Ausflugstipp
Römisch, katholisch, rheinisch: Impressionen aus Neuss

Das Wahrzeichen von Neuss: St. Quirinus | Foto: © Margot Klütsch
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  • Das Wahrzeichen von Neuss: St. Quirinus
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Die kleine Schwester von Köln

Natürlich ist Neuss nicht mit der Millionen-Metropole Köln zu vergleichen. Trotzdem gibt es manche Gemeinsamkeiten zwischen den beiden "Schwestern": Beide liegen auf der linken Rheinseite, beide haben römische Wurzeln, sind katholisch geprägt und zeichnen sich durch rheinische Gelassenheit aus.

Das Frühjahr genießen auf dem Marktplatz. Das Rathaus aus den 1950er Jahren ersetzte den im Krieg zerstörten Vorgängerbau des 17. Jahrhunderts. | Foto: © Margot Klütsch
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Mit mehr als 150.000 Einwohnern ist Neuss die größte kreisangehörige Stadt Deutschlands und gleichzeitig eine der ältesten, denn schon 16 v. Chr. errichteten die Römer hier das Militärlager Castrum Novaesium. Seit dem Mittelalter hatten die Kölner Erzbischöfe in Neuss das Sagen, nicht immer zur Freude der selbstbewussten Bürger. Wallfahrt und Wirtschaft florierten. Neuss wurde Mitglied der Hanse. Dass sich die Reformation unter der Herrschaft der Kölner Erzbischöfe nicht durchsetzen konnte, überrascht nicht. Spuren katholischen Lebens sind überall zu finden. Stadtpatron ist der Hl. Quirinus. Über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt ist das Neusser Bürger-Schützenfest. Es wird hier nicht weniger ausgelassen gefeiert als Karneval.

Das Quirinus-Münster

Das imposante Quirinusmünster im Zentrum gilt als Wahrzeichen von Neuss. Dass hier täglich gut besuchte Messen stattfinden, spricht für sich. Die spätromanische Pfeilerbasilika aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts war ursprünglich eine Stiftskirche. Es gab bereits Vorgängerbauten über einem spätrömischen Gräberfeld. Der Chor mit drei Apsiden in Form eines dreiblättrigen Kleeblatts schließt an Kölner Vorbilder an.

Die markanten Türme von St. Quirinus von Süden. | Foto: © Margot Klütsch
  • Die markanten Türme von St. Quirinus von Süden.
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Nach dem Brand von 1741 wurde über der Vierung die große barocke Kuppel mit der Figur des Hl. Quirinus errichtet. Zusammen mit dem Westturm prägt sie das Stadtbild. Die Architektur von St. Qurinus ist ein Paradebeispiel für den Übergang von der Romanik zur Gotik. Während spätromanische Formen die reich verzierte Außenarchitektur dominieren, kündigt sich im hohen lichten Innenraum mit seinen Spitzbögen bereits die Gotik an.

St. Quirinus: Reich verzierte Gurtbögen und Blick auf die Emporen mit bereits gotischen Spitzbögen. | Foto: © Margot Klütsch
  • St. Quirinus: Reich verzierte Gurtbögen und Blick auf die Emporen mit bereits gotischen Spitzbögen.
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Der Pilger, der Kardinal und das "Fringsen"

Die Bronzestatue des Hl. Jakobus (2007) von Bert Gerresheim auf dem Freithof zwischen Münster und Zeughaus erinnert daran, dass Neuss eine wichtige Station auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela war.

Bert Gerresheim: Hl. Jakobus (2007).  | Foto: © Margot Klütsch
  • Bert Gerresheim: Hl. Jakobus (2007).
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Südwestlich des Münsters steht das Denkmal für Josef Kardinal Frings (2000) von Elmar Hillebrand. Nicht ohne Stolz wird auf dem Sockel vermerkt, dass der Kölner Erzbischof und Neusser Ehrenbürger 1887 "zu Neuss am Rhein" geboren wurde und 1978 "zu Köln am Rhein" starb. Frings hatte 1945/46 in seiner Silvesterpredigt den Gläubigen versichert, dass es keine Sünde sei, sich im eiskalten Nachkriegswinter Kohle zu organisieren ("fringsen"), um nicht zu erfrieren.

Elmar Hillebrand: Denkmal für Josef Kardinal Frings, gebürtiger Neusser und Kölner Kardinal (2000). | Foto: © Margot Klütsch
  • Elmar Hillebrand: Denkmal für Josef Kardinal Frings, gebürtiger Neusser und Kölner Kardinal (2000).
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Und Düsseldorf?

Für Neuss ist es eine Herausforderung, sich im Umkreis der großen Städte zu behaupten. Deshalb hört man es hier nicht so gerne, wenn davon die Rede ist, dass Neuss gegenüber von Düsseldorf liege, besonders da die Landeshauptstadt im Zuge der letzten kommunalen Gebietsreform Neuss am liebsten eingemeindet hätte, wozu es ja bekanntlich nicht kam. Immerhin arbeitet die Neuss-Düsseldorfer-Häfen GmbH sehr erfolgreich. Und im Zentrum von Neuss wird Alt getrunken und an Karneval ertönt „ons Nüss helau".

Das Vogthaus am Münsterplatz: Hier gibt es Pils und Alt-Bier. | Foto: © Margot Klütsch
  • Das Vogthaus am Münsterplatz: Hier gibt es Pils und Alt-Bier.
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Bei schönem Frühlingswetter war ich in Neuss rund um St. Qurinus bis hin zum mittelalterlichen Obertor unterwegs. Ich habe eine entspannte und sympathische Stadt mit schönen Plätzen erlebt, in der nicht nur für das seelische, sondern auch für das leibliche Wohl bestens gesorgt wird. Ich würde mich freuen, wenn Ihr mich bei meinem Spaziergang begleitet.

Weitere Infos gibt es bei den Bildunterschriften.

Quellen: Infotafeln vor Ort und wikipedia

Autor:

Margot Klütsch aus Düsseldorf

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