Kolumne: Phantom-Feiertag
Naaa? Heute morgen auch den Wecker verflucht? Dabei hätte der arme Kerl doch genau wie wir eigentlich frei. Doch obwohl im Kalender noch als Feiertag markiert, ist der Buß- und Bettag hierzu(bundes)lande kein solcher mehr.
Als Feiertag der evangelischen Kirche geht er auf „Notzeiten“ zurück. Die sind seit 18 Jahren offensichtlich nicht mehr groß genug, als dass sie einen eigenen Tag des Büßens und Betens rechtfertigen. Ein Blick auf meinen Schreibtisch verrät mir zwar das Gegenteil, aber vielleicht ist genau das ja die Idee dahinter: Dass wir Arbeitnehmer nicht auch noch genötigt werden, das gleiche Wochenpensum mit einem Tag weniger als üblich erledigen zu müssen.
Gestrichen wurde dieser Feiertag übrigens mal zugunsten der Pflegeversicherung – da muss die Augenpflege halt auf der Strecke bleiben. So heißt es heute also: Stadtverkehr statt Waldspaziergang, Bürostuhl statt Couch, Konzentration statt Kater.
Aber wer weiß, wofür’s gut ist? Ein arbeitsfreier Tag in der Mitte der Woche hätte wahrscheinlich nur Schlafrhythmus, Stoffwechsel und Bewegungsapparat aus der Taktung gebracht. Und überhaupt: Wo ließe sich der Gedanke der Buße besser umsetzen, als bei einem stressigen Tag auf Maloche?
Und wer partout meint, sich aufs Jahr gesehen einen weiteren Ruhetag erlauben zu können, der strenge sich an: Wenn wir weiterhin fleißig Sonne- Mond und Sterne-Feste feiern, dann dürfte es nicht mehr allzu lange dauern, bis wir dafür einen eigenen Feiertag bekommen. Und der ist dann bestimmt nicht mehr so leicht zu kippen.
Autor:Mark Zeller aus Duisburg |
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