Leise und laute Stimmen – hin zum Glück

Christian und Chor der Fighting Spirits
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Kick-Off-Konzert der Fighting Spirits im Düsseldorfer Theater der Träume

Wenn junge Menschen an Krebs erkranken, gibt ihnen das Musikprojekt „Fighting Spirits“ Mut und neue Lebenskraft. Eine plötzliche, schwere Erkrankung stellt die Jugendlichen und ihr Umfeld vor einen großen Einschnitt in ihrem Leben. Über dieses Projekt erfahren die Kinder Gemeinschaft und Hoffnung – besondere Erlebnisse, wie die Vorbereitung und Bewältigung eines Musikkonzerts, ermöglichen intensive Glücksmomente. Ergotherapeut und Musiker Frank Gottschalk gründete die Gruppe vor vier Jahren in der Kinderonkologie des Universitätsklinikums Düsseldorf. Im Theater der Träume starteten die Fighting Spirits ihre „Komm-Mit“-Tour 2015 – und begeisterten 800 Zuhörer mit ihren abwechslungsreichen Songs, darunter Musikstücke mit selbst geschrieben Melodien und Texten.

Stimmen vor dem Konzert

Frau Kremer und Frau Glettenberg, beide aus dem Medienbereich der Uniklinik Düsseldorf, haben Angehörige mitgebracht. Sie „wollen alles auf sich zukommen lassen“, erwarten durchweg positive Emotionen. Zwei von ihnen hatten bereits früher ein Konzert besucht. Frau Strotmann freut sich besonders auf den „Spirit“, den diese Kinder weitergeben. Sie möchte mit viel Applaus zur guten Stimmung beitragen, vielleicht auch, weil sie selbst schon einmal in einer ähnlichen Situation war.

Jörg Tünsmeyer, Vater zweier gesunder Kinder und eng befreundet mit dem Vereinsvorstand, freut sich, Menschen zu sehen, die trotz schwerer Schicksale am heutigen Abend einige Stunden glücklich sein dürfen. Er ist beeindruckt von der Leistung, den diese Amateurkünstler auf die Beine stellen, und erwartet viele positive Emotionen – kann sich aber auch vorstellen, dass Tränen rollen werden.

Martina Beneke, deren Nichte an Krebs erkrankt ist, hofft auf einen schönen Abend –auch mit schweren Momenten; sie glaubt aber, dass das Publikum vor allem das Positive mitnehmen wird. Sie wünscht, dass die Kinder sich selbst eine Stimme geben.

Claudia Linßen und Sonja Feichtinger aus Wuppertal sind Arbeitskollegen einer „Spirit-Mutter“. Sie haben den Flyer gelesen, sind sehr gespannt und erwarten ein buntes Programm, das trotz der Darstellung durch Laien sehr professionell „herüberkommt“, das mitreißt und begeistert.

Auch Pastor Kursawa aus der Gemeinde Schwalmtal, dem Sitz des Fördervereins, ist angereist. Er ist überzeugt, dass „die jungen Leute ein musikalisch anspruchsvolles, unterhaltendes Programm machen – denn sie wollen kein Mitleid. Im Gegenteil: Sie zeigen trotz lebensbedrohlicher Umstände, wie sie etwas aus ihrem Leben machen“. Diese bemerkenswerte Leistung möchte er durch seine Anwesenheit solidarisch unterstützen.

Dr. Balzer aus der Kinderonkologie Düsseldorf kennt viele Kinder persönlich: „Die Musikinitiative vermittelt den Kindern Kampfgeist – und Freude an der Musik, neben dem Klinikalltag. Sie dürfen Gemeinschaft erleben und einfach Spaß haben. Ich erwarte ein tolles Konzert und habe vorab bereits ihre CD gehört“.

Dr. Wessalowski, Oberarzt aus der Düsseldorfer Kinderonkologie, erwartet „neben einer tollen Show auch einen Wechsel von Gefühlen, die Freude wird jedoch im Vordergrund stehen“.

Die Show: Musik, Film und mehr ...

Moderatorin und Vorstandsmitglied Michaela Steffen dankt dem Publikum im bis auf den letzten (Steh-)platz gefüllten Saal fürs Kommen – denn das ist die größte Freude für die „Kämpfenden Geister“. Rund 800 Menschen aller Altersklassen sind der Einladung gefolgt, trotz diverser Tunnel- und Brückensperrungen, sogar der Düsseldorfer Oberbürgermeister ist präsent.

Mitreißende Songs, persönliche Erfahrungen der Spirits und selbstgedrehte Filmausschnitte bestimmen die Show: Christian sollte laut ärztlicher Diagnose nie mehr gehen können. Sitzend singt er „Wolke Sieben“, steht mit Hilfe auf und geht über die Bühne.

Sophia, ein neuer „Spirit“, hat sich einen Chorleiter „irgendwie anders als Frank“ vorgestellt, der mit ausgefallener Frisur und Turnschuhen auf gleicher Augenhöhe wie die Jugendlichen agiert. Sie war überwältigt über die offenen Arme und die Freundlichkeit, mit der die Gruppe sie sofort aufgenommen hat.
Einem „Spirit“ der ersten Stunde geht es heute nicht so gut. Im Gespräch mit „Boss Frank“ erzählt Alina von ihren Lieblingsliedern. Mischa Züwerink von der Musical Academy singt für sie und alle Anwesenden den „Nessaja-Song“ aus einem Musical von Peter Maffay: „Im Herzen bin ich ein Kind geblieben ...“. Die Musical Academy unterstützt die Spirits heute gemeinsam mit einem Gospelchor in zwei Songs.

Nicht nur positiv ...

Auch ruhige, leise Stücke gehören zum Repertoire der Spirits, sie verarbeiten hier den Verlust ehemaliger Gruppenmitglieder. Zwei selbstkomponierte Lieder lassen das Publikum ganz leise werden. Emotionsstark singt Juliane „Hin zum Glück“ für einen verstorbenen Spirit – Jacky –, die letztes Jahr noch mit aufgetreten war. Beim anschließenden Song „Happy“ fühlt der Keyboarder, der sonst in der „Undercover-Crew“ spielt, noch immer seine zitternden Hände. Diese Band hat ein enges Verhältnis zu den Spirits aufgebaut, kennengelernt haben sie einander auf der „Kinderlachen-Gala“. Mittlerweile absolvierten sie einige gemeinsame Auftritte, unter anderem in der Dortmunder Westfalenhalle.

Das letzte Lied drückt noch einmal die Verbundenheit der Kinder und Jugendlichen aus – und ihre Hoffnung, dass es immer weiter geht. „In diesem Moment“ halten einander alle an den Händen, nur eine Kerze spendet zartes Licht und Fotoimpressionen zeigen Ausschnitte der Zeit mit Nadine, die in den Herzen aller weiterlebt. „Wir möchten leise laut werden“, sagt Michaela Steffen zum Abschluss – und genau das haben die Spirits mit diesem Konzert geschafft.

Eindrücke der Zuschauer

Was sagt der Oberarzt, der einige „seiner“ Kinder nach Jahren wieder gesehen hat? „Die Gruppe kann viele Menschen mitreißen – sie hat noch eine Menge Potential, um weiter zu helfen und zu ermutigen.“

Und der Pastor? „Die ‘Spirits‚ haben, wie erwartet, ausgesprochen gut unterhalten, tolle Musik gemacht – es war bewegend. Durch unglaubliche Anstrengung und dem Schreiten über die eigene Befindlichkeit hinaus haben sie anderen, meist gesunden Menschen, etwas Positives gegeben. Ich glaube, es gibt keinen Zuschauer, der nicht betroffen nach Hause geht – vielleicht verändert er seinen bisherigen Standpunkt. Ich habe heute gelernt, dass Menschen in einer Situation, die sich stark von der Mehrheit unterscheidet, sensibler, feinfühliger und herzlicher sind – miteinander und zu anderen“.

Frau Strotmann ist überwältigt von der Kraft und Stärke dieser Kinder, sie nimmt nur positive Erinnerungen mit: „Das Konzert war fantastisch, es hat meine Erwartungen noch übertroffen: der ‘Spirit‚ kommt ‘voll herüber‚“. Frau Kremer hingegen ist noch aufgewühlt, emotional mitgenommen. Sie braucht Zeit, um wieder „runterzukommen“.

Der aus Frankfurt angereiste Jörg Tünsmeyer gibt zu, so starke Emotionen nicht erwartet zu haben, selbst bei ihm seien Tränen geflossen. „Es war ganz toll. Meine Erwartung ist mehr als erfüllt worden. Wenn man die Schicksale und Geschichten der Jugendlichen erfährt; ihr eigenes Risiko und die teils ungewisse Zukunft sieht – und wie sie den Umgang mit dem Tod bewältigen, dann macht das unsere eigenen Probleme so klein ...“.

Wie es weitergeht

Jeder Einzelne der Fighting Spirits sowie die Mitglieder des gleichnamigen, ehrenamtlichen Fördervereins hoffen, dieses Projekt und diese Idee in viele Kliniken weiter tragen zu können. In Zukunft gehört auch eine Tanzchoreographie zum Programm. Weitere Konzerte der Komm-Mit! Tour finden statt in
Münster, Factory Hotel, 16. Mai 2015
Nordhorn, Kloster Frenswegen, 20. Juni 2015

Informationen unter www.fightingspirits.de

Autor:

Mirjam Bauer aus Essen-Ruhr

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