Musik deines Geistes

Du Gott,
eines Tages, als Du ein wenig Lust auf etwas anderes hattest,
hast Du den heiligen Franz erfunden und aus ihm Deinen Gaukler gemacht.
An uns ist es, uns von Dir erfinden zu lassen,
um fröhliche Leute zu sein, die ihr Leben mit Dir tanzen.
Um gut tanzen zu können –
mit Dir oder auch sonst,
braucht man nicht zu wissen,
wohin der Tanz führt.
Man muss ihm nur folgen,
darauf gestimmt sein,
schwerelos sein,
und vor allem:
man darf sich nicht versteifen.
Man soll Dir keine Erklärung abverlangen
über die Schritte, die Du zu tun beliebst,
sondern ganz mit Dir eines sein –
und lebendig pulsierend
einschwingen in den Takt des Orchesters,
den Du auf uns überträgst.
Man darf nicht um jeden Preis
vorwärts kommen wollen.
Manchmal muss man sich drehen
oder seitwärts gehen.
Und man muss auch innehalten können.
Oder gleiten, anstatt zu marschieren.
Und das alles wären
ganz sinnlose Schritte, wenn die Musik
nicht eine Harmonie daraus machte.

Wir aber, wir vergessen sofort die Musik Deines Geistes.
Wir haben aus unserem Leben eine Turnübung gemacht.

Madeleine Delbrel

aus: Madeleine Delbrêl, Wir Nachbarn der Kommunisten

Autor:

Claudia Lopatta aus Düsseldorf

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