Generation Internet: Ein Plädoyer für die Kindheit

Foto: adszboo - flickr.com
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Ruhig ist es geworden in den deutschen Kinderzimmern. Kein Lachen, kein Scheppern, kein Rumoren mehr hinter verschlossenen Türen, kein plötzliches Verstummen und leises Kichern, wenn plötzlich die Eltern aufkreuzen. Stattdessen: Stille – einzig durchbrochen von einem stetigen klick-klick-klick.

Da sitzt er, der Zögling, wie festgenagelt auf dem Stuhl, zuverlässig von der Außenwelt abgeschirmt durch riesige Kopfhörer. Die Augen sind starr auf den Bildschirm gerichtet, hochkonzentriert wird verfolgt, was sich dort abspielt. Tag für Tag sitzt er dort, bei Sonne, bei Regen, im Winter, im Sommer. Kommuniziert wird über Chatrooms, bestenfalls über Skype, die Freunde trifft man online, statt draußen zu spielen werden am Computer Zombies gejagt und mittlerweile geht man nicht mehr schwimmen, sondern surft im World Wide Web. Das ist sie, die Generation Internet, geboren mit der Maus in der Hand.

Ganz zu schweigen von den vielen Gefahren, die das Internet für Kinder bergen kann und derer sich die meisten kaum bewusst sind, wirken sich die unzähligen Stunden am PC oft negativ auf Schulnoten und soziales Verhalten aus, von möglichen gesundheitlichen Folgen ganz zu schweigen. Einige Studien stellen einen Zusammenhang zwischen Wettkampf- und Gewaltspielen und erhöhter Aggressivität, zunehmender Abstumpfung und Suchtverhalten der Probanden nach der Beschäftigung mit solchen Spielen her, von Haltungsschäden, Rücken- und Kopfschmerzen, Übergewicht und Schlafstörungen ganz zu schweigen. Unbestritten bleibt, dass PC und Internet auch Positives in die Kinderzimmer mitbringen und eine Nutzung in Maßen ein Gewinn ist; Fakt ist aber, dass sich viele Kindheiten vollständig hinter dem Bildschirm abspielen.

Zu behaupten, früher sei alles besser gewesen, wäre falsch. Die rasanten Entwicklungen gerade im Bereich intelligenter Technologien bringen zig Vorteile mit sich und doch fragt man sich insgeheim, wieso der Sandkasten und die Lieblingspuppe eigentlich derart an Beliebtheit eingebüßt haben. Kinder sollten draußen spielen, Freunde treffen und gemeinsam Spaß haben. Sie sollten Baumhäuser bauen, sich schmutzig machen und die Zeit vergessen. Nehme man als Beispiel nur einmal das klassische ferngesteuerte Modellauto – welcher Junge hat es nicht geliebt? Ist mit dem Vater oder den Freunden Rennen gefahren und hat sich Stunden über Stunden damit beschäftigt? Mit einem solchen Geschenk konnte man vor einem Jahrzehnt Augen zum Strahlen bringen und vermutlich kann man das immer noch. Unsere Kinder müssen nur wieder lernen, dass nicht einzig der Computer unterhalten kann. Die Eltern müssen hier die Initiative ergreifen und ihrem Kind die reale Welt wieder näherbringen. Ihm zeigen, dass der PC ein nützliches Instrument zum Lernen, ja, auch zum Spielen sein kann, aber dass auch noch ein Leben außerhalb von Chatrooms und Online Gaming existiert. Dass es mehr Spaß macht, in der Sonne zu spielen und Unsinn zu machen. Oder einfach gemeinsam ein Rennen mit Modellautos zu fahren.

Quelle: http://www.ahg.de/AHG/Standorte/Daun_Rosenberg/Datencontainer/Bilder_Rosenberg/Veroeffentlichungen/E-mail_fuer_Dich_-_Psychosoziale_Auswirkungen_von_PC-_und_Internetkonsum_bei_Kindern_und_Jugendlichen.pdf

Foto: adszboo - flickr.com
Foto: RichardAlan - flickr.com
Autor:

Christiane Meißen aus Düsseldorf

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