„Lasst die Kirche im Dorf“
Die Evangelische Kirche will die Hoffnungskirche ab 2011 nicht länger unterhalten.
Darum lud die ev. Kirchengemeinde zu einem Ideenworkshop am Mittwoch, 27. Oktober, in die evangelische Hoffnungskirche, Ricarda-Huch-Straße 3, ein. Hier wurden mit allen Interessierten gemeinsam nach neuen Ideen und Wegen gesucht, wie eine Weiternutzung der Räumlichkeiten langfristig sichergestellt werden kann. Ziel war es, sowohl bestehenden Gruppen eine Weiternutzung in den nächsten Jahren zu ermöglichen, als auch neue Nutzungen möglich zu machen.
Folgende Fragen sollten beantwortet werden:
„Was kann im Gebäude der Hoffnungskirche zukünftig stattfinden? Wo kommt das Geld für den Unterhalt des Gebäudes her? Wie sollen die Verantwortlichkeit und die Haftung aussehen? Und für wen soll das Haus offen stehen? Und wer macht mit und wer macht was?“
Zum Ende des Ideenworkshops wurden ca. 300 Karten mit Vorschlägen vorgestellt. Von GmbH über Aktiengesellschaft bis hin zu E-Bay-Shop und Konzerten und Kletterhalle waren die Vorschläge. Diese Ideen werden nun von einer siebenköpfigen Gruppe, bestehend aus drei Vertretern des Presbyteriums, drei Mitarbeiter des Mehrgenerationenhauses Hell-Ga und einem Unternehmensberater unter die Lupe genommen. Danach sollen weitere Gespräche mit den unterschiedlichsten Institutionen- darunter auch die Kirche und die Stadt Düsseldorf stattfinden.
Konzeption für die Weiterführung als Gemeindezentrum:
Dr. Hans-Joachim Grumbach, Vorsitzender der Freien Wähler-Gemeinschaft Garat/Hellerhof (F.W.G.) und Bezirksvertreter Peter Ries – beide Mitglieder der Ratsfraktion FREIE WÄHLER Düsseldorf:
„Die bisherigen Diskussionen rund um die zukünftige Nutzung des Gebäudes der Hoffnungskirche durch den derzeitigen Eigentümer und Betreiber, der evangelischen Kirchengemeinde Garath hat gezeigt, dass man sich zwar sehr viele Gedanken um die Möglichkeiten einer kurzfristigen Kostensenkung gemacht hat, jedoch scheinbar keine tragfähigen Ideen für eine zukunftsweisende und kostendeckende Konzeption einer Weiterführung als Gemeindezentrum entwickelte. Dies mag auch daran liegen, dass die Diskussionen um eine - aus Sicht des Presbyteriums offensichtlich notwendige neue Konzeption - bisher in einem sehr engen Personenkreis geführt wurde und der Rest der Gemeinde und der Bürgerinnen und Bürger in dem Glauben gelassen wurde, die öffentlich gemachten Zusagen seitens der Kirchengemeinde aus dem Jahr 2007 seien für diese nach wie vor bindend“.
Zwei Steinwürfe entfernt:
Die wirtschaftliche Ausgangssituation der katholischen Kirchengemeinde in Garath gestaltet sich kaum anders. Hier hat man allerdings vor geraumer Zeit ein Konzept erarbeitet und beschlossen, welches sich nun in der Umsetzung befindet. Auch dieses Konzept beinhaltet zum Teil schmerzhafte Einschnitte, wurde jedoch als schlüssige Gesamtkonzeption präsentiert. Kern dieser Konzeption ist es, sich nicht nur situationsbedingt von Immobilien zu trennen, sondern im Gegenzug einen räumlichen Ausgleich zur erfolgreichen Fortführung der Arbeit der Gemeinde und ihrer Gruppen zu schaffen – dies in Gestalt eines Neubaus eines Gemeindezentrums auf der Freifläche von Sankt Mathäus an der René-Schickele-Straße.
Für Jochen Grumbach stellt sich die Situation nun so da, dass die katholische Kirche an Sankt Mathäus ein zukünftiges Flächendefizit diagnostiziert hat, während die evangelische Kirche an der Hoffnungskirche, die sich kaum zwei Steinwürfe von Sankt Mathäus entfernt befindet, über Raumkapazitäten verfügt, die sie in der bestehenden Form nicht weiter nutzen möchte. Diese Analyse kann und muss Ausgangspunkt für eine Vision sein, die das Ziel verfolgt, den drohenden Leerstand nebst Verfall der Hoffnungskirche bei gleichzeitig ungewisser Zukunft des Mehrgenerationenhauses Hell-Ga und die Überbauung einer sehr schönen Gartenanlage zu vermeiden.
„Bevor nun beide christlichen Kirchengemeinden ihre bestehenden Vorhaben getrennt voneinander vorantreiben, sollten alle Beteiligten ernsthaft prüfen, ob der bisher nicht vermietete Teil der Hoffnungskirche baulich so verändert werden kann, dass er als Gemeinde- oder Stadtteilzentrum weiter betrieben werden kann. Zum Beispiel als ökumenische Einrichtung“, so Grumbach weiter.
„Nicht wegzudenken“, Kommentar von Peter Ries
„Das Presbyterium hat beschlossen, die Hoffnungskirche in Garath zu verkaufen. Über 900 Besucher und 25 Gruppen verlieren damit ein Stück Heimat. Der Grund ist mal wieder das Geld. 100.000 Euro sollen durch den Verkauf oder Verpachtung gespart werden. Niemand der Verantwortlichen macht sich wirklich Gedanken darüber, was mit den monatlich über 900 Besuchern und den Vereinen geschehen soll, die sich in über vierzig Jahren Hoffnungskirche zu einer festen Struktur gebildet haben. Ihnen wird ein Stück Heimat und Zuversicht genommen. Von den über die 40 Ehrenamtlichen - die sich freiwillig ohne Bezahlung für ihre Kirche und die Mitmenschen einsetzen - ganz zu schweigen.
Man sollte nicht vergessen, dass sich in Deutschland 36 % aller Bürgerinnen und Bürger ab 14 Jahren freiwillig engagieren – das sind mehr als 23,4 Millionen Menschen. Davon setzten sich 6 Prozent für die kirchliche Arbeit ein. (Quelle: Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend). Das Finanzvolumen, was durch unbezahltes bürgerliches Engagement jährlich eingebracht wird, ist immens. Daher sollte das Ehrenamt geachtet, geschätzt und gefördert werden - als Ziel und nicht als Instrument zur Lösung von Finanzproblemen.
Ein demokratisches Gemeinwesen braucht das unbezahlte, freiwillige Engagement der Bürgerinnen und Bürger; sie aber ihrer Wirkungsstätte zu berauben ist unsozial und somit kontraproduktiv, und dient eher nicht dazu, den Menschen christlichen Glauben zu vermitteln und an die Kirche zu binden.
Jüngste Änderungen der Sozialgesetzgebung, die die Erfüllung der sozialen Aufgaben und Dienstleistungen nach dem Marktprinzip umzugestalten versuchen, stellen Kirche und soziale Einrichtungen zwar vor erheblichen Problemen; Sie dürfen aber den Gesetzen des Marktes nicht unterworfen werden, da dies weder der Sache noch den Menschen dienlich ist.
Durch Schließung oder Verkauf von Gotteshäusern kapituliert die Kirche und befördert "sich ins Abseits." Denn gerade in Zeiten des zunehmenden sittlichen und moralischen Werteverfalls und der seelischen Vereinsamung von Alleinerziehenden und älteren Menschen darf die Kirche sich nicht aus betriebswirtschaftlichen Gründen zurückziehen.
Die Hoffnungskirche hat sich zu einer Einrichtung entwickelt, die aus unserem sozialen und kulturellen Leben nicht mehr wegzudenken ist; Sie ist ein Ort der Orientierung und der Nächstenliebe, an dem untereinander und für andere die je eigene Verantwortung bejaht und praktiziert wird; Sie ist Begegnungszentrum für Senioren und Vereine, für Zusammenkünfte und kreative Arbeit und somit Lebensraum, Gesicht und Mitte unseres Stadtteils. Ein Ort der HOFFNUNG; Sie ist ein „Mehrwert“ jenseits aller Kosten-Nutzen-Rechnungen. Darum sage ich: Lasst die Kirche im Dorf!
Autor:Peter Ries aus Düsseldorf | |
Webseite von Peter Ries |
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