Kunstsammlung NRW zeigt Arbeiten des Schauspielers
O Mensch - Fotografien und Videos von Lars Eidinger im K21
Die Kunstsammlung NRW zeigt Foto-und Videoarbeiten des Schauspielers Lars Eidinger. Zu sehen ist eine Auswahl von 100 Fotografien sowie 12 Videos, die zwischen 2018 und 2024 zumeist unterwegs mit dem Smartphone oder der Spiegelreflexkamera aufgenommen wurden. Bilder aus dem Alltag aus aller Welt.
Lars Eidinger, 1976 in Berlin geboren, gehört zu den renommiertesten deutschen Schauspielern der Gegenwart. Seine Schauspielkunst ist auf vielen Theaterbühnen, in vielen Kinofilmen und Fernsehproduktionen gefragt. Zwischendurch legt er Platten auf, ist als DJ unterwegs. Da kommt er viel rum und als vielreisender Mensch führt er ein "audiovisuelles Tagebuch" wie er seine Lust am Fotografieren und Filmen beschreibt. So fotografiert er nicht nur in seiner Heimatstadt Berlin, sondern überall dort, wo Gastspiele oder Drehorte ihn hinführen: London, Paris, Peking, Tokio, Sydney, Seoul oder New York.
Alltagsbeobachtungen mit dem Handy
Zum Fotografieren benutzt er sein Smartphone, das er übrigens gar nicht so smart findet. Er nennt es lieber sein Telefon, mit dem er auch fotografieren kann. Vorteil beim Handy, es ist überall mit dabei, schnell und unmittelbar für ein Foto gezückt. Wobei er nicht nach Motiven sucht, er findet sie. Manchmal ist er auch mit der Spiegelreflexkamera unterwegs. Da besteht allerdings der Druck, tatsächlich nach Motive zu suchen, um mit Fotos nach Hause zu kommen. Sozusagen als Legitimation, dass man den ganzen Tag die Kamera mitgeschleppt hat.
Er fotografiert "Was da ist", wie er im Pressegespräch sagt. Alltagsleben, Banales, Tristesse und Vereinsamung, Obdachlosigkeit, Armut in verrotteten Innenstädten. Häufig sind Passanten bzw. Personen von der Seite oder von hinten zu sehen. Bilder, die eine vereinsamte und erschöpfte Gesellschaft zeigen. Das ist nicht neu. Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, sieht genau das, was Eidinger uns zeigt. Vielleicht sehen es aber nicht alle oder übersehen es. Haben nicht den empathischen Blick für Brüchigkeiten, Absurditäten oder den Sinn fürs Skurrile.
Poesie und Absurditäten
Manchmal wird es geradezu poetisch: Einige Fotografien wurden mit einem kurzen Gedicht in Form eines japanischen Haiku versehen. Die in Berlin lebende, japanische Dichterin Yoko Tawada hat sie mit zartem Bleistift an die Wand geschrieben. Zusammen mit der Fotografie entsteht dann nochmals eine ganz besondere Assoziation.
Eidingers Blick bleibt auch an Kuriositäten hängen. Man könnte sie als Absurditäten im Alltag bezeichnen, die einen erstaunen, überraschen, schmunzeln oder auch seufzen lassen. "O Mensch", der Titel der Ausstellung mag einem da über die Lippen kommen. Er entstammt einem Gedicht von Friedrich Nietzsche "O Mensch! Gib acht! Was spricht die tiefe Mitternacht?“ Ja, was spricht sie? Mit Deutungen hält sich Eidinger betont zurück. Das, was er in einem Foto sieht, muss nicht zwangsläufig für alle gelten. Betrachter und Betrachterinnen sollen selbst reflektieren, sich eigene Gedanken machen. Genau das ist ja das Spannende und Ziel der Ausstellung. Welches Foto einen besonders anspricht, verrät viel über einen selber.
Aber es funktioniert auch anders herum. Es ist mindestens genauso interessant zu sehen, welche Motive und Szenarien Lars Eidinger gefunden hat. An welchen Motiven und Details sein Blick hängen geblieben ist und er es wert fand, sie zu fotografieren. Eine gute Gelegenheit, Lars Eidinger jenseits seiner Schauspielkunst kennenzulernen.
Laufzeit der Ausstellung: 31.08.2024 bis 26.01.2025
Mehr Infos zum Besuch und zum Rahmenprogramm unter: www.kunstsammlung.de
Publikation:
Lars Eidinger, O Mensch. Berlin 2023 im Hatje Cantz Verlag mit Gedichten von Yoko Tawada
Die Fotos entstanden während der Pressevorbesichtigung.
Vielen Dank für euer Interesse!
Autor:Andrea Gruß-Wolters aus Duisburg |
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