Ein Leben ohne Leberwurst ist möglich, aber sinnlos. f. n. Loriot
Ich fahre gerne nach Hessen. Ich mag sie, die Hessen. Besonders die Rheinhessischen Winzer mit den leckeren Tropfen. Auch das hessische Bergland kann schön sein. Wenn es trocken ist und kein Nebel herrscht und kein Sturm. Möglicherweise ist es das schlechte Wetter gewesen welches mir ein Erlebnis der besonderen Art bescherte. Passt auch zu Weihnachten, denn es geschah genau zwei Tage nach dem Fest. Allerdings wird kein Leser dieser Zeilen am Ende der Geschichte sagen können:“ über dem Kaufpark im hessischen Rödermark, wäre ein Stern aufgegangen.“ Ganz gewiss nicht. Meine beste Ehefrau von allen ( Zitat Kishon) stand mit mir, also wir beide gemeinsam, vor der Theke einer hier sehr bekannten, ortsansässigen Metzgerei. Wir hatten Fleischwaren bestellt und sie lagen nun zur Abholung bereit. Eine rührige, nicht mehr ganz junge Fleischereifachverkäuferin (Zitat Michi Müller) erkundigte sich freundlich ob noch etwas hinzu käme. Dies wurde von uns nach kurzer Absprache verneint. Doch nun viel mein Blick auf die Leberwurst. Viele Sorten lächelten mich an. Feine Leberwurst, Pfälzer Leberwurst, grobe Leberwurst, Wildschweinleberwurst und Kalbsleberwurst. Ich könnt mich umbringen für Leberwurst. Und da nahm ich all meinen Mut zusammen und bestellt grobe Leberwurst. Und nun geschah das völlig unerwartete. Meine Fleischereifachverkäuferin machte erschrocken große Augen und richtete sie fragend, ja fast flehend auf meine neben mir stehende Frau. Dann wieder schaut sie mich an, und wieder mein Frau ohne ein Wort zu sagen. Hallo dachte ich bei mir, ist das hier Vorsicht Kamera und Guido Gantz kommt gleich um die Ecke. Meine Frage: „Ich möchte die Leberwurst kaufen und nicht meine Frau, und warum schauen sie sie immer so fragend an?“ Noch blieb diese Frage unbeantwortet. „Ich bin doch wohl alt genug um selbstständig in diesem freien Land Leberwurst kaufen zu dürfen, oder sehen Sie das etwa anders?“ Blankes Entsetzen in den Augen meiner Fleischereifachverkäuferin. „Ich brauche meine Frau nicht fragen ob ich mir Leberwurst kaufen darf, verstehen sie mich?“ All diese Fragen brachte ich inzwischen nur noch lachend hervor, auch wenn mir das Verhalten suspekt und diskriminierend vorkam. Über die folgend Erläuterung lachten wir dann alle gemeinsam:“Das hätte es noch nie gegeben bei ihren Verkaufsgesprächen mit Ehepaaren das der Mann selbstständig, ohne seine Frau zu fragen, Leberwurst oder auch andere Produkte bestellen darf!“ Nun lachten wir alle zusammen um diese Situation nicht noch weiter abdriften zu lassen. Aber der Appetit auf Leberwurst war mir vergangen. zumal ich auch keine gekauft habe. Denn die grobe Leberwurst war mir nicht grob genug. Was aber auf die Fleischereifachverkäuferin nicht zutraf. Auf dem Heimweg ging mir nur eine Frage durch den Kopf: „War es nun diskriminierend oder nicht?“ Aber keine Antwort ist auch eine Antwort.
Autor:Alfred Wolff aus Düsseldorf |
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