...und plötzlich , nach klirr und knack, war ich Königin ... Kloatscheeten – schon mal davon gehört?

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Tja, bis vor 10 Jahren war auch mir dieses Wort völlig unbekannt, die Ausdrucksweise beherrsche ich auch heute noch nicht. Als Rheinländerin wird das bisher immer noch nicht nachgetragen, GottseiDank!

Doch wie so oft im Leben, gibt es immer ein erstes Mal und ich machte genau vor 10 Jahren mit diesem Volkssport Bekanntschaft. In der Grafschaft Bentheim wurde dieses gesellige Miteinander erstmals 1630 im dortigen Kirchenprotokoll erwähnt.

Zuerst bedarf es pro Mannschaft eines bunten Kloats, heute eine Art Holzdiskus, gefüllt mit einem Bleikern. Außerdem darf der Bollerwagen nicht fehlen. Er, der doch das Wichtigste beinhaltet:
Die Marschverpflegung, so wie Häppchen, Süßes, Punsch (da dieser Sport!?! nur in der kalten Jahreszeit von Jan.bis Ende März ausgeübt wird), Bier, Likör und Schnaps. Und nicht zuletzt den Kloatfänger, welcher bei der Suche unersetzlich ist

Perfekt ausgestattet, kann es losgehen, aber nicht ohne eine ordentliche Stärkung,.gab es bisher Ernsen- und Linsensuppe, so wird dieses Jahr zum Jubiläum gegrillt., lecker Würstchen mit Senf, importiert aus Düsseldorf, versteht sich.
Eine festgelegte Route (max. 5,5 Km) muss zurückgelegt werden.Die Spieler jeder Mannschaft werfen/rollen nacheinander den Kloat. Die Truppe, welche am Ende des Durchgangs am weitesten gekommen ist, hat gewonnen.
Die Anzahl der Duchgänge ist abhängig von der Länge der Strecke und nicht zuletzt vom Können der Werfer. Und hier können wir alles bieten, vom absoluten Anfänger bis hin zum echten Könner..
Natürliche Hindernisse wie Kurven, Löcher im Weg, Schnee, Pfützen, Steinchen und Hölzer auf den Waldwegen müssen einfach bewältigt werden (klingt erheblich einfacher als es in Wirklichkeit ist!).

Nun wird ja dieser gefüllte Bollerwagen nicht einfach nur so mitgezogen. Nein, ehrlich nicht. Hier beginnt neben dem Spiel die andere Form von Geselligkeit. Jede Kreuzung, und glauben sie mir, liebe Leser, es gibt sie, die, welche man gar nicht so recht erkennt auf den ersten Blick, sind der Grund für einen kurzen Stopp und das Befüllen der Gläschen, die an einem Bändel um den Hals hängen. Fehlwürfe, bei denen der Kloatfänger (so eine Art Käscher) zum Einsatz kommt, werden auch gerne als Unterbrechung genutzt. Am Ende eines jeden Durchgangs müssen dann die Verlierer den anderen einschenken.
Sie verstehen, dieser Sport verlangt Kondition und Duchhaltevermögen :)
Zur Halbzeit gibt es eine weitere Überraschung:
Kaffee und selbstgebackener Kuchen, der sogar von unseren Männern nicht verschmäht wird.

Am Ende gibt man sich nicht mit einer Siegermannschaft zufrieden. Es ist jetzt an der Zeit, aus den Reihen der Gewinner das neue Königspaar zu küren. Die Entscheidung fällt nicht durch eine Wahl, sondern durch Zielwürfe:
Ein leere Flasche (ordentlich wie wie sind, ist sie gehüllt in einer Plastiktüte) muss getroffen und dadurch zertrümmert werden.
Hier ist nun tatsächlich Kondition gefordert, denn das kann schon mal einige, wenn nicht sogar viele Würfe/Roller bedeuten. Doch am Ende macht es dann doch irgendwann
klirr und knack
und das neue Königspaar darf sich feiern lassen.

Dieses Jahr haben wir das 20. Kloatscheeten gefeiert und erstmalig darf ich das Krönchen und den goldenen Kloat tragen.

Ihre Majestät will nicht unerwähnt lassen, dass die Tradition es gebietet, abends gemeinschaftlich Grünkohl mit Pinkel zu essen und anschließend ein rauschendes Fest zu feiern. König und Königin grüßen das Volk und eröffnen den Ball mit einem Walzer …
Dem Eröffnungstanz folgen noch viele andere. Musik und Tanzart wandeln sich dann aber mit zunehmender Stunde, es wird gerockt bis die Socken qualmen ...

Dieser Artikel ist den Organisatoren, unseren Freunden, gewidmet ,
welche seit 20 Jahren für uns stets ein schönes Wochenende im Februar gestalten.

Königin Heidi, König Lothar und der gesamte Hofstaat sagen von Herzen
Danke

Autor:

Heidi Tietze Linskens aus Düsseldorf

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