Ungarische Tänze - Martin Schläpfers Hommage an Hans van Manen und George Balanchine

Bilder von zarter Intimität: Julie Thirault und Helge Freiberg in Hans van Manens Choreografie „Kleines Requiem". | Foto: Gert Weigelt
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  • Bilder von zarter Intimität: Julie Thirault und Helge Freiberg in Hans van Manens Choreografie „Kleines Requiem".
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In „b.13“, der aktuellen Ballett-Produktion an der Deutschen Oper am Rhein, die am Samstag Premiere feierte, widmet sich Ballettdirektor Martin Schläpfer der Arbeit George Balanchines und Hans van Manens. Darüber hinaus findet der Choreograph Platz für politische Kritik.
Die „Ungarischen Tänze“ von Johannes Brahms sind keine ausgewiesene Ballettmusik, sie sind ursprünglich nicht mal in ihren bekannten Orchesterfassungen, sondern für Klavier zu vier Händen komponiert worden.
Schläpfer nutzt die Musik für einen Blick auf ein Land in der Mitte Europas, das unter der Regierung Viktor Orbáns einen nationalistisch, antieuropäischen Weg eingeschlagen hat. Die Choreographie überzeugt durch ihre Frische und ein Changieren zwischen komischen und tragischen Elementen, die auch Platz für Sinnlich-Leidenschaftliches lassen. Der politische Diskurs wirkt nicht wie ein aufgepropfter Fremdkörper, sondern fügt sich gut in das choreographische Gesamtkonzept ein.
Zuvor sind ältere Choreographien von Hans van Manen und George Balanchine zu sehen. Von zeitloser Eleganz ist van Manens Choreographie zu Henryk Mikołaj Góreckis „Kleines Requiem für eine Polka“. Kraftvoll und elegant tanzt die Compagnie. Das beständige Kommen und Gehen steht nicht nur für das hektische Treiben im urbanen Leben, sondern versinnbildlicht vor allem die Wechselhaftigkeit der menschlichen Existenz. Darin finden sich immer wieder Bilder von zarter Intimität, die kunstvoll zu berühren wissen.
„Schafft neues, Kinder“, hatte kein Geringerer als Richard Wagner als ästhetische Weisung für die Zukunft gegeben. Balanchines Choreografie „Concerto Barocco“ zu Johann Sebastian Bachs Konzert für zwei Violinen und Orchester von 1941 auf die Bühne zu bringen, mutet rund 70 Jahre später wie fleischgewordene Archäologie an. Gleichwohl die Compagnie mit schwerelosem Tanz zu überzeugen vermag, stellt sich doch die Frage nach dem Sinn. Der museale Charakter, den die Choreografie heute besitzt, stellt wenig Anforderungen an das Publikum; man kann – Neoklassizismus hin oder her – nicht so tun, als ob es die Erneuerungen des Tanztheaters, wie sie unter anderem Pina Bausch und Bernd Schindowski vorangetrieben haben, nie gegeben hätte.

Weitere Infos zum Programm der Deutschen Oper am Rhein finden Sie hier.

Autor:

Sascha Ruczinski aus Schwelm

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