Spurensuche: Der Uhrenturm an der Grafenberger Allee

Friedrich Huppertz und Klaus Lehmann. im Treppenhaus des Uhrenturms.
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Vor der Arbeitsagentur an der Grafenberger Allee steht ein einsamer alter Uhrenturm. Er stand einst auf dem Werksgelände der Eisengießerei Haniel & Lueg, die 1975 ihre Tore schloss. Der im Jahre 1875 erbaute und heute denkmalgeschützte Uhrenturm diente damals als Torwärterhaus. Durch ihn gelangten die Arbeiter in das Werk. Um das historische Gebäude zu erhalten, haben private Sponsoren, insbesondere das Unternehmen Hochtief und das Düsseldorfer Arbeitsamt im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, den Turm 1995 aufwändig renoviert. Heute befinden sich dort das „Herrmann-Harry-Schmitz-Institut“ und die „Hermann-Harry-Schmitz-Societät“.

Das kleinste Düsseldorfer Kulturinstitut

„Es ist das kleinste Düsseldorfer Kulturinstitut, das ohne Förderung auskommt und sich allein durch eigne Mittel finanziert“, sagt Ehrenpräsident Klaus Lehmann stolz. Düsseldorf feiert 2013 nicht nur das 725. Stadtjubiläum, sondern gedenkt auch des 100. Todestages des Schriftstellers Hermann Harry Schmitz. Der Satiriker wurde am 12. Juli 1880 in Düsseldorf geboren. Aus Verehrung für Heinrich Heine, der bis zu seiner Taufe 1825 Harry Heine hieß, legte er sich den zweiten Vornamen „Harry“ zu. Nach Schmitz wurden 2001 die Abendrealschule in Rath und 2002 eine Straße in Oberbilk benannt. Mit dem Schreiben und Erzählen von grotesken Katastrophengeschichten machte er sich bald in Düsseldorf einen Namen. Eine Kaffeemaschine wird da zum lebensbedrohlichen Instrument und die Wellenbadewanne von Onkel Willibald überschwemmt die ganze Stadt. Eine erste Veröffentlichung hatte er 1906 in der Satire-Zeitschrift "Simplizissimus". Ab Dezember 1907 erschienen seine Geschichten regelmäßig im Düsseldorfer General-Anzeiger (heute die Westdeutsche Zeitung). Sein erstes Buch kam 1911 unter dem Titel „Der Säugling und andere Tragikomödien“ erfolgreich in den Handel. Schmitz war ein gern gesehener Gast in der Düsseldorfer Gesellschaft sowie auf Presse- und Theaterbällen. Elegant gekleidet trug er seine Geschichten vor, was ihm den Beinamen der „Dandy vom Rhein“ einbrachte. Sein Vorbild war Oscar Wilde. So wurde er bald der beliebteste Alleinunterhalter der - von ihm bespöttelten - bürgerlichen Düsseldorfer. Innerhalb kurzer Zeit war er weit über Düsseldorfs Grenzen hinaus bekannt und verschiedene Verlage brachten seine Geschichten als Buch heraus. Seinen Bürojob konnte er endgültig an den Nagel hängen, nun war nur noch Literat und Poet. Auf dem Höhepunkt seines Lebens, gezeichnet von Krankheiten, erschoss er sich jedoch am 8. August 1913 in einem Hotel in Bad Münster am Stein. Richtig gesund war Schmitz eigentlich nicht mehr seit der ersten Lungenentzündung im Alter von 15 Jahren. Er wurde erst 1919 beerdigt, da sein Vater sich nicht von der Urne mit der Asche trennen wollte.

Ein Museum, das erstiegen werden muss

Die rund 54 Quadratmeter des Museums verteilen sich auf vier Ebenen von jeweils 13 Quadratmetern. Daher besteht das Institut vor allem aus vielen Treppenstufen, über die Besucher durch die Ausstellung laufen. Auf liebevolle Weise wird den Besuchern ein Bild von der schillernden Persönlichkeit des Satirikers präsentiert. Ein kleiner Shop und Harry's Bar befinden sich unter demselben Dach.

Für 2013 hat sich das Institut viel vorgenommen: Lesungen auf dem Bücherbummel auf der KÖ, eine Sonderedition Wein, eine Briefmarke und die Versteigerung eines Faksimiles des letzten Telegramms Schmitzs vor seinem Selbstmord.

Noch bis zum 29. Juli ist im Uhrenturm eine Ausstellung von selten gezeigten Zeichnungen und Collagen von Franz Witte zu sehen. Friedrich Huppertz, einer der Chefkustoden des HHS-Instituts, führte um 1970 eine Galerie, in der er die letzte Ausstellung des Zeichners und Malers präsentierte. Franz Witte wurde 1927 in Düsseldorf geboren und war als junger Mann Meisterschüler Otto Pankoks an der Kunstakademie Düsseldorf. Anfang der 1950er-Jahre war Witte als Maler auf dem Höhepunkt seiner Karriere, schuf zahlreiche Bilder und Zeichnungen. Als man seine Malweise mit der Picassos verglich, zerstörte er in einem Anfall von Wut und Depression die meisten seiner Werke. Der Turm ist immer geöffnet montags von 18 bis 20 Uhr, Grafenberger Allee 300.

Die Bezirksvertretung 2 (Flingern/Zooviertel) stellt Mitel aus ihrem Haushalt bereit, um das Ziffernblatt der Uhr instand zu setzen.

Mehr Infos im Internet: www.hermann-harry-schmitz.de

Autor:

Norbert Opfermann aus Düsseldorf

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