Unterwegs in Düsseldorf: Mehr vom Marktplatz
Ein neues Outfit
Kaum war der Bericht über den Marktplatz mit Jan Wellem-Denkmal und Rathaus erschienen und ein weiterer Beitrag über die Umgebung angekündigt, hatte sich Überraschendes getan.
Ein schönes Präsent
Denn seit wenigen Tagen hat das neue Verwaltungsgebäude von 1952 (Alte Kämmerei), das bald umfassend saniert werden soll, ein neues frisches ungewohntes Aussehen. Anlässlich des NRW-Tages Ende August hat der Düsseldorfer Künstler Tim Eiag begonnen, die alte Kämmerei mit bunten Bändern zu verschnüren, in den Landesfarben grün-weiß-rot und blau: Ein schönes Präsent zum siebzigjährigen Bestehen des Landes NRW. Die Installation, die im September zu einer Skulptur verbunden werden soll, lässt den Muff der 1950er Jahre vergessen.
Das Verwaltungsgebäude von 1952
schließt den Marktplatz nach Süden hin ab. Entworfen von Julius Schulte-Frohlinde, der bereits im Dritten Reich als Architekt gearbeitet hatte, spielte es eine wichtige Rolle im "Düsseldorfer Architektenstreit". Progressive Architekten wandten sich dagegen, dass Kollegen, die für die Nationalsozialisten tätig gewesen waren, wieder Ämter und Aufträge bekamen und ihren konservativen "Heimatstil" mit Sprossenfenstern und traditonellen "Figürkes" durchsetzten. In der Tat fühlt man sich bei den Reliefs auf der Rückseite des Gebäudes und bei den Figuren auf den Kapitellen eher in die heile Welt des 19. Jahrhunderts versetzt als in die deutsche Nachkriegszeit.
Heimat und Brauchtum
werden an diesem geschichtsträchtigen Düsseldorfer Ort natürlich groß geschrieben. An der Rückseite der alten Kämmerei befindet sich das Haus des Karnevals. Gegenüber setzte Bert Gerresheim dem "Hoppeditz" ein Denkmal. Die Symbolfigur des Düsseldorfer Karnevals feiert jedes Jahr am 11.11. Auferstehung und wird an Ascherwitttwoch feierlich begraben.
Eine andere Welt
Faszinierend ist auch der intime Innenhof des neuen Rathauses. Als in den 1960er Jahren das wilhelminische Rathaus (1885) und die alte Düsseldorfer Kunsthalle (1882) niedergelegt wurden, hat man zum Glück wenigstens Skulpturenreste dieser Gebäude aufgehoben und hier an einer Spolienwand angebracht. Monumentale Säulen vom wilhelminischen Rathaus stehen neben modernen Glasfassaden und schön gearbeitete Köpfe scheinen aus einer anderen Welt zu grüßen.
Ich wünsche viel Freude beim zweiten Fotospaziergang rund um den Düsseldorfer Marktplatz.
Nähere Infos gibt es bei den Bildunterschriften.
Quellen
Wolfgang Funken, Ars publica, Essen 2012, Bd 1, S. 46 ff.
Rheinische Post, 17. August 2016, Landeshauptstadt Düsseldorf, Seite D 4
Autor:Margot Klütsch aus Düsseldorf |
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