Mein Ausflugstipp: Is(s) was?! Essen und Trinken in Deutschland
Kohlroulade, Currywurst, Kaviar: Essen und Trinken hat in Deutschland viele Facetten - vom Genuss über Gesundheitsfragen hin zum Mittel sozialer Abgrenzung oder bloßer Nahrungsaufnahme. Mit über 1.200 Objekten beleuchtet die Ausstellung im Haus der Geschichte in Bonn die Bandbreite der Ernährungsgewohnheiten in Deutschland. Die Besucher begegnen Alltäglichem und Kuriosem rund um ihr tägliches Essen. Anschaulich erfahren sie Moden, Trends und Lebensstile, aber auch gesellschaftliche Realitäten und Mentalitäten.
Ausgehend von der Gegenwart bezieht die Präsentation die chronologische Entwicklung der letzten sechs Jahrzehnte sowie den vergleichenden Blick auf Ost und West mit ein. Die Ausstellung schärft das Bewusstsein dafür, welche Faktoren die Ernährungsweise des Einzelnen wie der Gesellschaft insgesamt beeinflussen.
Du bist, was Du isst
Die Entscheidung, was, wo, wie und mit wem wir essen, hängt stark von den Gegebenheiten unseres Alltags ab. Ernährungsweise und Lebensstil bedingen sich wechselseitig. Eine große Rolle spielen individuelle Haltungen und Überzeugungen sowie die von Beruf, Familie und materiellen Voraussetzungen bestimmten Rahmenbedingungen. Wie sehr die Esskultur Bestandteil und Folge unserer Lebensweise ist, verdeutlicht die Ausstellung an zahlreichen Beispielen und zeigt Ursachen für den Wandel der Ernährungsgewohnheiten auf.
Multikulti-Küche
Bei vielen Deutschen ist der Speiseplan inzwischen "multikulturell", vor allem der Besuch ausländischer Lokale gehört zum Alltagsleben. Die Ausstellung zeigt
u. a. das Gästebuch der ersten deutschen Pizzeria, die schon 1952 in Würzburg eröffnete, und erinnert für die DDR an das legendäre Japan-Restaurant "Waffenschmied", das durch den Kinoerfolg "Sushi in Suhl" bekannt wurde, sowie an das italienische Lokal "Fioretto" in Ost-Berlin, das 1989 sogar im Gourmetführer "Gault Millau" Erwähnung fand.
Preis und Qualität
Gesundheitliche, ethische und ökologische Kriterien sind für viele Menschen entscheidend für die Auswahl ihrer Ernährung. Für die Mehrheit der Bevölkerung ist aber nach wie vor der Preis das wichtigste Kriterium bei der Nahrungsmittelversorgung. Ausstellungsstücke aus einem "Naturkostladen" von 1975 stehen für die Anfänge der "biologischen" Lebensmittelversorgung in Deutschland, die in den 1980er Jahren auch in Ostdeutschland Resonanz fand, wie das frühe Beispiel der anthroposophischen Gemeinschaft in Leipzig zeigt.
Mangel und Überfluss
Zum Erfahrungshorizont der Älteren gehört noch die Mangelerfahrung der Kriegs- und Nachkriegszeit. Für die große Mehrheit ist heute die märchenhafte Vorstellung vom Schlaraffenland nahezu Realität geworden. Die überbordenden Konsummöglichkeiten haben den Umgang mit Nahrungsmitteln grundlegend verändert. Zwei Exponate − ein exklusives, mit Goldstaub dekoriertes "Vollmondbrot" und "Brotpellets", die als Heizmaterial dienen − veranschaulichen die Spannbreite. Zu den Schattenseiten der Wohlstandsgesellschaft gehört jedoch neben der Vernichtung von Lebensmitteln auch eine neue Ernährungsarmut. Die Ausstellung macht die wachsende Zahl von Menschen zum Thema, die aufgrund ihrer finanziellen Situation Probleme haben, sich aus eigenen Mitteln ausreichend zu versorgen. Junge "Mülltaucher" ernähren sich sogar ganz bewusst von den oft noch genießbaren "Abfällen" der Supermärkte.
Ausstellung: Is(s) was?! Essen und Trinken in Deutschland
28. März – 12. Oktober 2014
Di – Fr 9 – 19 Uhr; Sa/So Feiertage 10 - 18 Uhr Eintritt frei
Autor:Norbert Opfermann aus Düsseldorf |
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