Pferde bei Events noch zeitgemäß?
Tierquälerei im Brauchtum & Pferderennsport

Für das Tierwohl und gegen den Kommerz !
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  • hochgeladen von Andreas Vogt

Viele Jahre machte ich mir keine Gedanken beim Besuch des Düsseldorfer Rosenmontagszuges, Schützenumzügen oder bei Pferderennsportevents. So geht es aktuell vielen Menschen und das ist auch völlig normal. Steht im Pferderennsport der Kommerz des Veranstalters an erster Stelle, ist es die liebgewonnene Tradition im Brauchtum, auf die man sich immer gern beruft.

Aber die Meinungen in der Bevölkerung rund um das Thema Tierwohl haben sich in den letzten Jahren stark verändert, vor allem bei der jüngeren Generation.

Gerade diese Generation macht sich immer mehr für den Klimaschutz, deren Zukunft und das Tierwohl stark. Neben fleischloser oder verganer Ernährung steigen die Aktivitäten und das Interesse rund um den Tierschutz stark an.

Ich gehöre als 64er Baujahr nicht mehr zur jüngeren Generation, verstehe aber sehr gut deren Gedanken, Sorgen und Ideen.

Während wir 60er Fabrikate in den 80er Jahren zu Tausenden für Frieden und gegen Kernkraft auf die Straße gingen, sind es heute die Kinder und Jugendlichen, die für Klima- und Umwelt - und Tierschutz auf die Straßen gehen und laut Stellung beziehen.

Nach einem "Schlüsselerlebnis" als Gast eines Reitturnieres in Aachen und verschiedenen Gesprächen mit Pferdeexperten , sehe ich die Thematik vom Einsatz von Pferden bei kommerziellen Events und im Brauchtum mittlerweile sehr kritisch.

Bei einem Besuch der Galopprennbahn Düsseldorf, sowie Umzügen mit Pferden im Brauchtum, wurde mir klar, das es hier nur um Kommerz, Selbstdarstellung und die Befriedigung von Eitelkeiten geht. Um das Wohl der Tiere geht es nicht.

So steht bei den Veranstaltungen auf der Galopprennbahn Düsseldorf das Geld und "das Sehen und Gesehenwerden" im Vordergrund, ausgetragen auf dem Rücken der Pferde.

Gespritzt.Gequält. Getötet: Für Rennpferde sind Verletzungen und Tod immer nur einen Hufschlag entfernt, denn die Tiere werden wieder ihrer Natur zu Höchstleistungen gezwungen.

Pferde werden von den Verantwortlichen als Sportgeräte und nicht als Lebenwesen gesehen. Diese nicht gerade empathische Betrachtungsweise erlebt man beispielsweise beim Baum und Klimaschutz. Hier werden Bäume nicht als wichtige, notwendige Lebewesen geachtet, sondern zu sogenannten "Grünelementen" degradiert.

Ob uns so etwas in Zukunft weiterbringt?

Bei den Pferderennen sind schwere Verletzungen oder Stürze die Folge. Das bedeutet für das Tier den frühzeitigen Tod durch Einschläfern. Im Vokabular des Veranstalters heißt es dann mediengerecht: " Das Tier wurde erlöst".

Jedes Jahr sterben allein in Deutschland mehere Hundert Tiere für den Pferderennsport.
Ist das noch zeitgemäß? Während wir langsam lernen, mit der Natur achtsamer umzugehen, bedarf es beim Tierwohl noch um einige Zeit.

Kein Rennpferd wird älter als 8 Jahre, während Pferde normalerweise ein Alter von Mitte 30 Jahren erreichen.

Könnten die Pferde vor Schmerzen und Angst laut schreien, dann wären die große Tribüne der Galopprennbahn Düsseldorf sicherlich leer und die Sponsoren würden sich vom Veranstalter abwenden.

Aber dem ist leider nicht so.

Im  Galopp und Trabrennsport werden Pferde viel zu früh antrainiert. Sie sind teilweise erst zwei, drei Jahre jung und noch nicht ausgewachsen. Und sie werden zu tierwidrigen und unnatürlichen Leistungen gezwungen. Skelett und Sehnen sind noch nicht richtig ausgebildet, daher sind Sehnenschäden und Knochenbrüche die Folge.

Damit Pferde diesen physischen und seelischen Stress aushalten, verabreicht man ihnen Medikamente. Empfindsame, wunderbare Tiere werden zu Rennmaschinen umfunktioniert. Sie müssen funktionieren zur Belustigung der Sponsoren, Partner und Gäste. Hohe Wettsummen und nicht die Gesundheit der Tiere steht im Vordergrund.

Am 18.08.2022 entschied ich mich aus diesen Gründen, erstmals zu Teilnahme an einer Demonstration der Tierschutzorganisation PETA vor der Stadt-Sparkasse-Düsseldorf. Schon seit einigen Jahren wird dort jährlich immer wieder gegen den Stadt-Sparkassen-Renntag auf der Galopprennbahn Düsseldorf demonstriert. Hier sponsort die Stadt-Sparkasse-Düsseldorf seit vielen Jahren die Veranstaltung mit hochdotierten Geldpreisen.

Ob das die Kunden der Stadt-Sparkasse-Düsseldorf gut finden?

Zahlreiche Gespräche heute mit Sparkassen Kunden belegen das Gegenteil. Leider traute sich niemand der Verantwortlichen des Bankinstitutes zu uns vor die Türe und suchte das Gespräch mit uns. In der Ferne entdeckte ich im Bankgebäude einen der Sparkassen Pressesprecher, der uns leider nicht für ein Gespräch zur Verfügung stand.

Mit meiner Meinung und Aktivitäten löse ich viele Gegenreaktionen aus. 
Diese Kommentare fallen nicht immer fair und objektiv aus. Damit kann ich sehr gut leben.

Am Sonntag, dem 21.08.2022 feiert die Stadt-Sparkasse-Düsseldorf auf der Galopprennbahn Düsseldorf den großen "Sparkassen Familientag". Neben den Rennen steht ein buntes Rahmenprogramm zur Belustigung und Ablenkung vom eigentlichen Problem medien- und publikumswirksam bereit.

Glücklicherweise stehen an diesem Tag die Aktivisten der Tierschutzorganisation,Tierfreunde und Bürger vor Ort zur Verfügung und geben den Besuchern Auskünfte und Informationen zu dieser kommerziellen Tierquälerei.

Dieses Thema soll den Gästen der Veranstaltung auch nicht als Vorwurf vorgehalten und diese dafür verantwortlich gemacht werden. Mir ging es vor Jahren nicht anders.

Es soll schon vorgekommen sein, das Besucher der Galopprennbahn nach intensiven Gesprächen mit den Tierschützern die Veranstaltung nicht besuchten und wieder nach Hause gefahren sind.

Verantwortlich sind die Organsisatoren des Events, sowie Sponsoren wie die Stadt-Sparkasse- Düsseldorf.

Pferde im Brauchtum:

Ähnlich verhält es sich im Brauchtum bei den Schützen und Rosennmontagsumzügen. Hier berufen sich die Traditionalisten immer gern auf ihre Tradition, vergessen aber, das sich in den letzten Jahrzehnten viel um sie herum verändert hat. Die Sommer sind heisser, die Umzüge lauter und die Anzahl der Gäste viel größer. Das es den Verantwortlichen nicht um das Wohl der Pferde geht, zeigt das aktuelle Beispiel aus Düsseldorf. Hier starb im Juli 2022 ein Pferd bei einem Umzug der Schützen auf der Königsallee. Das Pferd hätte lt. der früheren Eigentümerin nie bei Umzügen eingesetzt werden dürfen, da eine Vorerkankung des Pferdes bestand.

Hier hatte ich noch am gleichen Tag des Unglücks einen Bürgerantrag nach Paragraph 24 der Gemeindeordnung NRW gestellt, das der Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf bitte beschließen möge, das zukünftig keine Pferde bei Karnevals - und Brauchtumsumzügen der Schützen, eingesetzt werden. Der Antrag wird am 01.09.22 um 16:00 Uhr im Anregungs und Beschwerdeausschuss diskutiert und ich hoffe, der Antrag schafft es in den Stadtrat. Ob es letztendlich funktioniert, bleibt abzuwarten. Es wäre aber ein weiterer Schritt der Öffentlichkeitsbekanntmachung und Sensibilisierung des Bewußtseins.

Die Sitzung des Ausschusses ist öffentlich. Bereits ab 14:30 Uhr demonstrieren Tierschützer und ich vor dem Rathaus für das Tierwohl.

Nach dem Unglück mit dem sterbenden Wallach auf der Königsallee entschied man sich einen Tag später, die große Parade durch den Hofgarten zu Fuß abzuhalten. Ein Beweis, dass es auch ohne Pferde ganz gut funktioniert und jeder Schritt in diese richtige Richtung gut tut.

In Bonn wurde entschieden, das ab 2022 im Karneval keine Pferde mehr eingesetzt werden.

Pferde sind sensible Fluchttiere. Alles, was rund zu einer Veranstaltung gehört inkl. Tansport ist Stress für die Tiere. Was sollen also schreckhafte, gestresste Pferde heute noch bei derlei Veranstaltungen, bei dem die Tiere, aber auch die kleinen und großen Gäste stark gefährdet sind?

Ein Insider, der seit seinem 11. Lebensjahr mit Pferden seit über 40 Jahren lebt und zusammen arbeitet, verriet mir folgendes:

"Beim Verleih der Pferde als sogenannte Leiharbeiter über einige Tage (!!) an die Schützen und Karnevalsvereine wittern die Reitstallbesitzer das große Geld. Die Pferde, meistens Schulungspferde, werden von den Vereinen angemietet und haben in den meisten Fällen keinen persönlichen Bezug zu ihren Reitern. Deshalb bin ich früher bei den Umzügen neben dem Pferd und Reiter gegangen und habe das Pferd geführt. Die Pferde werden sehr oft erst kurz vor dem Start des Umzuges mit Medikamenten wie Sedalin oder Domosedan vollgeballert, bzw. mit Spritzen in den Hals sediert. Kein Sportler würde das mit sich machen vor einem Wettkampf. Die Medikamente wirken schnell. Damit umgeht man mögliche Kontrollen durch Veterinäre nach dem Verladen und Aufstellen vor dem Unzug.
Das soll die Tiere wider ihrer Natur ruhigstellen. Eigentlich muss bei der Verabreichung der Medikamente das Körpergewicht des Tieres berücksichtigt werden, aber man schätzt lieber und verabreicht viel höhere Dosierungen. Die Medikamente kann man rezeptfrei vom Tierarzt erhalten. Der Einsatz ist verboten. Der Verkäufer verdient mit daran. Ohne die Verabreichung der Medikamente würden die Pferde beim Umzug durchdrehen und vor lauter Angst die Flucht ergreifen, Fluchttiere eben. Beim Umzug entsteht für das Tier ein wahnsinniger Stress, die Augen weit aufgerissen, schwitzend und aufgrund der Sedierung ohne Fluchtreflex. Ich habe beispielsweise Menschen aus Vereinen kennengelernt, die ihre eigenen Reitpferde bei den Umzügen nicht einsetzten, da man ihnen das nicht zumuten wollte, aber die Leihpferde nahm man gerne dafür."

Vielleicht wäre es ein erster Schritt, das man gesetzlich vorschreibt, das nur noch Pferdebesitzer mit ihrem eigenen Pferd beim Umzug mitreiten und grundsätzlich keine Pferde mehr ausgeliehen werden dürfen? Nur Pferdebesitzer, die ihr Pferd seit Jahren kennen, jeden Tag sehen, haben eine innige Beziehung zu ihrem Tier.

Wahrscheinlich wären deutlich weniger Pferde beim Umzug im Einsatz, denn welcher Eigentümer möchte gern die Knochen seines Pferdes riskieren, sein Pferd über Tage mit Medikamenten vollstopfen und diesem Stress ausliefern?

Aber das würde das Leid der Tiere im Umzug auch nicht verbessern und wäre nicht konsequent.

Das Problem sitzt auf dem Pferd.

Die Tiere sollen mit Schmerzen und Medikamenten kontrolliert werden.

Oft beobachtete Anzeichen für Stress ist das enorme Schwitzen der Tiere schon vor Zugbeginn, beim vorherigen Verladen und Transport. Die Tiere schlagen mit dem Kopf, Tänzeln, Rollen mit den aufgerissenen Augen, die Ohren reagieren hektisch. Die Tiere drehen sich rückwärts, drängen sich an andere Pferde usw, usw.

Bei den sogenannten, vorgeschriebenen "Gelassenheitsprüfungen" (GHP)  werden die auf Geräusche sehr sensibel reagierenden Tiere auf ihren Charakter, Vertrauen und Erziehung geprüft. Diese leider nicht immer vorschriftsmässig vorgenommenen Prüfungen sind nicht mit dem Tierschutz vereinbar. Die Tiere werden langen Stresszeiten ausgesetzt, bis ihre natürlichen Instinkte unterdrückt sind.
Die Reiterlobby sieht das natürlich anders und verweist auf niedrige Stresswerte für die Tiere bei den Gelassenheitsprüfungen und es sei zumutbar, das die Tiere bei Umzügen mitlaufen.

Oft gibt es kein Vertrauenverhältnis zum Reiter.Die meisten Reiter kennen die Tiere gar nicht, ein Tierarzt ist kaum in der Nähe. Der Reiter sollte maximal 1/7 des Pferdegewichtes wiegen. Schauen Sie bei den nächsten Schützenumzügen mal genau hin.

Es gibt noch viele andere Punkte, wie Pflege der Hufe, Versorgung mit Wasser/Nahrung, Sedierungen, Ohren, Augen, Sicherheit für Mensch und Tier.

Ich bin ein großer Freund des rheinischen Brauchtums, liebe den politischen Karneval und die Sport Events in Düsseldorf, aber bitte, ohne Tiere.

Warum kann man nicht endlich zum Wohl der Tiere und der Menschen mit diesen Traditionen brechen? Wovor haben Schützen und Karnevalisten Angst ?

Gerade unsere junge Generation möchte keine leidenden Tiere im Brauchtum, Pferdesportevents oder im Zirkus mehr sehen. Aber gerade das Brauchtum benötigt Nachwuchs an jungen Menschen.

Ich meine, es ist Zeit für eine Modernisierung für dieses Thema.

Und diese Modernisierung sollte sich auch bitte der Vorstand, sowie die Mitarbeiter/Innen der Stadt-Sparkasse-Düsseldorf zu eigen machen und sich vom Engagement vom Pferderennsport distanzieren.

Die Landeshauptstadt Düsseldorf sollte konsequent handeln und den Einsatz von Pferden bei Schützen - und Karnevalsumzügen endlich verbieten oder zumindest auf meinen Kompromiss eingehen, das keine Leihpferde mehr bei Schützen und Rosenmontagsumzügen mehr eingesetzt werden. Am Besten gar keine Pferde mehr !

Zu diesem Thema wird es im Herbst in Düsseldorf einen rundenTisch geben.

Ich hoffe sehr, dieser "runde Tisch" bringt uns schnell zum Thema "Tierwohl" weiter.

Autor:

Andreas Vogt aus Düsseldorf

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