jeder der einen solch frühen Verlust erlebt hat und sich Unterstützung wünscht sollte sie auch bekommen. Am Ende wird dies sicher auch dem ganzen Familiensystem zugutekommen. Den nur wer für sich selbst gut sorgt, kann auch für andere gut sorgen."
Wer Kontakt zu Manuela Lommen aufnehmen möchte, kann das über ihre Homepage doula-manuela.de tun. Oder telefonisch unter 0176/31690395.
Autor:Lokalkompass Düsseldorf aus Düsseldorf |
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