To be or a Maybe
Schwarze Schrift auf weißem Grund. Die Botschaft weckt meine Aufmerksamkeit. Vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen, lösen die Worte eine Frage hinter meinem Stirnknochen aus: Bin ich vielleicht ein solches Maybe? Der Schriftzug begegnet mir einige Male auf meinem vorweihnachtlichen Heimweg und die Überlegung kristallisiert sich, während ich auf meinem Schoß eine Zigarette rolle, ob diese provokative Herausforderung an meine Entscheidungsfindung nicht ursächlich an meinem Willen zur Lebensgestaltung rüttelt. Denn was kann es anderes sein, dieses „not maybe, be-“ als die Aufforderung einer Gesellschaft für bewusste Lebensführung an meinen inneren Schweinehund, sich zur Ruhe zu setzen.
Mit diesem Vorsatz im Kopf steige ich aus der Straßenbahn und wieder springt mich dieses Plakat an. Neugierig, um was es sich handelt, trete ich näher: hinter dem „be“ das Logo der bekannten Zigarettenfirma. Ernüchternd, Hitze wallt mir ins Gesicht.
So also transportiert die geschickte Marketingstrategie, was mich bei der Stange halten soll: Das sekunden-schnell meinen Körper flutende Gefühl von Zufriedenheit nach dem ersten Zug. Vor undenkbaren Zeiten noch mit Glück in Verbindung gebracht, zerstreut es sich schnell in die Blutbahn, das Hormonquentchen, das mir von den schwarz auf weißem Grund drohenden Worten: Herz- und Kreislauferkrankungen, Schlaganfall und Tod, inmitten der Prairieidylle gewöhnlicher Zigarettenwerbung den Genuss verleidet.
Angewidert wende ich mich dem Heimweg zu, die kalte Kippe zwischen den Lippen rollend. Sollte ich nicht doch eine Entscheidung zu Gunsten des Be or do not treffen können?
Vielleicht.
Autor:Monica Cochino-Monte aus Düsseldorf |
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