Gerhard Richter in Düsseldorf
Verwischt, Versteigert, Verborgen
- Da hat ja jemand genauer hingeschaut!
Ein Spiegel+-Beitrag von Ulrike Knöfel hinterfragt die Ausstellung kritisch: In der Ausstellung sind Werke der Sammlung Ströher unkommentiert aufgenommen.
Die Sammlung der Familie Ströher hat ihren Ursprung in den Nazi-Zeiten und danach - und integrierte sich stickum, nahtlos und unbestraft in die Nachkriegszeit der BRD.
Die Ströhers sind auch Hauptspender der Küppersmühle. - Sonntag, 8.9.24, 12 Uhr: Führung durch die Gerhard Richter Ausstellung im Düsseldorfer Kunstpalast
Eines der berühmtesten Motive fehlt in der aktuellen Ausstellung im Düsseldorfer Kunstpalast: Die "Kerze", 2015 für 10,5 Millionen Euro versteigert, Teil einer ganzen Serie von "Kerzenbildern", ein oder zwei weiße Kerzen, schlicht und feierlich brennend. Selbst die Repros kosten immer noch um die 700 Euros.
Warum ist gerade Gerhard Richter so erfolgreich?
Einmal abgesehen von der cleveren Vermarktung Richters und irrationalen Preisfindung auf dem Markt (Gerhard Richter selbst fand den Erlös für seine "Kerze" absurd), ist es die Vielschichtigkeit verbunden mit eingängiger Schönheit, die Gerhard Richters Werke ausmachen. So erklärt G. A. Goodrow, dass Gerhard Richter "eine Art von Malerei betreibt, die im ersten Moment harmlos ausschaut. Es gefällt jedem, die Leute die Abstraktion mögen, mögen ihn, die, die Figuration mögen, haben was von ihm, die Verbindung zwischen Fotografie und Malerei, zwischen Landschaft und Porträt – es ist eigentlich alles drin, man kann ihn eigentlich nicht nicht mögen." (Gérard A. Goodrow im Deutschlandfunk, 2011 - ein sehr lesenswertes Interview).
"Man kann ihn eigentlich nicht nicht mögen"
Wunderbar sind seine abstrakten Gemälde, denen man die Herkunft Richters aus dem deutschen Informel anmerkt: Gerhard Richter war Schüler von K.O. Götz, dessen Werke nicht nur in Düsseldorf im K20, sondern auch im Museum Küppersmühle in Duisburg zu sehen sind.
Die fein verschwommenen Blumen-Stillleben lassen die Malerei der niederländischen Blütezeit wiederaufleben. Wie einige von diesen verströmen sie fleischig-erotische Dünste.
Der deutsche Schäferhund ist ein verschliertes kleines Bild - und so friedvoll er liegt und schaut - es graust einem, ist es nicht der Hund der Nazis? Und tatsächlich: Wolfi ist der Schäferhund des Schwiegervaters. Und der war SS-Obersturmführer und für Zwangssterilisationen verantwortlich.
- Diese schlierige, oft verwischte Malerei gehört zu den Erkennungszeichen von Gerhard Richter, ähnlich wie das "Auf-den-Kopf-Stellen" von Baselitz. Zu den Hintergründen dieses leicht verwischten Wolfi-Bilds gibt ein Beitrag der Rheinischen Post Auskunft: Mit Richters Schäferhund fing alles an.
Zu sehen sind im Kunstpalast seit 5. September 2024 mehr als 120 Richter-Werke, in Farbe und grau, darunter graue Richter-Himmel und Richter-Wolken. Nicht fehlen darf die Kuh, die hier auch als 'Kuh' bezeichnet ist (anders als Magrittes Pfeife). Ein Fenster, das nichts anderes ist als ein Fenster, mit der Aussicht auf den eigenen Schatten. Und ein Frauenakt: Eine Frau, auf einem Sofa, mit Spitzenstrümpfen wie eine Prostituierte drapiert, ernst blickt sie uns Voyeure an, so nackt, dass sie Corbets für den 'Urprung der Welt' Modell gestanden haben muss.
- Mehr: Eine Kuh, ein Fenster, eine Frau, ein Haus, ein Hund sowie im Blog Ruhrgebiet Black and White von Martin Merz, von dem die hier abgebildeten Fotos zur Ausstellung stammen.
Gerhard Richter. Verborgene Schätze in Düsseldorf
- 5. September 2024 bis 2. Februar 2025.
- Kunstpalast, Ehrenhof 4-5, 40479 Düsseldorf.
- Mehr Infos zu Öffnungszeiten, Anfahrt, Eintrittspreisen, Kinderprogramm, Veranstaltungen im Blog Kunst - Kultur - Freizeit im Ruhrgebiet
- Führungen immer Donnerstag um 18 Uhr, Freitag um 16:45 Uhr und Sonntag um 12 Uhr
Autor:Vera Kriebel aus Dortmund-West |
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