Spurensuche: Sakrale Heimat der Protestanten

Die Johanneskirche wurde am Nikolaustag 1881 feierlich eröffnet. Sie zählt zu den bekanntesten Beispielen für den Rundbogenstil. Foto: Siegel
  • Die Johanneskirche wurde am Nikolaustag 1881 feierlich eröffnet. Sie zählt zu den bekanntesten Beispielen für den Rundbogenstil. Foto: Siegel
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Zu den markantesten Gebäuden in der Düsseldorfer Innenstadt gehört die Johanneskirche am Martin-Luther-Platz. Obwohl ihr Bau in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts fällt – und der Sakralbau damit vergleichsweise jung ist –, hat sie eine bewegte Geschichte hinter sich.

Wandelt man im Niederrheinischen auf religiösen Pfaden, kommt man nicht an der katholischen Kirche vorbei. Kaum zu glauben, dass der Protestantismus nicht erst mit den Preußen nach Düsseldorf kam. Bereits im 16. Jahrhundert keimten hier die ersten evangelisch-lutherischen Gemeinden.

Am 8. Januar 1825 vereinigten sich reformierte und lutherische Protestanten zur evangelischen Kirchengemeinde Düsseldorf. 34 Jahre später wurde beschlossen, eine Kirche auf den heutigen Martin-Luther-Platz zu bauen: die Geburtsstunde der Johanneskirche.

Vor dem Hintergrund der Spannungen zwischen Katholiken und Protestanten sollte bewusst ein Zeichen gesetzt werden, denn statt weiterhin im Verborgenen wollten die damaligen Protestanten den Gottesdienst in einem repräsentativen Gebäude an einem prominentem Ort feiern. So konnte der Bau der Kirche auch nur gegen den erbitterten Widerstand der katholischen Bevölkerungsmehrheit durchgesetzt werden.

Bis 1874 zogen sich die Verhandlungen mit der Stadt über das Baugrundstück. Ein Jahr später wurde der Grundstein gelegt. Es dauerte dann schließlich bis zum Nikolaustag 1881, bis die von den Architekten Walter Kyllmann und Adolf Heyden entworfene Kirche eingeweiht wurde.

61 Meter misst das Kirchenschiff in der Länge. Der Turm des größten evangelischen Sakralbaus in Düsseldorf ragt 85,7 Meter hoch in den Himmel – damals das höchste Gebäude in der heutigen Landeshauptstadt. Ursprünglich bot die Johanneskirche – wegen ihrer Größe im Volksmund auch Stadtkirche genannt – 1.600 Besuchern Platz.

Die Johanneskirche gehört deutschlandweit zu den bekanntesten Beispielen für den Rundbogenstil, einem historisierenden Baustil des späten Klassizismus, der typisch für die damalige Zeit war. Fenster und Zwerggalerien erinnern an die rheinische Romanik. Typisch für den Zeitgeist ist auch, dass in den Fassaden des Querhauses Elemente der toskanisch-umbrischen Gotik eingearbeitet worden sind.

Wie viele andere Gebäude auch fiel die Johanneskirche den Bombardements des zweiten Weltkriegs zum Opfer. Im Verlauf eines aliierten Luftangriffs am 12. Juni 1943 stürzte das brennende Dach in sich zusammen und beschädigte den Innenraum der Kirche nachhaltig.

Beim sogennanten „Pfingstangriff“ fielen innerhalb von 80 Minuten 1.300 Spreng- und circa 225.000 Brandbomben auf Düsseldorf. Tausende Gebäude wurden zerstört – darunter Schloss Jägerhof, der Malkasten, das Schauspielhaus und der Hauptbahnhof. Über 600 Menschen wurden getötet.
Nach dem Krieg stand die Idee im Raum, die Kirche abzureißen. Stattdesssen erfolgte zwischen 1951 und 1953 der Wiederaufbau. Von Rudolf von Beckerath stammt die bis 1954 fertiggestellte Orgel.

Seit 1995 dient die Johanneskirche als evangelisches Begegnungszentrum. Viele kulturelle Veranstaltungen finden hier statt, Ausstellungen genauso wie Konzerte.

Autor:

Sascha Ruczinski aus Schwelm

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