Kunst und Alchemie - Das Geheimnis der Verwandlung
Das Museum Kunstpalast überrascht zur dritten Quadriennale, die unter dem Leitthema "Über das Morgen hinaus" steht, mit der Alchemie.
Kunst und Alchemie - Rembrandt und Rubens versus Beuys und Neo Rauch?
Die Wandlung (Transmutation) von Stoffen, das Erfinden neuer Materialien oder die Erforschung der Welt sind Bereiche, welche die mittelalterlichen Hexenmeister mit den heutigen Forschern und besonders mit den Künstlern aller Epochen verbinden.
Eigenes künstliches Gold machen in Zeiten knapper Kassen? Das Geheimnis der Verwandlung der Materie hat schon in allen Zeiten die Menschen interessiert. Warteschlangen vor der Eröffnung künden davon, dass die "Transmutation" auch heute wieder ein Thema ist.
Das Museum Kunstpalast in Düsseldorf beleuchtet in seiner am 4.4.2014 eröffneten Ausstellung nun erstmals in Deutschland eine alle Epochen und Gattungen übergreifende Verbindung von Kunst und Alchemie.
Mit rund 250 Exponaten kommen sowohl Künstler des 16. und 17. Jahrhunderts als auch die der modernen und zeitgenössischen Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts zu Wort.
Zur Eröffnung waren zahlreiche Besucher erschienen, die sich durch die abgedunkelten Räume und ferne geheimnisvolle Klangmuster in die Welt des finsteren Mittelalters entführen ließen.
In einzelnen Stationen ausgehend vom "Experiment" erlebt man in Gemälden, Zeichnungen und Büchern sowie Original-Pergamenten, wie der Alchimist seine Kräuter destilliert hat, medizinische Präparate erfand und sich mit anderen Gelehrten über garantiert wirksame Rezepturen ausgetauscht hat.
Die Ausstellung ist nach Themenbereichen wie Entwicklungs-Stationen gegliedert, Wandtexte mit Literaturauszügen und Zitaten geben zusätzliche Denkanstöße. Kunstwerke und Objekte werden in Beziehung gesetzt, das Verhältnis zwischen Alchimisten und Künstlern scheint fließend zu sein.
Während man tiefer in die Museumsräume eindringt, fühlt man sich zugleich immer mehr in eine geheimnisvolle Atmosphäre eintauchen. Es zischt und tönt von den illuminierten Wandbildern her.
Beißender Geruch kündigt das Laboratorium an - eine Alchemistenküche mit Gerätschaften des 17. und 19. Jahrhunderts lädt den Betrachter zu Phantasiespielen wie im Historienfilm ein.
Hinter einem transparenten Vorhang kann man Töpfe, Tiegel, Flacons, Destillierkolben erkennen. Ein angeketteter Alligator schwebt unter der Decke - sein Hexenmeister scheint nur für einem Moment hinaus gegangen zu sein.
Der Wandtext verkündet: "Der Welt kommt ein Maximum an Sein und ein Minimum an Wissen zu, dem Menschen höchstes Wissen und ein bisschen Sein. Bovillus (Charles de Bouelles), Liber de Sapiente, 1510."- Ein eiserner Hexenstuhl von 1575 lädt hingegen nicht wirklich zum Sitzen ein.
Über "Aufklärung und Okkultismus" geht es weiter in eine Kunst- und Wunderkammer, wie sie früher an Fürstenhöfen zu bestaunen war. Kuriose und exotische Kostbarkeiten gibt es zu entdecken: Exponate aus fernen Ländern wie Kugelfische, Korallen und Muscheln, Schränkchen mit Geheimfächern, verzierte Totenschädel und eine ballförmige Skulptur aus tausenden kleiner Mäuseschädel.
"Neugier" und "Feuer und Erde" brachten den Forschern in China und Indien und später auch in Meißen zumindest das "Weiße Gold" in Form von Porzellan.
Ausgehend davon, dass zunächst Gold hergestellt werden sollte, erschien dann das Gold-Fälschen effektiver, schließlich wurden Banknoten gefälscht.
Um 1870 erscheint die Alchemie in einem neuen Gewand. Die Destillation weicht den photographischen Verfahren, und die Goldmacherei der Banknotenfälschung, aber im übrigen bleibt es beim Ausspruch von Lampedusas' "Leopard": Es muss sich alles ändern, damit es so bleibt, wie es ist".
Kleinste Flacons mit Farbpulvern erinnern daran, dass die Verwandlung, die "Transmutation" auch als Vorgang der Färbung zu verstehen ist. Über das Färbemittel, also die "Tinktur", ist der Bogen zur Farbpalette der Maler gespannt, welcher schließlich auch ein Farbrausch sein kann.
Wir kommen in die Gegenwart - die Räume sind hell und weiß gestrichen. Leuchtend bunte Exponate, Neonschrift, Kohle mit goldfarbenem Überzug, ein modernes Labor der Nuklearzeit, ... lassen uns fasziniert staunen und über die komplexen Beziehungen nachdenken.
Anish Kapoor sagt zu seiner Rauminstallation "White Sand, Red Millet, Many Flowers" von 1982: "... Transformation von Material in etwas Goldähnliches, Spirituelles, einen höheren Wert - Kunst."
Das Geheimnis der Verwandlung wird gelüftet vom 5.4. bis 10.8.2014, Eintritt 12 €, ermäßigt 9,50 €. Weitere Infos unter www.smkp.de.
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Das anspruchsvolle wie unterhaltsame Rahmenprogramm bietet ausführliches Material zum Mysterium Alchemie:
Vorträge, Filme, Performances, Chemische Experimente, Musik, Bücher (vielleicht um künftig sein eigenes Gold zu machen?)
Im Familienprogramm werden auch die kleinen Zauberlehrlinge ihren Spaß haben.
Neben den Führungen zur Ausstellung findet am 13.5.14, 16 Uhr, in Zusammenarbeit mit der VHS-Düsseldorf ein Gespräch vor ausgewählten Bildern statt. Hier erfahren Sie, welche Wege die Alchemie auch heute noch eröffnet, um die Natur ganzheitlich zu erfahren.
Es wird sowohl über die Geheimnisse der mittelalterlichen Farbherstellung (am 24.4.14, 19 Uhr) als auch über krank oder gesund machende Farbpigmente referiert (am 6.5.14, 15 Uhr).
Am 4.5.14, 17 Uhr, tauschen sich der TV-Moderator Ranga Yogeshwar und Professor Dr. Wolfgang Ullrich über Kunst und Alchemie im digitalen Zeitalter aus. Erfahren Sie, wo die Kunst im Angesicht der rasanten medialen und technologischen Entwicklungen in Zukunft stehen wird.
Der Hexenmeister in Ihnen sollte sich die chemischen Experimente im Zauberlabor (am 3.6.14, 15 Uhr) nicht entgehen lassen. Und wenn Sie schon den Film "Das Parfum" gut fanden, wird Sie auch der Vortrag des Parfümeurs Geza Schön am 6.6.14, 19 Uhr, über die Alchemie der Düfte zum Staunen und Träumen bringen.
Alchemie will wandeln, umwandeln, verwandeln - ähnlich wie die Musik. Musikliebhaber sollten sich rechtzeitig um Karten für das Konzert am 16.5.14, 19 Uhr bemühen. Karten für 15 € gibt es unter www.robert-schumann-saal.de.
Im musikalischen Vortrag am 31.7. 14, 19 Uhr, gilt es "Himmlische Harmonien". Die Renaissance-Künstler wollten der "Weltharmonie" auch musikalisch auf die Spur kommen. Karten für 8 € unter www.robert-schumann-saal.de.
Autor:Dorothea Weissbach aus Oberhausen |
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