"Trash People" von Künstler HA Schult gastieren im Andreas Quartier
Schrill, extravagant, gerne auch mal provokant: Das ist der Kölner Aktionskünstler HA Schult. Seine Müllmenschen haben den 76-jährigen berühmt gemacht. Müll ist Schults Leitthema, sozusagen die Kehrseite des Konsums.
Seit gut 20 Jahren sind seine 1000 „Trash People“ aus verrotteten Blechdosen jetzt schon auf Welttournee. Die bunte Truppe war in Moskau, auf der Chinesischen Mauer, vor den Gizeh-Pyramiden in Kairo, in der Arktis, in Rom, in Paris, in Tel Aviv, am Matterhorn. Jetzt machen 100 Müllmenschen aus Recyclingmaterial Station in Düsseldorf: am ehemaligen Königlichen Amtsgericht an der Mühlenstraße, wo derzeit das schicke Andreas Quartier errichtet wird.
„Hier entsteht das neue Wohnzimmer der Landeshauptstadt, eine extravagante Eingangshalle mit Lounge und Café“, freut sich Uwe Schmitz, Vorstandsvorsitzender der Frankonia Eurobau, welche die Regie über das protzige Bauprojekt führt. In der Eingangshalle Marmor, goldene Geländer, Kronleuchter, Säulen. Im ersten Augenblick scheinen die Müllmenschen hier etwas fehl am Platz. HA Schult will mit seinen Trash-People auf die Konsumgeilheit der Gesellschaft aufmerksam machen: „Sie sind Asylanten wie wir selbst, denn so wie die Müllmenschen haben auch wir unseren Platz auf diesem Planeten nur kurzzeitig geliehen. Dessen sollten wir uns alle bewusst sein“, mahnt Schult.
Gleich nebenan zeigt ein Imagefilm, wie das 385-Millionen-Euro-Projekt mal aussehen soll, wenn es denn mal fertig ist, denn der Zeitplan konnte bislang nicht eingehalten werden: Schöne Menschen lenken ihre schnittigen Oldtimer durch die saubere, leere Ratingerstraße bevor es hinunter in die Tiefgarage geht. „Wir streben eine bunte Mischung von Nutzern an“, sagt Uwe Schmitz. Das Andreasquartier soll aber nicht nur für Wohnraum, sondern auch als Bürofläche genutzt werden. Zudem will die Hotelkette Hyatt Apartments anbieten, für, so steht es im Pressetext „hart arbeitende Geschäftsleute, die sich auf ihren Geschäftsreisen wie zu Hause fühlen wollen“. Rund 300 Euro pro Nacht kosten diese Luxusapartments, Concierge-Service selbstverständlich inklusive. Doch auch besser situierte Studenten sollen sich laut Frankonia-Chef hier einquartieren können und HA Schult fügt hinzu: „Super, die Kunsthochschule ist doch gleich nebenan und ich hörte ab 250.000 Euro gibt’s Studentenbuden zu erwerben.“ Ob die neuen Bewohner des Andreasquartiers demnächst wie viele Düsseldorfer auch lässig mit einem Glas Alt in der Hand auf der Ratinger Straße stehen, bleibt abzuwarten. Aber gerade mittwochs und freitags sollte man spätestens nach 18 Uhr den Oldtimer lieber in der Garage lassen.
Autor:Stefanie Siegel aus Düsseldorf |
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