Neuer Krimi: Frostige Spannung in Düsseldorf

Achtung: Frostgefahr! Es ist kalt in Düsseldorf. Sehr kalt. Jedenfalls im gerade erschienen Kriminalroman „Soljanka“ von Niklas Frost ist es tiefster Winter.
In dieser Witterung recherchiert der Düsseldorfer Journalist Hans Stamm für eine fiktive Zeitung, das „Magazin“. Er ist gleich an mehreren Geschichten dran. Es geht um Satanismus und die Russenmafia und auch noch um einen Düsseldorfer Immobilienskandal, in den Oberbürgermeister Kostedde verwickelt sein soll. „Ist das nicht ein bisschen viel auf einmal?“, mag sich der Leser, der diese Themen dem Buchcover des im Emons Verlag erschienenen Romans entnehmen kann, fragen. Nein, ist es nicht.
Denn Niklas Frost verknüpft die Thematiken geschickt miteinander. Nichts wirkt „gewollt, aber nicht gekonnt“ in diesem Buch. Auch nicht, wenn es darum geht, Hans Stamm in Düsseldorf agieren zu lassen. Ob er sich mit seinem Freund Wanja, der nicht ganz unschuldig an der Immobiliengeschichte ist, in der „Nachbar“ in Flingern trifft, ob er im Rathaus an einer Sitzung teilnimmt oder ein Auto quer durch die Innenstadt verfolgt - Niklas Frost schafft es, die lokalen Gegebenheiten mit seiner Story eins werden zu lassen.
Sympathisch ist die Figur des Protagonisten: Hans Stamm ist ein bodenständiger Journalist, der sich um nichts mehr sorgt als seine schwangere Freundin Eva.
Mit dieser Figur hebt sich „Soljanka“ positiv von anderen Krimis ab, in denen die Ermittelnden immer mindestens eine Eigenart haben, die während des gesamten Handlungsstrangs zur Schau gestellt wird.
So bodenständig Hans Stamm ist, so undurchsichtig sind andere Figuren des Kriminalromans. Die Frage „Wer ist Freund, wer ist Feind?“ klärt sich vielfach erst auf den letzten Seiten auf. So bleibt es bis zum Schluss spannend. Auch dann erfährt der Leser erst, warum das Buch den Titel „Soljanka“ trägt. Eins sei verraten: Alleine der Essensgelüste Evas wegen ist er nicht geschuldet.
Wer auch im Sommer nichts gegen Lektüre hat, die im Winter spielt, und neben Düsseldorf auch noch eine Affinität zu Mecklenburg-Vorpommern und Österreich hat, dem sei dieser anspruchsvolle Krimi mehr als wärmstens zu empfehlen.