Kunstpalast Düsseldorf
Neueröffnung Glassammlung im Kunstpalast mit "Mythos Murano"
Rund ein Jahr nach Wiedereröffnung des Kunstpalastes mit neu gestaltetem Sammlungsrundgang ist nun auch die Glassammlung wieder zu sehen. Zur Neueröffnung am 19.11.2024 gibt es auch eine Sonderausstellung :"Mythos Murano". Sie zeigt Glasobjekte, die auf der kleinen Laguneninsel bei Venedig entstanden sind und gewährt Einblicke in das kunstvolle Glasmacherhandwerk, in dem Herstellungsmethoden auch heute noch wie Geheimnisse gehütet werden.
Wer das hohe Foyer mit Blick auf das monumentale Glasfenster des niederländischen Künstlers Johan Thorn Prikker (1868-1932) betritt, muss sich entscheiden. Rechts geht es zur Glassammlung, eine der weltweit größten. Nach mehrjähriger, umfassender Sanierung des Bautraktes wird sie endlich am 19.11.2024 neu eröffnet. Links lockt ebenso die Sonderausstellung. In diesem neu geschaffenen Ausstellungsbereich werden jährlich wechselnde Themenausstellungen zu sehen sein. Den Anfang macht nun "Mythos Murano". Die Museumsleute haben sich ganz bewusst für das Thema Muranoglas entschieden und hoffen damit, Interesse zu wecken. Denn mit dem Wort "Murano" verbinden wohl die meisten hochwertige Glaskunst.
Muranoglas mit langer Tradition
Das Glasmacherhandwerk auf der kleinen Laguneninsel bei Venedig kann auf eine 700-jährige Tradition zurückblicken. In der Hafen- und Handelsmetropole Venedig waren die besten Rohstoffe verfügbar und neue Glassorten konnten hergestellt werden. Die Herstellungsmethoden wurden wie Geheimnisse gehütet. Die Vielzahl von Glasmachern über viele Generationen auf engen Raum sorgte für lebhafte Konkurrenz, Könnerschaft und Weiterentwicklung in Herstellung und Gestaltung. Die letzte großen Blütezeit war von 1920 bis 1970. Aus diesem Zeitraum besitzt der Kunstpalast eine umfangreiche Sammlung, aus der 135 herausragende Glasobjekte ausgestellt werden. Vieles wird zwar mittlerweile als Souvenirartikel für Touristen gefertigt, dennoch ist Murano nach wie vor der Inbegriff für kunstvoll gestaltete Objekte und Gebrauchsglas, was die Ausstellung eindrücklich beweist. Dedo von Kerssenbrock-Krosigk, Leiter der Glassammlung und Kurator der Ausstellung, erklärt, woran Muranoglas zu erkennen ist: „An virtuosen Formen und Farben. Selbst dem Fachmann bleibt es manchmal ein Geheimnis, wie Glasmacher in Murano verschiedene Farben in eine geschwungene Gefäßwand zaubern können. Oder wie ein hohes schlankes bizarres Fadenglas entstehen kann..."
"Mythos Murano" - bunt und poppig
Die Ausstellung beginnt geheimnisvoll. Auf schwarzem Hintergrund leuchtet in roter Neonschrift Mythos Murano. Daneben eine honigfarbene Glasskulptur, in der bei näherem Hinsehen Gesichtszüge zu erkennen sind. Unverkennbar eine Arbeit des Bildhauers Tony Cragg. Gegenüber überraschen Glasobjekte einer Mailänder Designfirma, die sich als Sexspielzeuge herausstellen. Ein üppig dekorierter, venezianischer Kronleuchter vor barocker Tapete darf natürlich nicht fehlen, bevor man den poppig bunten Ausstellungsraum betritt. Hier flaniert man dann entlang der Wandvitrine und zwischen einzelnen Vitrinen mit Murano-Schätzen... und staunt.
Glassammlung mit Spiegelgalerie
So schrill und poppig die Sonderausstellung, so wohltuend ruhig in Farbe und Präsentation die Glassammlung. Hier drängt sich keine aufdringliche Farbe hervor. Hellgraue und weiße Wände bestimmen die Innenräume. Die Vitrinen sind sparsam mit einzelnen Exponaten bestückt. Hier soll sich niemand von Ausstellungsfülle überfordert fühlen und sich ganz auf die einzelnen Exponate konzentrieren dürfen. Einzige Ausnahme: die Spiegelgalerie. Dort gibt es Glasobjekte en masse. Auf übervollen Regalen stehen Glasobjekte und Gebrauchsgläser dicht an dicht. Die lange Regalreihe spiegelt sich in den gegenüber liegenden, verspiegelten Wandflächen. Besucher/innen finden sich im farbenfrohen, formenreichen Depot aus Glas wider. Hier kann man stöbern, Bekanntes entdecken, sich über Skurriles amüsieren, Kitsch und Kunst stehen hier dicht bei einander.
Glassammlung - weltweit eine der umfangreichsten ihrer Art
In der gesamten Glassammlungspräsentation sind rund 2000 Exponate zu sehen, von der Antike über das Mittelalter bis hin zu zeitgenössischen Glasobjekten. Entweder folgt man dem chronologisch angelegten Rundgang oder lässt sich von Neugierde leiten. Mit 13.000 Objekten gehört die Glassammlung zu den weltweit größten und bedeutendsten. Grundstein der Sammlung gehörte einst zum Kunstgewerbemuseum, dessen Bestände vom Kunstpalast übernommen wurden. Der Düsseldorfer Architekt Helmut Hentrich (1905-2001) übertrug seit 1961 rund 3000 Objekte seiner privaten Sammlung in jährlichen Schenkungen an den Kunstpalast, gerne schon mal 300 pro Jahr. Aber auch weitere Personen und Institutionen haben durch Schenkungen zur Mehrung der Sammlung beigetragen. So kamen Objekte aus verschiedenen Epochen und Stilrichtungen in die Sammlung, die auch durch Ankäufe immer wieder erweitert wird. Ältere Ankäufe wie die Ziege von Marta Klonowska, die schon in der alten Präsentation zu sehen waren, sind jetzt im wahrsten Sinne neu aufgestellt. Nocturne #6 , ein lebensgroßes Kleid aus dunkel getöntem Bleiglas der US-amerikanischen Künstlerin Karen LaMonte ist einer der Neuankäufe und einer der absoluten Hingucker. Die Glasskulptur wurde in der Tschechischen Republik gefertigt. Die Tschechen haben ebenso wie die Italiener ein Händchen für die Glaskunst.
Auch in der Glassammlung gibt es einen speziellen Raum für Kinder. Ähnliche Erlebnisräume, in denen auch Erwachsene ihren Spaß haben, sind bereits im neuen Sammlungsrundgang des Kunstpalastes zu finden. Der Künstler und Illustrator Christoph Niemann hat sie entwickelt.
Wer den Artikel "Der Neue Kunstpalst für alle" nochmals lesen möchte, bitte sehr!
Glassammlung und Sonderausstellung "Mythos Murano" sind ab dem 19. November 2024 geöffnet.
Weitere Infos zu Besuch und Ausstellungen sowie Rahmenprogramm unter www.kunstpalast.de
Die Fotos entstanden während der Vorpräsentation. Sie sollen einen kleinen Eindruck der neu konzipierten Glassammlung sowie der Sonderausstellung vermitteln.
Ich freue mich über euer Interesse!
Autor:Andrea Gruß-Wolters aus Duisburg |
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