Zahnbürste trifft Bauhaus: Haus Lange und Haus Esters in Krefeld
Ikonen der Moderne: Die Bauhaus-Zwillinge Haus Lange und Haus Esters in Krefeld
Kein geringerer als der international renommierte Architekt Ludwig Mies van der Rohe baute 1928-30 für die Krefelder Textilunternehmer Hermann Lange und Josef Esters zwei benachbarte Backsteinvillen an der feinen Wilhelmshofallee. Was heute selbstverständlich ist, war damals revolutionär: schnörkelloser Stil, kubische Formen, klare Linien, große Fenster. Wie Schachteln scheinen sich an der Gartenseite die Baukörper ineinander zu schieben. Entsprechend der Bauhaus-Vorstellung vom Gesamtkunstwerk aus Architektur und Design entwarf Mies gleich die Inneneinrichtung der Villen mit. Allerdings musste er dabei Kompromisse mit den Bauherren eingehen. Mies nahm auf die Anlage der Gärten ebenfalls Einfluss. Geometrisch gestaltete Terrassen, gerade Wege und entsprechend geschnittene Hecken greifen die strenge Struktur der Gebäude auf.
Die heimliche Hauptstadt der Avantgarde
Es ist ein ausgesprochener Glücksfall, dass die beiden ehemaligen Wohnhäuser, Paradebeispiele klassischer Bauhaus-Architektur, als Museen für zeitgenössische Kunst genutzt werden. Bereits 1955 stellte Ulrich Lange sein Haus als Ausstellungsgebäude zur Verfügung, bevor er es 1968 der Stadt schenkte. Haus Esters kaufte die Stadt 1976 für kleines Geld. Seit 1981 finden hier ebenfalls Ausstellungen statt. Unter Museumsdirektor Paul Wember entwickelte sich Krefeld seit den 1950er Jahren zur heimlichen Hauptstadt der Avantgarde. Auf der Wilhelmshofallee fanden bahnbrechende Ausstellungen hochrangiger Künstler statt. Einige schufen raumbezogene Arbeiten speziell für die Gärten der beiden Villen, so dass hier ein kleiner Skulpturenpark entstand.
Übrigens: Bis zum 27. August 2017 ist im Museum Haus Lange die Ausstellung "Die Zugezogenen" des skandinavischen Künstlerduos Ingar Dragset und Michael Elmgreen zu sehen. Bericht folgt.
Ich würde mich freuen, wenn Ihr mich bei meinem Foto-Spaziergang begleitet.
Ausführliche Infos gibt es bei den BIldunterschriften.
Quellen
Wie Vorstellungen Form angenommen haben, Schwerpunkt Skulptur, Ausstellungsbilder seit 1969, Krefeld 1992.
Birgit Wilms: Die Straße der Gartenkunst. Gärten und Parks an Rhein und Maas, 3. Aufl., Greven 2013. S.122 - 125.
https://www.krefeld.de/de/gruenflaechen/gaerten-haus-lange-haus-esters/
Autor:Margot Klütsch aus Düsseldorf |
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