Nestbeschmutzer oder einfach nur dumm?


Eine Nachdenk-Geschichte


von Peter Ries

Alfred Clever und Walter Dummchen machen Urlaub im Sauerland. Während eines Grillfestes - bei dem jeder etwa zwei Schnitzeln, drei Bratwürstchen, Kartoffelsalat und reichlich alkoholische Flüssigkeit zu sich genommen hatte - stellten sie sich jeweils dem anderen vor.

Dummchen wollte unter anderem wissen, wo Clever denn seinen Lebensmittelpunkt habe, worauf Clever erwiderte, dass er aus dem schönen Düsseldorf sei und in einem der beliebtesten von zehn Stadtbezirken wohne, wo nur die bessergestellte Gesellschaft ihr Domizil habe. „Das kann dann nur Oberkassel oder Kaiserswerth sein“, meinte Dummchen. „Wie kommst du denn darauf?“, fragte Clever etwas verdutzt.

„Weil ich alle Stadtteile in Düsseldorf kenne - der schlechteste Stadtbezirk is eindeutig Garath - hoher Ausländeranteil, viel Kriminalität, Sozialhilfe-Schmarotzer und die Hälfte der Einwohner sind arbeitslose „Hartz Vierer“. „Ich sag´ dir - den Stadtteil kannste getrost vergessen; da is jeder andere Stadtbezirk hundertmal besser“, lallt Dummchen mit erhobenem Zeigefinger auf Düsseldorfer Platt für Anfänger und er fügt hinzu: „Wenne zum Beispiel bei der Vorstellung um en Arbeitsplatz oder ´ne Lehrstelle den Wohnort Garath an gibst´, hast´e Pech jehabt und nix is´mit Arbeit oder Lehrstelle. Ich frage mich, wie die darauf kommen, dat die Garather faul, kriminell oder asozial sin solle – es mir wirklich en Rätsel“.

„Nun - erwidert Clever - Ich habe gehört, dass vieles ´hausgemacht´ ist“. „Wie meinze dat denn?“, fragt Dummchen. Worauf Clever meinte: „Man kann von ´Nestbeschmutzer´ oder einfach nur Dummheit ausgehen, wenn so manche ihre eigene Heimat schlecht machen, indem sie jede Gelegenheit nutzen, ihr Unwissen, und die häufig von Vorurteilen geprägten Wort-Fäkalien kundzutun und dies auch noch in den den Sozialen Netzwerken zu texten - da müssen sie sich nicht zu wundern, wenn sie zum Beispiel angeblich keine Arbeit bekommen“.

„Wieso - ich sage doch nur, was auch stimmt“, rechtfertigt sich Dummchen und wiederholt bereits Gesagtes unter Hinzufügung, dass denen - die in Garath wohnen - ohnehin nicht mehr zu helfen sei.

Clever war eigentlich schon sehr müde und wollte zu Bett gehen. Aber nicht ohne das Gespräch mit einem „cleveren“ und denkenswerten Abschluss zu krönen:

„Statt sich daran zu ergehen, seine Heimat schlecht zu machen, rate ich jedem, sich vorher einmal zu fragen, welchen Beitrag er oder sie leisten kann, um ihren Stadtteil aufzuwerten und damit das Image zu verbessern. Es gibt so viele Möglichkeiten. Ich denke da zum Beispiel an die Mitwirkung in einer der vielen Vereine, die sich unermüdlich und ehrenamtlich für ihren Stadtbezirk engagieren. Dazu zählen Bürgervereine, Heimatvereine, Schützenvereine, Sozialvereine, Spielplatzpaten, Park Paten, Nachbarschaftshilfen und, und, und – denk mal darüber nach. So, und jetzt gute Nacht – bis morgen.

Ach, bevor ich es vergesse: Wo kommst du noch mal her?“ Dummchen: „Aus Garath – aber die bessere Ecke.“

In diesem Sinne. Denkt mal A L L E darüber nach!

Autor:

Peter Ries aus Düsseldorf

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