Der internationale Cirque du Soleil gastiert bis zum 2. Februar in Düsseldorf-Gerresheim:
TOTEM – Eine fantastische Odyssee durch die Menschheitsgeschichte

Der Cirque du Soleil feiert in TOTEM die ganze Menschheitsgeschichte. Foto: Alexandra Lara
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  • Der Cirque du Soleil feiert in TOTEM die ganze Menschheitsgeschichte. Foto: Alexandra Lara
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Das große weiße Zelt, das "Grand Chapiteau" am angestrahlten alten Fabrik-Turm im Düsseldorfer Glasmacher-Viertel ist nicht zu übersehen. Und die weltberühmten Fahnen des „Cirque du Soleil“ flattern grüßend im Wind. Die Erfolgs-Geschichte des „Zirkus der Sonne“ ist beinah so märchenhaft wie seine berühmten Shows (von denen jede einmalig und besonders ist und von denen andere auch schon mit großem Publikums-Zuspruch in Düsseldorf zu sehen waren.)

Als Gründer Guy Laliberté 1982 mit einigen Artisten in der kanadischen Provinz Quebec seine erste Show auf die Beine stellte, war nicht abzusehen, was einmal daraus werden würde. Ihren Durchbruch hatten sie 1984 mit der Ausrichtung der 450-Jahrfeier Kanadas. Und das mit überwältigendem Erfolg: Der „Cirque du Soleil“ war geboren. Heute gastiert der Welt-Zirkus mit Hauptsitz in Montreal mit etwa 20 verschiedenen Shows rund um den Globus.
Glücklicherweise auch in Düsseldorf:

Diesmal lockt das strahlend weiße "Grand Chapiteau"-Zelt bis zum 2. Februar täglich außer montags zu seiner Show „TOTEM“ ein. (Tickets ab 37 € an der Zirkus-Kasse an der Heyestraße 178 und im Internet).

Wir dürfen einen Blick hinter die Kulissen werfen:

Natürlich ganz leise und unauffällig, denn das tägliche Training darf nicht gestört werden. Hier herrscht immer höchste Konzentration! Denn: EIN falscher Handgriff, EINE falsche Bewegung gefährdet die ganze Nummer, das eigene Artisten-Leben und die Kollegen. Abends gilt das sogar für EINEN – natürlich streng verbotenen – handy-Blitz im falschen Moment. In den äußeren Zeltbereichen backstage gibt es unterschiedliche Proben-Möglichkeiten, Fitnessgeräte, Hochseil-Trapez mit Schaukeln und Ringen. Auch ohne Scheinwerfer und ohne Kostüme ist es schon sehr beeindruckend, wer da aus der wirklich multi-ethnischen Truppe und wie über unseren Köpfen hin und her fliegt.

Artistic Director Johnny Kim on tour:

Die Artisten trainieren während der Tour möglichst täglich zwischen drei und vier Stunden! Ruhezeiten müssen streng eingehalten werden. Auch darauf achtet der junge und doch erfahrene On-Tour-Artistic Director Johnny Kim genau. Er beantwortet unsere Fragen ein wenig abseits in einer kleinen Pausen-Ecke mit Sofas und Tischchen.

Johnny hat nach seinen us-amerikanischen Gymnastik-, Musical-, Dance-Ausbildungen 2007 beim „Cirque du Soleil“ angeheuert. Und auch seine Klavierstunden waren nicht umsonst, denn er kann sowohl mit Artisten als auch Musikern in ihrer Fachsprache reden. Und wenn es nötig ist, auch einfach „vormachen“, wie es sein soll. Die offizielle Arbeitssprache im Zirkus ist Englisch. Nur die chinesischen Einrad-Fahrerinnen haben einen Dolmetscher. Weil nicht alle gleich gut Englisch sprechen, es aber beim anspruchsvollsten Artisten-Niveau keinerlei Mißverständnis geben darf, hilft man sich gegenseitig weiter zwischen Englisch, Französisch, Portugiesisch, Holländisch und Russisch (um nur einige Sprachen aus fast 20 Nationen zu nennen, die hier gesprochen werden).

Johnny selbst ist in Kalifornien geboren als Sohn vietnamesischer Einwanderer, die es wie die meisten asiatischen Eltern lieber gesehen hätten, wenn er Arzt oder Anwalt geworden wäre. Doch heute sind sie sehr stolz auf ihn. Und Johnny kann aus eigener Erfahrung jedem nur empfehlen, seine kreativen Träume zu verwirklichen: „Aber - man muss es wirklich wollen!“ Dass er es in so jungen Jahren geschafft hat, als artistischer Leiter für den "Cirque du Soleil" zu arbeiten, ist für ihn immer noch eine große Ehre und tägliche Herausforderung. Er sieht sich jede einzelne Show an, arbeitet mit allen Artisten immer weiter an der Qualität. Verliert nie den Blick für das kleinste Detail. Und er ist glücklich, wenn die Zuschauer – wie immer - begeistert sind: „Nicht so la la angetan.. sondern richtig begeistert und glücklich froh. Das ist unser Ziel – Jahr für Jahr und für jede Show!“.

Und er freut sich besonders, wenn er mal nach Jahren hört, dass die Menschen sich an frühere Besuche beim "Cirque du Soleil" lächelnd erinnern und gern wieder kommen:. „Und das überall auf der Welt!“. Johnny Kim war in diesem Jahr erst drei mal „zuhause“ bei seinen Eltern in Kalifornien. Er hat inzwischen mit dem Zirkus in 52 Ländern gastiert. Die enorm ästhetisch, geschmacksicher und künstlerisch wie artistisch höchsten Ansprüchen genügende Themen-Show namens TOTEM feiert im April ihr 10jähriges Jubiläum – frisch wirkend wie am ersten Tag – und Johnny Kim ist von Anfang an dabei. Und muss nun auch wieder zurück zum Training seiner Artisten. Der Countdown läuft. Um 19.30 Uhr ist Premiere in Düsseldorf-Gerresheim auf der Fläche, wo früher die riesige Glasfabrik stand und Millionen Milchflaschen Karrussell fuhren! Davon ist jetzt nichts mehr da, hier haben nun international zusammengeführte Weltmeister der Unterhaltung ihr Riesenzelt aufgeschlagen.

Hunderte Kostümteile:

Weiter in die Kostüm-Abteilung: Alle Kostümteile, die direkt mit der Haut in Kontakt sind, werden täglich gewaschen. Daher gibt es zu Sicherheit immer zwei identische Kostüme für jeden Artisten und werden - wie alles vollständig - um die ganze Welt mitgenommen. Sie trocknen über Ventilatoren, die Gewandmeisterinnen und Schneiderinnen reparieren immer sofort. Zweimal im Jahr werden komplett neue Kostüme aus Montreal von der zentralen Kostümabteilung ungefragt geliefert. Die Glitzer-Bodys verlieren sogar während jeder Show viele Glitzersteinchen, all diese müssen und werden immer sofort ersetzt. Auch der Federschmuck der „Indianer-Artisten“ wird immer wieder aufgepolstert. Die Artisten schminken sich zwar selbst, werden aber von Fachleuten betreut, damit keine Schmink-Fehler durchgehen. Die Masken und Perücken müssen genau sitzen - und Einiges aushalten.

Backstage mit Lampenfieber:

Auch in der Technik wird noch gesägt, geschraubt und gehämmert. Der Bühnen-Aufgang von hinten ist in Sichtweite. Und es stellt sich tatsächlich eine Art Lampenfieber-Feeling ein – bei diesem Blick vom Auftritt auf die Arena und das riesige Rund der noch leeren Publikums-Bestuhlung. Wo vor ein paar Tagen noch eine Abriss-Lehmfläche mit Pfützen gähnte, spürt man schon in perfekt aufgebauter Umgebung den Glamour. Links und rechts backstage überall Requisiten, Musikinstrumente, Monitore. Über dem zentralen Bühnen-Auftritt, über der Rück-Dekowand aus hohem Riesen-Bambus sitzen die Live-Musiker. Sie haben einen eigenen Aufgang, um keinem bei dessen Auftritt ins Gehege zu kommen. Und auch hier wird noch geordnet und alles kontrolliert.

Wir gehen in den noch leeren Publikumsbereich und können mit einigem Abstand die „Astronauten“ auf der Bühne trainieren sehen. Zwei Träger halten eine Leuchtstange, auf der ein Artist seine unglaublich präzisen Sprünge und Saltos trainiert. Atemberaubend. Konzentrierte Stille. Die Vorfreude auf die Show steigt. Ob wir noch Fragen haben? Wir klatschen nur verhalten einen ersten kleinen Applaus – aber erst draußen im Vorzelt.

Ein unvergesslicher Abend:

TOTEM ist überwältigend und will es sein: Es ist - wie nicht zu viel versprochen - eine Odyssee durch die Menschheitsgeschichte. Amphibische Wesen zelebrieren ihre artistische Körperkunst in und auf dem durchbrochenen Panzer-Skelett einer heiligen Riesenschildkröte. Frühmenschen und Affen als Clowns in langer Evolutions-Reihe. Einer als Assistent eines verrückten Wissenschaftlers, der sich in einem riesigen Glaskolben mit Hilfe von rollenden Leuchtbällen im Nebel jonglierend verjüngt. Die wilde und verschlungene Love-Story eines Trapez-Pärchens mit „Höhen und Tiefen“ in der Zirkuskuppel, indianische Trommel-Tänzer und Kanu-Ruderer, Akrobaten, die mit Ringen jonglieren und pausenlos perfekte Deko-Video-Projektionen, die fließend wechselnd ganze Welten neu erschaffen: Steinwüsten, Gebirge, Meere und Seelandschaften, Sandstrand-Küsten. Indio-Romantischer Rollschuh-Körper-Kult, Mann und Frau auf einer winzigen Rotunde im Kreis wirbelnd.

Die jetzt bunt-maya-stylisch kostümierten „Astronauten“ (von der Probe) werden von ihren Leuchtstäben in die Kuppel katapultiert. Oder die witzigen Hochseil-Ringturner, die über die Publikums-Menge fliegen oder ihr Kumpel, ein selbstironisch italienischer Macho-Paparazzo, der mit Fotoblitzen das Publikum „nervt“ (danach hat wirklich Jeder geblendet seinen Blitz im Handy abgeschaltet - so intelligent ist alles überlegt bei den „Soleils“). Und die chinesischen Einrad-Fahrerinnen, die mit den Füßen strampelnd goldene Schüsseln abschießen und mit den Köpfen auffangen. Und so vieles mehr in dichter Folge, ständig wie bei allen Soleil-Shows kontrolliert von einer eigenen Abteilung „Show Quality“! Und verpflegt von einer mitreisenden Küche, die täglich 250 warme Mahlzeiten für die Truppe liefert, die von zwei Ärzten ständig untersuchend betreut wird usw. usf. Wenn schließlich die Clowns mit dem Mittelsteg als Boot ins All fliegen, hat das projizierte Foto von Mutter Erde aus dem All der „Soleil“-Gründer-Chef Guy Laliberté selbst geschossen, als er 2009 als erster zahlender „Tourist“ wirklich mit zur ISS geflogen war...

Kurz: Eine heute noch immer auf der Höhe perfekter Effekte lebende, vor einem Jahrzehnt für die immer noch laufende Welt-Tour konzipierte Zirkus-Show höchsten Niveaus. Die weltweit Artisten von ausnahmslos unglaublichem Können in wunderbar fantasievoller Gesamt-Gestaltung (Nelanthi Vadivel) mit perfekt integrierten Video-Effekten und mit einer auf jede Nummer hin eigens komponierten und durchgehend gespielten Musik einer nur mühelos wirkenden Inszenierung (Robert Lepage, auch Autor) des Totem-Menschheits-Themas zusammenführt.

Aus den kanadischen Straßen-Artisten der Achtziger sind künstlerisch-kreative „Weltbürger“ geworden, die sich im Programm so nennen und sich zur Mission bekennen: „Menschen, Gemeinschaften und den Planeten“ voranzubringen, „mit dem, was wir am Besten kennen: Kreativität und Kunst“.

Nicht, dass das kein „LiveNation“-Business wäre, aber sie kennen und können es wirklich: Das Publikum auch in Gerresheim kommt aus dem gleichermaßen staunenden und begeisterten Beifall-Klatschen kaum noch heraus. Stehender Jubel-Applaus beim Finale für TOTEM mit seinen unglaublichen Künstlern. (cd)

Autor:

Caro Dai aus Essen-Werden

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