Reise nach Nirgendwo

Hugo and friends - near, far ...
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Es war schon klar, dass ich Wiederholungstäter werden würde, nachdem ich im Juli 2008 erstmals dieses eigentümliche Gefährt namens „Draisine“ bestiegen hatte.

„Das gleichmäßige Rattern der schweren Räder auf eisernen Schienen untermalt melodiös die Bilder, die vor dem inneren Auge auftauchen,“ schrieb ich damals. „Pipi Langstrumpf, oder größere Banausen, die sich am Rande von Alltag und Gesellschaft auf einer Reise nach Nirgendwo befinden.“

„Nirgendwo“ hieß in diesem Fall „Kleve“ und tatsächlich hätte dieses Ziel im Halbnebel eher trostlos angemutet, wäre da nicht die überaus amüsante Hinfahrt in netter Gesellschaft mit Hugo & friends gewesen.
Als Gutschein hatte die Fahrt über Monate als eins der diesjährigen Geburtstagsgeschenke in der Schublade gelegen, das möglicherweise auch noch Jahrzehnte später als „nette Idee“ hätte verbucht werden können, wäre da nicht kurz vor Saisonende doch noch die Butter zu den Fischen getan worden.

Naja, zugegeben: So fein ging es letztendlich nicht zu. Die Club-Draisine mit ihren Sitzplätzen für bis zu 14 Personen bietet auch Platz für reichlich Proviant und Campingkocher. Wer allerdings behauptet, sie fahre deshalb im Kegelclubflair auf dem Abstellgleis, der fehlt.
Auf dem Weg durch idyllische Laubengänge, vorbei an sonntäglich belagerten Fußballplätzen, konnte bei Gaumenfreuden ohnegleichen die Seele nach Herzenslust baumeln: Ravioli, Texas-Feuertopf, Landjäger, Knabberkram und jede Menge Kuchen… Wer will da Fisch? - während diejenigen mit überschießender Kraft, den Karren in Richtung „Kleve, stillgelegter Hbf“ strampelten.

Dort begegnete man ihnen, den anderen, größeren Banausen:
Ganze Schweine hatten sie offenbar erlegt, um plattenweise Schnitzelchen mitzubringen. Großzügig wurden die Reste brüderlich von Draisine zu Draisine gereicht. Gut gestärkt machten die einen sich auf den Rückweg, während die anderen ihren Heimweg bereits Richtung Kleve angetreten waren.

Mit angebaumelter Seele schien die aufgekommene Sonne umso freundlicher, die wunderbar herbstliche Landschaft entlang der alten Schienen noch bunter und die von Bäumen umsäumten Bahngleise noch geheimnisvoller. Einmal mehr Spaß bereiteten die selbst zu betätigenden Ampel-/ Schrankenanlagen und für beste Unterhaltung sorgten auch die in regelmäßigen Abständen (alle 100m) aufgestellten Entfernungsschilder. Eine tolle Gelegenheit für ein wahrhaft fröhlich ausgelassenes Miteinander bot diese ungewöhnliche Zugfahrt.

Ein kurzzeitiges Entkommen nach Nirgendwo in einem Alltag, in dem es immer irgendwo was zu tun gibt.

Ein Erlebnisbericht über die draisinischen Grenzüberschreitungen aus dem Jahr 2008 findet sich hier. Es ist der sichere Beweis dafür, dass diese empfehlenswerte Erfahrung auch ohne Hugo ausgesprochen grenzwertig ist.

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Reise nach Nirgendwo
Autor:

Femke Zimmermann aus Düsseldorf

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